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10 Tipps: Kommunikation mit Patienten

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Übung Weilheim bei Fa. Fischer, angenommene Lage: Massenkarambolage auf A8Bremen (rd.de) – Die Kommunikation mit Patienten macht einen wesentlichen Teil der Behandlung aus. Eine gelungene Kommunikation entscheidet darüber, welche Informationen der Behandelnde vom Patienten bekommen kann und wie der Patient seine eigene Behandlung erlebt. Der 118. Ärztetag hat sich 2015 dafür ausgesprochen, der Kommunikation ein größeres Gewicht im Gesundheitswesen zu geben. Die Fähigkeiten, die dafür erforderlich sind, sollen stärker in die Ausbildung miteinbezogen werden.

Kommunikation im Rettungsdienst

Was für den behandelnden Arzt gilt, gilt auch für Rettungsdienstmitarbeiter im Umgang mit Patienten. Auch hier spielt die gelungene Kommunikation eine wesentliche Rolle für den Behandlungserfolg. Nur über die aktive Kommunikation mit dem Patienten, das vertrauensvolle Gespräch, kann der Helfer beispielsweise Informationen über Symptome erhalten, erfahren, wie die Schmerzwahrnehmung ist und wie er auf verabreichte Medikamente reagiert. Darüber hinaus kann der Rettungsdienstmitarbeiter mit einer erfolgreichen Kommunikation dem Verunfallten Sicherheit geben. Hierfür muss er im Gespräch mit dem Patienten in eine vertrauensvolle Beziehung  zu ihm treten, ihn über die Behandlung aufklären und so Ängste abbauen.

10 Tipps für eine gelungene Kommunikation mit Patienten

Im folgendem haben wir 10 Tipps zusammengestellt, die zu einer gelungenen Kommunikation zwischen Patient und Rettungsdienstmitarbeiter führen:

  1. Versuchen Sie, sich in die Situation des Patienten zu versetzten. Er hat aller Wahrscheinlichkeit nach Schmerzen, Angst und fühlt sich Ihnen womöglich ausgeliefert.
  2. Der Zugang zum Patienten und sein Vertrauen sind wichtig. Wenn Sie merken, dass Sie einen „schlechten Tag“ haben, lassen sie ihrem Kollegen den Kontakt mit dem Patienten aufbauen.
  3. Konzentration und Eile spielen in vielen Fällen eine sehr wichtige Rolle. Vergessen Sie aber nicht, dass Sie es immer mit einem Menschen zu tun haben. Dieser ist kein Gegenstand, sondern hat emotionale Bedürfnisse.
  4. Wenn der Patient ansprechbar ist, möchte er aller Wahrscheinlichkeit nach auch darüber informiert werden, welche Verdachtsdiagnose gestellte wurde und wie die weiteren Schritte aussehen.
  5. Überfallen Sie den Patienten nicht mit Fragen. Strahlen Sie Ruhe aus, stellen Sie sich vor.
  6. Stellen Sie offene Fragen. Diese animieren den Patienten zum Reden. Fragen mit Ja/Nein-Antworten sind meistens weniger informativ. Ausnahme: der Patient hat Atembeschwerden.
  7. Lassen Sie den Patienten unbedingt ausreden. Sollte er zu ausschweifend oder konfus reden, unterbrechen Sie ihn kurz und versuchen Sie das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.
  8. Sprechen Sie umgangssprachlich mit ihrem Patienten. In den meisten Fällen hat er nicht das Wissen oder die nötige Verfassung, um medizinischen Fachbegriffen zu folgen.
  9. Verwenden Sie keine Suggestivfragen, da sie dem Patienten so Antworten in den Mund legen. Sie wollen authentische Informationen.
  10. Versuchen sie das Thema „kommunikative Kompetenz“ auch ihren Kollegen näher zu bringen und zusammen mit diesen zu üben.
Auch das Zuhören kann eine wichtige Funktion in der Behandlung des Patienten haben- Symbolfoto: Markus Brändli

Auch das Zuhören kann eine wichtige Funktion in der Behandlung des Patienten haben. Symbolfoto: Markus Brändli

(Text: Sebastian Sachs, Sozial- und Verhaltenswissenschaftler, Rettungsassistent, freiberuflicher Dozent und ehemaliger Leiter einer Rettungsdienstschule, www.rettungsdienstausbildung.info; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 26.04.2016)


TECC: Taktische Verwundetenversorgung in Terror-Lagen

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TECC_290Offenbach/Queich (rd.de) – Die Terror-Anschläge von Paris am 13. November 2015 bedeuteten für den zivilen Rettungsdienst der französischen Hauptstadt eine extreme Lage. In Deutschland werden sich viele Rettungsfachkräfte gefragt haben, wie bzw. ob sie auf solch eine Situation vorbereitet sind. Die Akademie des Deutschen Berufsverbandes Rettungsdienst (DBRD) vermittelt seit kurzem in einem zweitägigen Kurs das erforderliche Know-how.

Tactical Emergency Casualty Care-Guidelines“ (TECC) nennt sich ein Konzept, das die DBRD-Akademie ihren Kursteilnehmern näherbringt. Es leitet sich aus militärischen Versorgungsstrategien der US-Army ab (TCCC – Tactical Combat Casualty Care) und wurde unter anderem für zivile Rettungsdienste sowie Feuerwehren modifiziert. Es handelt sich insofern um in der Praxis bewährte Leitlinien, keine starren Protokolle.

TECC: Taktische Verwundetenversorgung

„Gerade die Erfahrungen, die während der Anschläge um den Boston-Marathon gemacht wurden, haben gezeigt, dass IEDs (improvisierte Sprengkörper) auch außerhalb militärischer Gefechtszonen zu finden sind“, erklärt Marco K. König, 1. Vorsitzender des DBRD und Nationaler Koordinator TCCC Deutschland. Deshalb wolle man mit den TECC-Kursen auch taktisch nicht ausgebildetes Rettungsfachpersonal ansprechen. Die zivilen Notärzte, Notfallsanitäter und Rettungsassistenten unterstützen die Polizei vielfach in solchen Lagen und sind für die Versorgung der Verletzten zuständig. Deshalb lernen die Teilnehmer, wie sie in diesen speziellen Situationen adäquat zu reagieren haben und medizinisch lebensrettende Maßnahmen durchführen können (taktische Wundversorgung).

Die Teilnehmer des TECC-Kurses lernen, wie sie in Gefahrenlagen adäquat zu reagieren haben und medizinisch lebensrettende Maßnahmen durchführen können. Foto: DBRD

Die Teilnehmer des TECC-Kurses lernen, wie sie in Gefahrenlagen adäquat zu reagieren haben und medizinisch lebensrettende Maßnahmen durchführen können. Foto: DBRD

Zum Lehrstoff gehört unter anderem:

 

  • Verwundete aus der Gefahrenzone retten.
  • Blutstillung mittels Tourniquet.
  • Durchführung eines adäquaten Atemwegsmanagements bis hin zur Koniotomie.
  • Versorgung von Thoraxverletzungen bis hin zur Entlastungspunktion.
  • Einsatz von Hämostyptika und Packing zur Blutungskontrolle.
  • Etablierung eines adäquaten Zuganges (i.v./i.o.) und Bestückung.
  • Management des hämorrhagischen Schocks (Volumengabe, Gabe von Tranexamsäure).
  • Therapiestrategien: Gabe von Analgetika, Antibiotika.
  • Evakuierung und zielgerichteter Abtransport.

Das Board der National Association of Emergency Medical Technicians (NAEMT) führe die TECC-Kurse unter der Schirmherrschaft ihres PHTLS-Programms durch. Die Teilnehmer des Kursformats würden nach den laufend aktualisierten TECC-Guidelines ausgebildet und trainiert, heißt es auf der Website der DBRD-Akademie.

„Der Kurs kombiniert auf diese Weise die Prinzipien von PHTLS und TCCC mit den TECC-Guidelines und den Empfehlungen aus dem ‚Hartford Consensus Document‘ zu Amok- und Scharfschützenlagen“, erläutert König.

Weitere, ähnlich gelagerte Kurse bieten in Deutschland zum Beispiel folgende Institutionen an:

•    Tactical Rescue & Emergency Medicine Association (TREMA),
•    Sanitätsschule Nord,
•    Trainingszentrum für Erste Hilfe & Notfallmedizin, Hamburg,
•    Tactical Responder,
•    CTC Medical.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur www.rettungsdienst.de; Symbolfotos: DBRD; zuletzt aktualisiert: 04.05.2016)

Berufseinstieg: 20 Tipps damit es klappt (Tipps 1 bis 5)

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Malteser NT auf dem Festplatz Oberboihingen

Bremen (rd.de) – Rettungsdienst hat viel mit Routine und Erfahrung zu tun. Neulingen mangelt es hieran zwangsläufig. Wir haben 20 Tipps zusammengestellt, die den Einstieg in den Berufsalltag erleichtern werden. In diesem Beitrag geht es beispielsweise um die Kommunikation im Rettungsdienst und die Zusammenarbeit mit dem Notarzt. Hier die ersten 5 von 20 Tipps.

Tipp 1: Den Rettungswagen richtig abstellen

Auch nach dem Erreichen der Einsatzstelle ist Sicherheit – wie schon auf der Anfahrt – das höchste Gebot. Ein oftmals vernachlässigter Aspekt ist dabei die korrekte Parkstellung des Rettungswagens.

Um die Einsatzstelle als solche zu markieren, sollte neben dem schon bei der Anfahrt eingeschalteten Abblendlicht und der Warnblinkanlage grundsätzlich das blaue Blinklicht und – wenn vorhanden – die Umfeldbeleuchtung genutzt werden. Dies hat zweierlei Gründe: Zum einen werden vorbeifahrende Fahrzeugführer daran erinnert, ausreichend Sicherheitsabstand zu halten. Zum anderen ist die Einsatzstelle für nachrückende Rettungsmittel wie Notarzt- Einsatzfahrzeug oder Rettungshubschrauber schon von weitem bzw. aus der Luft erkennbar.

Die Einsatzstelle sollte zudem möglichst „überfahren“ werden. Das bedeutet, dass nicht unmittelbar vor einem Wohnhaus gehalten werden soll, sondern fünf bis zehn Meter weiter. So kann die Patientenfahrtrage direkt im Eingangsbereich vorbereitet werden, ohne sich selbst im Weg zu stehen.

Handelt es sich um einen Verkehrsunfall, muss individuell entschieden werden, wo der Rettungswagen zum Halten kommen soll. Entweder, der Fahrer stellt seinen RTW vor der Unfallstelle ab, um diese vor dem noch laufenden Verkehr zu schützen. Oder er überfährt, wie oben beschrieben, die Einsatzstelle, um in einem sichereren Bereich arbeiten zu können.

Rettungsdienst - Notarzt

Abgestellte Rettungswagen an der Einsatzstelle.

Ist die Feuerwehr zwecks technischer Hilfeleistung ebenfalls erforderlich, daran denken, dass zum Beispiel ein Rüstwagen relativ dicht an die unmittelbare Unfallstelle platziert werden muss. Zuvor eingetroffene Rettungsfahrzeuge können da leicht zu Hindernissen werden. Zum Teil gibt es regionale Absprachen zwischen den Fachdiensten, wie geparkt werden sollte.

Prinzipiell ist es ratsam, Rettungswagen in einer schrägen Parkposition abzustellen. Gerade bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV) oder bei der Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Polizei, ist das wichtig. So können die Rettungsfahrzeuge problemlos abrücken, und das Ein- bzw. Ausladen beispielsweise der Trage wird ebenfalls nicht behindert.

Tipp 2: Notarzt – ja oder nein?

Wird ein RTW-Team ohne Notarzt zu einem Notfall geschickt, gilt es, vor Ort möglichst zügig herauszufinden, ob nicht doch ein Arzt erforderlich ist.

Um in allen Situationen und auch unter Stress richtig entscheiden zu können, empfiehlt es sich, nach Algorithmus vorzugehen. Auch wenn es anfangs ungewohnt sein mag, immer dieselben Fragen zu stellen und dieselben Arbeitsschritte durchzuführen, ist es wichtig, konsequent vorzugehen.

Am verbreitetsten dürfte das ABCDE-Schema sein. Egal, ob Unterschenkelfraktur oder Herzinfarkt, Hyperventilation oder Schlaganfall – immer gilt es abzuklären: Sind die Atemwege frei? Ist die Atmung suffizient? Wie ist die Kreislaufsituation? Zeigt der Patient neurologische Ausfälle und wie ist der Blutzucker? Liegen Begleitverletzungen vor und wie sind die äußeren Umstände der Verletzung bzw. der Erkrankung? Außerdem gilt es, die Schmerzsituation zu beachten.

Ist ein Organsystem gestört, mit Komplikationen zu rechnen oder ist die Situation nur mit erweiterten medizinischen Maßnahmen zu beherrschen, muss ein Notarzt nachalarmiert werden. Auch wenn sich ein Patient dazu entscheidet, den Transport zu verweigern, sollte ein Notarzt hinzugezogen werden.

Prinzipiell gilt: Wer im Zweifel ist, ob ein Notarzt benötigt wird oder nicht, sollte ihn nachfordern.   

Tipp 3: An den Eigenschutz denken!

Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) dient der Einsatzkraft als Schutz vor diversen Gefahren unterschiedlichster Art. Angefangen bei der Kontamination mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten bis zu herabstürzenden Gegenständen, kann die PSA wortwörtlich lebensrettend sein.

Standard bei jedem Einsatz sind S3- Sicherheitsschuhe zusammen mit einer Einsatzhose mit Reflexstreifen und einem T-Shirt bzw. Poloshirt oder einem Hemd. Letztere sollten grundsätzlich in der Hose getragen werden, um einem Hängenbleiben vorzubeugen.

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Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) dient der Einsatzkraft als Schutz vor diversen Gefahren unterschiedlichster Art. Foto: Maximilian Kippnich

Konsequent sollten möglichst schon auf der Anfahrt Einmalhandschuhe angezogen werden. Diese sind während der gesamten Einsatzdauer zu tragen bzw. gegen neue auszutauschen. Bei einigen Meldebildern kann es indiziert sein, ein zweites Paar überzuziehen. Eine Ausnahme stellt der Fahrer dar. Er sollte während der Fahrt noch keine Einmalhandschuhe tragen oder diese mit Erreichen des Zielortes gegen ein neues Paar austauschen. Die Gefahr, dass die Handschuhe während des Fahrens Schaden nehmen und dadurch ihre Schutzwirkung einbüßen, ist groß.

Erweitert wird die PSA bei schlechtem Wetter, bei Einsätzen im Straßenverkehr sowie bei der technischen Rettung um eine genormte Einsatzjacke. Bei Bränden, Verkehrsunfällen oder der Rettung aus einem Gefahrenbereich muss die PSA um einen Helm ergänzt werden. Auch schwerere „TH-Handschuhe“ können beim Umgang mit Schaufeltrage, Spineboard und Tragestuhl im engen Treppenhaus hilfreich sein.

In angloamerikanischen Rettungsdiensten ist es bereits vorgeschrieben, Schutzbrille und Mundschutz bei invasiven Maßnahmen wie Intubation, Legen einer Thoraxdrainage oder einer großlumigen i.v.-Kanüle anzuziehen. Besteht die Gefahr, mit Körperflüssigkeiten des Patienten in Kontakt zu kommen, sollte daran gedacht werden.

Tipp 4: Was mitgenommen werden sollte

Das Meldebild der Leitstelle kann stark von der tatsächlich Situationen abweichen, auf welche die Rettungskräfte vor Ort treffen. Aus diesem Grund ist es schwer vorherzusagen, welche Geräte und welche Ausrüstung bei der Versorgung des Notfallpatienten benötigt werden.

Mit Notfallrucksack, EKG/Defi, Beatmungsgerät sowie Absaugpumpe lassen sich in der Regel alle Szenarien beherrschen. Deshalb sollte diese Ausrüstung standardmäßig mit zum Notfallpatienten genommen werden.

Eine wichtige Ausnahme stellen Kindernotfälle dar. Taucht bei der Meldung ein Hinweis auf ein beteiligtes Kind oder einen Jugendlichen auf, ist das erwähnte Set um den Kindernotfallkoffer zu ergänzen.

Zusätzliche Spezialausrüstung wird oft auf Notarzt-Einsatzfahrzeugen mitgeführt. Vom NEF-Fahrer muss daher auf der Anfahrt überlegt werden, ob bestimmte Ausrüstungsgegenstände benötigt werden könnten. Ist eine Reanimation zu erwarten, wäre dies zum Beispiel eine automatisierte Thoraxkompressions- Hilfe.

Bei traumatologischen Notfällen bzw. Einsatzstellen in größerer Entfernung empfiehlt es sich, Spineboard mit Zervikalstütze, Notfallrucksack, Absaugpumpe und Sauerstoffeinheit mit Beatmungsgerät auf die Fahrtrage zu legen und das gesamte Equipment zum Patienten mitzunehmen. Das spart Kraft und Zeit.

Tipp 5: Kommunikation im Rettungsdienst ist das A und O

Der Team-Gedanke sollte bei einer RTW-Besatzung einen hohen Stellenwert haben. Um im Einsatz als Einheit zu funktionieren, ist Kommunikation das A und O. Alle sollten zu jedem Zeitpunkt auf demselben Informationsstand sein und wissen, was die anderen im Team gerade machen.

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Um im Einsatz als Einheit zu funktionieren, ist Kommunikation das A und O. Foto: Markus Brändli

Umso mehr Rettungskräfte an der Patientenversorgung beteiligt sind, desto schwieriger wird dies. Deshalb ist es von größter Bedeutung, jeden Arbeitsschritt und jede Information klar an alle Teammitglieder weiterzugeben.

Das kann wie folgt aussehen: Der Rettungsassistent überträgt dem Rettungssanitäter die Aufgabe, ein 12-Kanal-EKG anzulegen. Erst wenn alle Elektroden angebracht sind, ein EKG von guter Qualität angezeigt wird, der QRS-Ton eingeschaltet ist und ein Rhythmusstreifen ausgedruckt wurde, meldet der Rettungssanitäter Vollzug: „Das 12-Kanal- EKG ist ohne Probleme angelegt, hier der Rhythmusstreifen.“

Aus diesem recht einfachen Satz kann der Rettungsassistent mehrere Schlüsse ziehen. Der Prozess ist abgeschlossen; es gab keine Schwierigkeiten. Der Rettungssanitäter ist bereit für seine nächste Aufgabe.

Auch wenn ein Notarzt hinzukommt, sollte so verfahren werden. Laut und deutlich sollte der Arzt zum Beispiel seine Verdachtsdiagnose dem Team mitteilen. Nur so können Rettungsassistent und -sanitäter mitdenken und die weiteren Schritte angehen.

Zusammengefasst: Es müssen immer klare Aufträge formuliert werden und diese dem Durchführenden mitgeteilt werden. Dieser bestätigt den Auftrag und gibt Rückmeldung, sobald er seinen Auftrag erfüllt hat.

(Unser Autor: Maximilian Kippnich, cand. med. Universitätsklinikum Würzburg, Rettungssanitäter, Zugführer, Fotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 06.05.2016)

Berufseinstieg: 20 Tipps damit es klappt (Tipps 6 bis 10)

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Bremen (rd.de) Der Einstieg in den Berufsalltag beim Rettungsdienst kann gerade für Neulinge herausfordernd sein. Zwar sollte in der Ausbildung das nötige Wissen auch in der Praxis vermittelt worden sein. Woran es aber Neulingen im Rettungsdienst zwangsläufig fehlt, ist die Routine. Wir haben 20 Tipps zusammengestellt, die die Grundlagen der Arbeit im Rettungsdienst zusammenfassen und den Einstieg in den Berufsalltag erleichtern. Im zweiten Teil, mit den Tipps 6 bis 10,  geht es beispielsweise darum, wie Blutungen effektiv gestillt werden können, und um die korrekte Sauerstoffgabe.

Tipp 6: Was das EKG verrät

Das EKG ist in der Notfallmedizin ein wichtiges Hilfsmittel. Nicht nur im Rhythmusmonitoring und aufgrund der Möglichkeit, einen Patienten kontinuierlich zu überwachen. Auch in der verhältnismäßig einfachen Infarktdiagnostik liegen Vorteile eine EKG.

Im Verlauf eines Notfalleinsatzes muss immer ein EKG angelegt werden. Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, hängt vom Erkrankungsbild bzw. dem Verletzungsmuster ab. Beim internistischen Notfall zählt das Schreiben eines EKGs zu den ersten Maßnahmen. Beim polytraumatisierten Patienten wird es hingegen deutlich nach hinten rücken, da andere – lebenserhaltende – Aufgaben eine höhere Priorität besitzen.

Jeder Rettungssanitäter, -assistent, Notfallsanitäter und Notarzt muss grundlegende Veränderungen im EKG erkennen und diese richtig deuten können. Der europäische Rat für Wiederbelebung schlägt hierfür sechs Schritte vor:

  • Ist eine elektrische Aktivität vorhanden?
  • Wie hoch ist die ventrikuläre Frequenz?
  • Ist der QRS-Komplex schmal oder verbreitert?
  • Ist der QRS-Rhythmus regelmäßig oder unregelmäßig?
  • Ist Vorhofaktivität erkennbar?
  • Stehen Vorhofaktivität und Kammeraktivität miteinander in Beziehung?

Bei jedem internistischen Notfallpatienten, nach jeder Reanimation und bei allen unklaren Erkrankungsbildern muss ein 12-Kanal-EKG geschrieben werden. Dadurch können zusätzlich in den Brustwandableitungen (V1 – V6) Infarktzeichen erkannt werden. Hierzu zählen ST-Strecken-Hebung, ST-Strecken-Senkung und T-Negativierung. Außerdem lassen sich Blockbilder wie Linksschenkelblock als Hinweis auf einen akuten Herzinfarkt und Rechtsschenkelblock als Hinweis auf eine Lungenembolie feststellen.

Tipp 7: Die Sache mit dem ABC…

Die Basisdiagnostik orientiert sich am ABCDE-Schema. Zur orientierenden Beurteilung der Atmung eignet sich das Pulsoxymeter. Wird der Signalton zusätzlich eingeschaltet, erhält das Team quasi nebenbei wichtige Informationen über Pulsfrequenz und -rhythmus.

Zum Abschnitt „Airway“ und „Breathing“ gehört es außerdem, das Hautkolorit zu beurteilen, die Atemfrequenz auszuzählen und die Luge zu auskultieren. Dabei lassen sich womöglich einige Differentialdiagnosen der akuten Atemnot ausschließen.

Durch seitenvergleichendes Abhören sollte herausgefunden werden, ob die Lunge beidseits belüftet ist. Foto: Markus Brändli

Durch seitenvergleichendes Abhören sollte herausgefunden werden, ob die Lunge beidseits belüftet ist. Foto: Markus Brändli

Zuerst sollte durch seitenvergleichendes Abhören herausgefunden werden, ob die Lunge beidseits belüftet ist. Ist dies nicht der Fall, liegt der Verdacht eines (Spannungs-) Pneumothorax nahe. „Brodelt“ der Patient, besteht Verdacht auf ein Lungenödem. Ist das Geräusch eher giemend, könnte es sich um Asthma, eine allergische Reaktion oder COPD handeln.

Der Abschnitt „Circulation“ im ABCDE-Schema beginnt damit, den Puls zu fühlen. Herzfrequenz, Pulsqualität und Rhythmus sind entscheidend.

Die Kreislaufsituation kann zudem mit der Nagelbettprobe eingeschätzt werden. Hierbei wird auf das Nagelbett eines Fingers gedrückt, sodass das Blut in den Kapillaren unter dem Fingernagel entweicht. Innerhalb von zwei Sekunden muss sich das Nagelbett wieder rosig zeigen, andernfalls kann ein Schock vorliegen.

Sind diese schnell durchführbaren Tests abgeschlossen, sollte manuell Blutdruck gemessen, ein EKG angelegt und der QRS-Ton eingeschaltet werden. Auch das Aussehen der Haut kann wichtige Hinweise liefern.

Es folgt eine grobe neurologische Untersuchung. Hierfür wird der Patient räumlich, zeitlich, situativ und zur Person befragt: Wo befinden wir uns gerade? Welcher Tag ist heute?

Den Pupillenstatus zu erheben, die Glasgow Coma Scale auszurechnen und Motorik sowie Sensorik zu prüfen, sind weitere Arbeitsschritte. Nicht zu vergessen ist der aktuelle Blutzuckerwert.

Damit schließt im ABCDE-Schema der Punkt D wie „Disability“ ab. Um die Basisdiagnostik zu komplettieren, muss der Patient je nach Situation allerdings noch entkleidet werden, um einen vollständigen Bodycheck durchzuführen.

Wichtig: Das ABCDE-Schema wird nur dann in dieser Reihenfolge abgearbeitet, wenn nicht akut vital bedrohliche Probleme vorliegen, die ein sofortiges Eingreifen erfordern. 

Tipp 8: Blutungen effektiv stillen

Penetrierende Verletzungen mit starken Blutungen sind im zivilen Rettungsdienst eher selten. Wenn, dann treten sie in der Regel nur im Zusammenhang mit einem Polytrauma auf. Deshalb ist es wichtig, die Blutung zeitnah zu kontrollieren, um den Patient zu retten.

Im ABCDE-Algorithmus zählt bei C wie „Circulation“ neben der Diagnostik auch die unmittelbare Therapie dazu. Noch bevor mehrere großvolumige intravenöse Zugänge gelegt werden, müssen erst Blutungen gestoppt werden. Durch den Verdünnungseffekt, den die Infusion auf das Blut hat, würde sich andernfalls die Gerinnung verschlechtern. Folge: Die Blutung würde forciert, statt gestoppt.

Als erstes muss ein Druckverband angelegt werden. An Körperstellen, die schwierig zu verbinden sind, muss improvisiert werden. Bei stark spritzenden Wunden am Bauch oder Becken nach Oberschenkelamputation empfiehlt es sich, manuell mit sterilen Wundauflagen Druck auszuüben. Diese einfache Maßnahme hat erfahrungsgemäß den größten Erfolg.

Nachteil dieser Methode ist, dass ein Helfer dadurch ununterbrochen gebunden ist. Für andere Aufgaben steht er nicht mehr zur Verfügung. Deshalb sollte frühzeitig ein weiteres Team nachgefordert werden.

Aus der Militärmedizin gibt es spezielle Entwicklungen, um massive Blutungen zu beherrschen. Diese Methoden könnten zunehmend auch im zivilen Rettungsdienst Einzug halten. Tourniquets und lokale Hämostyptika – Verbandmittel mit gerinnungsfördernden Substanzen – stehen aktuell in der Diskussion.

Nie zu vergessen ist bei solchen Einsätzen der Faktor Zeit. Wenn es nicht gelingt, die Blutung zu stoppen, zählt nur eins: Der schnellstmögliche Transport in die nächste Klinik. In jedem Krankenhaus mit chirurgischer Abteilung kann eine Blutung operativ zumindest vorübergehend gestoppt werden. Die endgültige Versorgung kann nach Stabilisierung des Patienten in einer Spezialklinik erfolgen.

Tipp 9: Schmerzen einschätzen

Schmerzen werden von Notfallpatienten sehr subjektiv wahrgenommen. Ziel des Rettungsdienstes muss es sein, diese zu objektivieren und daraus Schlüsse für die Therapie zu ziehen. Des gelingt am besten mit der numerischen Ratingskala (NRS). Während ein Patient bei der NRS seine Schmerzen mit einer Zahl zwischen 0 (kein Schmerz) und 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz) klassifiziert, muss er bei der Revised Faces Pain Scale auf ein Gesicht („Smiley“) zeigen. Diese Methode wird vor allem bei Kindern angewendet.

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Bei der Revised Faces Pain Scale muss der Patient auf ein Gesicht („Smiley“) zeigen, um den Grad seiner Schmerzen einzuschätzen. Grafik: Mathias Enter/fotolia

Neben der Selbsteinschätzung müssen auch Vitalparamter wie Tachykardie, Hypertonie und Tachypnoe berücksichtigt werden, um die Schmerzen behandeln zu können.

Zunächst sollten immer Basismaßnahmen wie Lagerung und Schienung, Kühlung, Sauerstoffgabe und psychische Betreuung durchgeführt werden. Zeigt dies keinen Erfolg, muss ein Notarzt nachgefordert werden. Nur er kann medikamentös mit Analgetika eingreifen.

Unterschieden wird zwischen zentral und peripher wirksamen Analgetika. Zu den erstgenannten gehören Opiate, die die Schmerzwahrnehmung in Gehirn und Rückenmark hemmen. Zur Gruppe der Letztgenannten zählt beispielsweise Ibuprofen. Sie unterdrücken die Entzündungsmediatoren, die die Schmerzen erzeugen.

Einige Schmerzsyndrome sind typisch für akut vital gefährdende Erkrankungen. Auf solche muss besonders geachtet und reagiert werden. So kann zum Beispiel abdominaler und thorakaler Vernichtungsschmerz auf eine Aortendissektion, plötzlicher stärkster Kopf- und Nackenschmerz auf eine Subarachnoidalblutung hinweisen.

Tipp 10: Wann und wie viel Sauerstoff?

Die korrekte Dosierung von Sauerstoff (O2) bei Notfallpatienten ist aktuell umstritten. Um in Notfallsituationen sicher zu handeln, müssen deshalb einige Grundregeln beachtet werden.

Zeigt ein Patient Zeichen ausgeprägter Atemnot wie den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, zyanotische Lippen, Ohren, Gesicht, Fingerspitzen oder Angst, sollte ihm hochdosierter Sauerstoff (8 bis 10 l/min) möglichst per Highflow-Maske verabreicht werden. Bis zu einer Besserung des Zustands kann die Menge auf 15 l/min gesteigert werden.

Zeigt ein Patient Zeichen ausgeprägter Atemnot, sollte ihm hochdosierter Sauerstoff per Maske verabreicht werden. Foto: Markus Brändli

Zeigt ein Patient Zeichen ausgeprägter Atemnot, sollte ihm hochdosierter Sauerstoff per Maske verabreicht werden. Foto: Markus Brändli

Sind keine Zeichen für einen Sauerstoffmangel zu erkennen, sollte – bis auf wenige Ausnahmen – auf eine prophylaktische O2-Gabe verzichtet werden.

Bei Trauma-Patienten sind zwei Komplikationen gefürchtet: starke Schmerzen und schwerer Schock. Um auf beides adäquat vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, generell 6 bis 8 l/min Sauerstoff über O2-Brille zu applizieren. So lässt sich das Blut mit Sauerstoff aufsättigen und einer Hypoxie – bedingt durch den verminderten Atemantrieb aufgrund der Analgetika – vorbeugen.

Handelt es sich um schwere Traumata wie Schädel-Hirn-Trauma oder einem Polytrauma, muss der Patient frühzeitig und unabhängig von der pulsoxymetrisch ermittelten Sauerstoffsättigung 15 l/min O2 über eine Highflow-Maske bekommen.

Etwas vorsichtiger muss bei internistischen Patienten vorgegangen werden. Wird zu viel Sauerstoff verabreicht, kann eine Hyperoxämie die Folge sein. Dies verursacht eine Gefäßkonstriktion, was beispielsweise bei einem Herzinfarkt fatal sein kann. Bei Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall werden 2 bis 4 l/min empfohlen.

Der Ziel-SpO2 beträgt 94 bis 98 Prozent. Mit der Insufflation von 2 bis 4 l/ min über Sauerstoffbrille kann sich das Rettungsfachpersonal herantasten. Nasensonden sollten nicht mehr eingesetzt werden. Bei ihnen besteht die Gefahr einer Dislokation und Verletzung. 

(Unser Autor: Maximilian Kippnich, cand. med. Universitätsklinikum Würzburg, Rettungssanitäter, Zugführer, Foto: Maximilian Kippnich; zuletzt aktualisiert: 10.05.2016)

Berufseinstieg: 20 Tipps damit es klappt (Tipps 11 bis 15)

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SpineboardBremen (rd.de) –  Jeder Berufseinstieg ist schwer. Der Einstieg in den Rettungsdienst kann aufgrund des stressigen Arbeitsumfelds besonders heraufordernd sein. Auch wenn das nötige Wissen in der Ausbildung vermittelt worden ist, kann es helfen sich immer wieder grundlegende Dinge vor Augen zu führen. Dies ermöglicht die nötige Routine zu entwickeln.

Wir haben aus diesem Grund 20 Tipps zusammengestellt. Diese sollen den Einstieg in die Arbeit im Rettungsdienst erleichtern und die Grundlagen zusammenfassen. Im dritten Teil, mit den Tipps 11 bis 15, wird erläutert worauf bei einem venösen Zugang zu achten ist, warum eine Infusion als Teil der Therapie so wichtig ist und wie der korrekte Umgang mit Medikamenten aussieht.  

Tipp 11: Der venöse Zugang

Trifft der Rettungsdienst auf einen kritisch kranken oder schwer verletzten Patienten, wird als eine der ersten Maßnahmen ein intravenöser Zugang gelegt. Wegen der oftmals erschwerten Bedingungen empfiehlt es sich, nach einem festen Schema vorzugehen.

Da die Venenverhältnisse anatomisch bei jedem Menschen variieren, sollte strukturiert nach gut zu punktierenden Venen gesucht werden. Handrücken, radialseitiger Unterarm und Ellenbeuge sind die klassischen Punktionsorte. Je nach Situation kommen auch Fußrücken und die oberflächliche Halsvene (Vena jugularis externa) als Alternative infrage.

Immer gilt es, möglichst peripher mit der Punktion zu beginnen. Misslingt ein Versuch, erfolgt der nächste Versuch proximal. Als Standardgröße sollte im Rettungsdienst ein 18-G-Zugang gewählt werden. Handelt es sich um einen vital bedrohten Patienten – unabhängig, ob internistisch oder chirurgisch –, müssen zwei großlumige Zugänge (16G oder 14G) gelegt werden.

Dient der Zugang zunächst nur zur Medikamentengabe, kann es hilfreich sein, die Infusion erst im Rettungswagen anzuschließen. Gerade bei der Rettung aus einer Wohnung kann so ein versehentliches Herausziehen beim Umlagern verhindert werden.

Mit größter Sorgfalt ist die Fixierung des Zugangs durchzuführen. Neben einem speziellen Fixierpflaster sollten Sicherungsstreifen vor und nach dem Einspritzkonus geklebt werden. Auch an der Infusionsleitung sollte eine Zugentlastung vorgesehen werden. Sie darf aber nicht als Schlaufe ausgeführt werden, da dies die Gefahr einer unbeabsichtigten Dislokation erhöht.

Lässt sich nach drei Fehlpunktionen oder nach maximal 120 Sekunden kein Zugang legen, muss bei vital gefährdeten Patienten als nächster Schritt versucht werden, einen intraossären Zugang zu platzieren. 

Tipp 12: Immobilisation und Transport mittels Spineboard

Zur technischen Rettung stehen auf den meisten RTW verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Vielerorts hat sich das Spineboard durchgesetzt.

Voraussetzung, um ein solches Wirbelsäulenbrett einzusetzen, ist eine Zervikalstütze. Zusätzlich sollten Kopf und Halswirbelsäule zum Abschluss der Lagerung noch mit einem am Brett befestigten Fixierungsset immobilisiert werden.

Zunächst aber muss das Spineboard parallel zum Patienten platziert werden. Das Brett ragt dabei rund ein Drittel über den Patienten hinaus. Im Rahmen des Log-Roll-Manövers kann nun der Patient auf Kommando des Helfers am Kopf auf die Seite gedreht werden. Der zweite Helfer greift den Patient dabei an Becken und Schulter, ein dritter an Becken und Oberschenkel. Der zweite, „mittlere“ Helfer kann bei diesem Manöver mit seiner linken Hand die komplette Wirbelsäule des Patienten auf Druckschmerz und Stufenbildung hin untersuchen.

Sodann wird das Spineboard an den Patienten geschoben, sodass der Verletzte auf das Brett gedreht werden kann. In einem weiteren Schritt muss jetzt der Patient nach schräg oben gezogen werden. Mittels eines Gurtsystems wird der Patient nun endgültig auf dem Spineboard befestigt.

Bevor die Gurtspinne angelegt wird, sollte der Patient mit einer Schere entkleidet und mit Rettungsfolie eingewickelt werden. Als erstes müssen die Schulter- und Fußgurte, darauf dann Brust-, Becken- und Oberschenkelgurte angelegt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Schultergurt möglichst weit unten und der Brustgurt möglichst weit oben festgemacht wird. Die Brustwirbelsäule wird dadurch x-förmig auf das Spineboard gedrückt. Je nach respiratorischer Situation des Patienten können diese entsprechend fest gezogen werden.

Besteht der Verdacht auf eine instabile Beckenfraktur, sollte eine Beckenschlinge zur Kompression des Beckens verwendet werden. Alternativ können die Beckengurte dazu genutzt werden. Jetzt kann die bereits erwähnte Fixierung des Kopfes erfolgen. Erst danach darf der Helfer am Kopf mit der manuellen Immobilisation aufhören.

Da jeder Einsatz anders ist, muss individuell entschieden werden, welches Gerät zur technischen Rettung am besten geeignet ist. Bei einem eingespielten Team stellt das Spineboard eine hervorragende Möglichkeit zur achsengerechten Rettung dar.

Tipp 13: Infusionen – mehr als nur Wasser

Spätestens im RTW sollte an jeden Zugang eine Infusion angeschlossen werden. Foto: Markus Brändli

Spätestens im RTW sollte an jeden Zugang eine Infusion angeschlossen werden. Foto: Markus Brändli

In der Regel werden im Rettungsdienst zwei Arten von Infusionen vorgehalten. Kristalloid- und Kolloidal-Lösungen. Letztere stehen auf Grund ihrer möglichen nierenschädigenden Wirkung zunehmend in der Kritik. Die Standard- Infusionslösung im Rettungsdienst sollte ohnehin eine balancierte Vollelektrolytlösung sein.

Spätestens im Fahrzeug sollte an jeden Zugang eine Infusion angeschlossen werden. Je nach Kreislaufsituation des Patienten wird die Flüssigkeit unterschiedlich schnell infundiert. Bei traumatologischen Notfallpatienten im Schock beträgt der Richtwert zwei Liter. Als Zielblutdruck sollten 90 mmHg angestrebt werden. Dieser Zustand wird dann als „permissive Hypotension“ bezeichnet. Durch den niedrigeren Druck verlaufen Blutungen weniger stark oder können sogar zum Stehen kommen.

Jederzeit muss aber darauf geachtet werden, dass lebenswichtige Organe wie Gehirn und Herz genug oxygeniertes Blut erhalten. Das wiederum bedeutet, dass dieser Blutdruck nicht unterschritten werden darf. Dies gilt insbesondere auch bei Patienten mit akutem Schlaganfall, für die „hochnormale“ Drücke empfohlen werden.

Liegt beim Patienten eine Herz- oder Niereninsuffizienz vor, sollte die Infusion nur sehr langsam oder gar nicht gegeben werden. Zu große Flüssigkeitsmengen können zur Dekompensation des jeweiligen Organs führen.

Bei der Versorgung von Notfallpatienten wird sehr viel Zeit für Diagnostik (EKG, Blutdruck, Pulsoxymetrie, Anamnese) aufgewendet. In gewissen Situationen aber profitiert der Notfallpatient nur von der unmittelbaren Therapie – unter anderem der Flüssigkeitsgabe. Aus diesem Grund darf Diagnostik nie die Therapie akut vitalgefährdeter Patienten behindern.

Tipp 14: Alltägliches Problem: der Patiententransport

Der Großteil aller Einsätze ereignet sich im heimischen Umfeld. In der Regel muss der Patient ins Fahrzeug getragen werden. Gerade bei Verdacht auf ein kardiales oder pulmonales Geschehen sollte dies sehr streng gehandhabt werden, da jegliche Anstrengung den Zustand des Patienten erheblich verschlimmern kann.

Folgende Grundregeln sind zu beachten. Zum Wärmeerhalt und zum Wahren der Privatsphäre sollte der Patient mit einer Decke oder Rettungsfolie zugedeckt werden. Außerdem sollte ein minimales Monitoring immer angelegt sein. Ein Pulsoxymeter mit eingeschaltetem Herzfrequenzton ist wegen seiner geringen Größe gut geeignet.

Ist der Patient ansprechbar, orientiert und kooperativ sowie kreislaufstabil, eignet sich für den Transport ein Tragestuhl am besten. Sicherheitsgurte müssen angelegt sein. Zudem sollte der Patient darauf hingewiesen werden, seine Hände vor dem Oberkörper zu verschränken und nicht an Wand oder Treppengeländer zu greifen.

Kann der Patient nicht sitzend transportiert werden, stehen Patientenfahrtrage, Schaufeltrage oder Spineboard sowie das Rettungstuch zur Verfügung.

Beim Patiententransport mittels Drehleiter wird der Betroffene immer vom Notarzt – normalerweise mit Helm – begleitet. Foto: Maximilian Kippnich

Beim Patiententransport mittels Drehleiter wird der Betroffene immer vom Notarzt – normalerweise mit Helm – begleitet. Foto: Maximilian Kippnich

Ein Mitglied des Rettungsteams sollte zeitnah klären, wie die Rettung aus der Wohnung am besten gelingt. Sind die baulichen Verhältnisse ungünstig oder das Patientengewicht zu hoch, muss Tragehilfe nachgefordert werden. Dabei kann es sich sowohl um ein KTW-Team als auch eine Drehleiter mit Korb der Feuerwehr handeln. Letztere empfiehlt sich besonders bei Patienten in Narkose. Der Transport mit einer Drehleiter ist maximal schonend und schnell.

Während sich der Patient zum Beispiel auf einer Schleifkorbtrage am Tragenaufnehmer der Drehleiter befindet, können EKG, Beatmungsgerät und Absaugpumpe im Korb mitgeführt werden. Der Patient wird während der Rettung durchgehend vom Notarzt überwacht.

Kreislaufinstabile und vital gefährdete Patienten sollten mit Schaufeltrage oder Spineboard aus der Wohnung getragen werden. Das Tragetuch sollte wegen der ungünstigen Lagerung des Patienten und der hohen Gefahr einer ungewollten Diskonnektion nur noch im Ausnahmefall eingesetzt werden.

Tipp 15: Richtiger Umgang mit Medikamenten

Nicht selten werden am Einsatzort mehrere Medikamente verabreicht. Da eine Verwechslung von Dosierung oder Medikament für den Patienten sehr gefährlich werden kann, gilt es einige Dinge zu beachten.

Zuerst spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle. Der Notarzt sollte den Wirkstoff und die gewünschte Verdünnung nennen. Gibt es auf dem Rettungswagen das Medikament in verschiedenen Dosierungen, muss diese ausdrücklich erwähnt werden. Andernfalls muss das Rettungsfachpersonal nachfragen. In jedem Fall sollte der Auftrag mündlich wiederholt werden.

Spritzengröße und aufzuziehende Menge müssen zueinander passen. Nichts ist peinlicher, als eine zu kleine Spritzengröße gewählt zu haben.

Medikamentengabe

Alle vorbereiteten Spritzen sind zum Beispiel in einer sauberen Nierenschale aufzubewahren. Foto: Maximilian Kippnich

Nach dem Aufziehen sollte die Spritze beschriftet werden. Zum Teil liefern die Hersteller der Medikamente hierfür vorgefertigte Klebeetiketten mit. Neben dem Wirkstoff muss die Dosierung auf der Spritze vermerkt werden.

Aus hygienischen Gründen sollte auf jede Spritze ein Verschlussstopfen gesteckt werden. In manchen Rettungsdiensten hat es sich durchgesetzt, Spritzen mit Katecholaminen mit einer roten Kappe zu kennzeichnen. Alle anderen Substanzen erhalten einen blauen Stopfen.

Bewährt hat es sich, immer nach dem Vier-Augen-Prinzip zu arbeiten. Das heißt, es sollte beim Aushändigen der beschrifteten Spritze immer auch die Ampulle vorgezeigt werden.

Alle vorbereiteten Spritzen sind dann zum Beispiel in einer sauberen Nierenschale aufzubewahren. So verliert man auch in hektischen Einsatzsituationen wie Reanimation und Narkose nicht den Überblick. Wird ein kreislaufwirksames Medikament gespritzt, muss gleichzeitig der Puls des Patienten kontrolliert werden. Darüber hinaus ist auf lokale oder systemische Reaktionen zu achten. Vor jeder Gabe müssen außerdem Unverträglichkeiten und Allergien abgefragt werden.

Unmittelbar nach der Gabe ist die Applikation auf dem Notarztprotokoll zu dokumentieren: Wirkstoff, Dosierung, Menge, Zeitpunkt und eventuelle Zwischenfälle.

(Unser Autor: Maximilian Kippnich, cand. med. Universitätsklinikum Würzburg, Rettungssanitäter, Zugführer, Foto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 11.05.2016)

Berufseinstieg: 20 Tipps damit es klappt (Tipps 16 bis 20)

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EC 135 Einladen eines PatientenBremen (rd.de) – Der Berufseinstieg kann Probleme bereiten. Ein stressiges Arbeitsumfeld und eine verantwortungsvolle Tätigkeit fordern von Anfang an volle Aufmerksamkeit. Um die nötige Routine zu bekommen, ist es wichtig, sich immer wieder auf die Grundlagen zu besinnen. Wir haben 20 Tipps zusammengestellt, die den Einstieg in den Beruf erleichtern sollen. In den Tipps 16 bis 20 wird zum Beispiel erläutert, worauf bei einem RTH-Einsatz zu achten ist und wie die Abwicklung von Großschadenslagen abläuft. 

Vorsicht, Hubschrauber!

Um weder Rettungsteam noch Patient zu gefährden, gibt es einige Grundregeln für den Umgang mit dem Rettungshubschrauber. Vor der Landung müssen am vorgesehenen Landeplatz lose Gegenstände entfernt werden. Untergründe wie gemähtes Gras, Sand, Schotter oder lockerer Schnee sollten gemieden werden, da diese wegen Verwirbelungen bei Start und Landung die Sicht des Piloten und somit die Sicherheit des Hubschraubers erheblich beeinträchtigen können.

Nach der Landung beträgt die Nachlaufphase des Rotors zwei Minuten. So lange muss in angemessenem Abstand gewartet werden. In dieser Zeit kann man lockere Kleidungsstücke wie Mützen, Schals oder Brillen bei sich und beim Patienten entfernen. Nach Handzeichen des Piloten bzw. des HEMS darf sich dem Hubschrauber in gebückter Haltung unter ständigem Sichtkontakt mit dem Piloten genähert werden. Der Pilot sitzt im Rettungshubschrauber vorne rechts.

Will man am Rettungshubschrauber vorbei gehen oder fahren, sollte dies immer vor dem Hubschrauber geschehen. Der schnelle Heckrotor ist kaum zu sehen. Im schrägen Gelände hat der Rotor einen unterschiedlichen Abstand zum Boden. Deshalb hier immer von der Talseite aus nähern.

Generell gilt: Nie an den Hubschrauber heranfahren! Der Gefahrenbereich, der durch Rotor und Heckleitwerk sowie durch den Arbeitsbereich beim Be- und Entladen definiert ist, gilt als absolute Tabuzone für Fahrzeuge. Ein besonderes Augenmerk ist auch auf Passanten, insbesondere Kinder, zu richten.

Wahl der Zielklinik

Das Behandlungsergebnis des Patienten ist zu einem großen Teil davon abhängig, wie schnell er nach dem Notfallereignis in der für ihn geeigneten Zielklinik eintrifft. Prinzipiell sollte der Patient mit den wichtigsten Informationen vorangemeldet werden. Die aufnehmende Klinik kann sich dann bestmöglich vorbereiten.

Tipps3

Ideal ist es, wenn eine Klinik mit interdisziplinärer Notaufnahme angefahren werden kann. Foto: Klinikum Augsburg

Ideal ist es, wenn eine Klinik mit interdisziplinärer Notaufnahme angefahren werden kann. Präklinisch ist es oft nur schwer möglich, eindeutig die richtige Fachabteilung zu wählen. Unklare Unterbauchschmerzen können beispielsweise verschiedene Ursachen haben.

Bei einigen Krankheitsbildern ist es erforderlich, die Notaufnahme zu umgehen und den Patient direkt in eine Spezialabteilung zu bringen. So sollte ein Patient mit akutem ST-Hebungsinfarkt von der Patientenfahrtrage des RTW direkt auf den Herzkathetertisch umgelagert werden. Der Faktor Zeit beeinflusst entscheidend die Chancen des Patienten, wieder vollständig gesund zu werden.

Ist ein Patient kreislaufinstabil oder sogar reanimationspflichtig, sollte das Transportziel ein Schockraum sein. Die S3-Polytrauma- Leitlinie gibt hierzu einige Indikationen vor, gegliedert nach Vitalparamter, Verletzungsmuster und Unfallmechanismus.

Doch nicht nur traumatologische Patienten, auch alle anderen, die von einem interdisziplinären Spezialisten-Team profitieren könnten, sollten in den Schockraum gebracht werden. Beispiele hierfür sind Patienten mit Verdacht auf Hirnblutung oder Aortendissektion sowie bewusstlose und beatmungspflichte Patienten.

Gerade die Möglichkeit, einen Patienten zeitgleich von einem Anästhesisten, Chirurgen, Internisten und Neurologen behandeln zu lassen, erhöhen die Überlebenschancen des Betroffenen.

Voraussetzung dafür ist aber, dass das Rettungsteam die Kliniken der Region und ihre Möglichkeiten kennt. Oft befinden sich Spezialkliniken und Häuser der Maximalversorgung nicht unmittelbar in der Nähe. Deshalb schon frühzeitig an die mögliche Transportdauer denken und eventuell rechtzeitig einen Rettungshubschrauber nachfordern.

Von Klinik zu Klinik

Vor jeder Verlegung steht die Übergabe in der Klinik. Diese muss aktiv vom Rettungsteam eingefordert werden, um alle nötigen Informationen über den Patienten zu erhalten. Hierzu zählen die Gründe der Klinikaufnahme und Verlegung, die Instrumentierung des Patienten und das nötige Monitoring sowie Besonderheiten im Verlauf des Klinikaufenthalts.

Gerade die Frage nach den Normalparametern des Patienten und nach einem funktionsfähigen Zugang kann in kritischen Situationen äußerst wichtig sein. Darauf muss geprüft werden, ob alle geforderten Überwachungssysteme vorhanden sind und besondere Anforderungen erfüllt werden können. Ist dies nicht der Fall, muss mit dem Klinikarzt besprochen werden, ob eventuell ein Schwerlast-RTW, ein Intensivtransportwagen oder ein Rettungshubschrauber anzufordern sind.

Beatmungsgerät Draeger Oxylog 2000+

Vor jeder Verlegung steht die Übergabe in der Klinik. Foto: Markus Brändli

Erst wenn alle diese Fragen geklärt sind, kann mit der Umlagerung des Patienten begonnen werden. Möglichst schonend, das heißt unter der Mithilfe mehrerer Personen, sollte dies erfolgen. Je nach Verletzungsmuster ist der Transport auf einer Vakuummatratze erforderlich.

Unabhängig von Größe, Monitoring und sonstigen Instrumenten müssen alle Gurte der Patientenfahrtrage angelegt werden. Für Kinder ist ein spezielles Rückhaltesystem vorgeschrieben.

In der Regel wird von der Leitstelle bei der Übermittlung des Auftrags auch das angeforderte Equipment genannt. Minimalausrüstung sollte einsatzunabhängig aber immer ein Pulsoxymeter sein. Bei kritisch kranken, schwer verletzten oder beatmeten Patienten ist jederzeit mit Komplikationen zu rechnen. Deshalb sollte in diesen Fällen die Ausrüstung neben EKG/ Defi, Beatmungsgerät und elektrischer Absaugpumpe auch den Notfallrucksack umfassen. Bei jedem Gerät müssen Alarmtöne ausnahmslos angeschaltet und individuelle Alarmgrenzen eingestellt sein.

Vor Abfahrt muss der Rettungsassistent oder der Verlegungs- bzw. Notarzt noch die Dringlichkeit angeben und somit die Fahrt mit Sonderrechten anordnen. Selbstverständlich müssen alle fahrzeugfremden Geräte wie beispielsweise Spritzenpumpen und Monitore während der Fahrt vorschriftsmäßig fixiert werden können.

Großschadenslagen

Bei einem Massenanfall von Verletzten/ Erkrankten (MANV/E) besteht ein Ungleichgewicht zwischen direkt verfügbaren Rettungsmitteln und zu versorgenden Patienten. Sobald dies der Fall ist, können Patienten nicht mehr individuell behandelt werden. Ziel ist es dann vielmehr, möglichst viele Menschen zu retten.

Tipps5Als Hilfsmittel für solche Situationen hat sich der Führungskreislauf bewährt: Vor jeder Entscheidung ist die Lage zu erkunden und diese dann zu beurteilen. Das Resultat mündet in einen Entschluss, der als Befehl bekanntgegeben wird. Sodann ist die (neue) Lage wieder zu erkunden – der Führungskreislauf beginnt damit von vorn.

Nach Eintreffen an der Einsatzstelle gilt es zunächst, abzuklären, ob sie sicher ist. Dabei wird nach der GAMS-Regel vorgegangen: Gefahr erkennen, Einsatzstelle absichern, Menschenrettung durchführen und Spezialkräfte nachfordern.

Letzteres ist abhängig von der Lagemeldung. Diese sollte neben Unfallhergang bzw. Einsatzsituation und Zahl an Patienten auch Gefahren an der Einsatzstelle und die Nachforderung von weiteren Einheiten enthalten.

Als nächster Schritt steht die Ordnung des Raumes an. Zuerst muss eine Patientenablage ausgewiesen werden, wo dann die Betroffenen gesichtet und lebensbedrohliche Verletzungen versorgt werden können. Diese sollte in sicherem Abstand zum Gefahrenbereich und für Rettungswagen gut erreichbar sein. Es empfiehlt sich, diese mit dem ersteintreffenden RTW zu markieren und auszustatten.

Mit Hilfe des mobilen Equipments ist eine Versorgungsachse zu bilden. Allein mit Spineboard, Schaufeltrage, Vakuummatratze, Rettungstuch, Umbetttüchern und der Patientenfahrtrage können mehrere Behandlungsplätze eingerichtet werden. Die Kopfenden weisen dabei jeweils zur Versorgungsachse.

Zu den ersten Maßnahmen bei einem MANV/E gehört auch die Erkundung eines Rettungsmittelhalteplatzes. Er muss über gute An- und Abfahrtswege verfügen. Oberstes Gebot ist, sich nicht auf die beste Versorgung eines Patienten zu konzentrieren, sondern Strukturen zu schaffen, die die beste Versorgung für alle Patienten ermöglichen.

Schnell einsatzbereit Machen

Ist der Patient in der Klinik übergeben, gilt es, möglichst rasch seine Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Gerade in Regionen, in denen nur relativ wenig Rettungsmittel zur Verfügung stehen, kann es vorkommen, dass der Rettungswagen aus der Klinik zum nächsten Notfall alarmiert wird.

Höchste Priorität haben der Notfallrucksack sowie alle mobilen Geräte wie EKG, Sauerstoffeinheit und Absaugpumpe. Sie müssen nach Einsatzende sofort überprüft und aufgefüllt werden: Sind die EKG-Kabel mit Klebeelektroden bestückt? Fehlen Katheter für die Absaugpumpe? Ist ausreichend Sauerstoff in den Flaschen?

Reportage Nachtarbeiter f¸r teckbote rettungsdienst Kirchheim

Ist der Patient in der Klinik übergeben, gilt es, möglichst rasch seine Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Foto: Markus Brändli

Ist die mobile Notfallausrüstung klar, geht’s an die Patientenfahrtrage. Neben geöffnetem Umbetttuch unter einem frischen Einmallaken gehören eine Decke oder Rettungsfolie, ein Rettungstuch sowie eine Nierenschale zur vollständigen Ausstattung. Im Zuge dessen sollten alle Ausrüstungsgegenstände, die im unmittelbaren Patientenkontakt waren, desinfiziert werden.

Nicht zu vergessen ist, die persönliche Schutzausrüstung wieder zu komplettieren. Mehrere Paar Schutzhandschuhe, zwei Kugelschreiber und Filzstifte, ein Notizblock sowie eine Taschenlampe mit frischen Batterien/ Akkus sollte jeder dabei haben.

Nach dem Einsatz geht es auch darum, die Dokumentation zu vervollständigen: Auftragsnummer und Einsatzzeiten auf dem Protokoll ergänzen sowie die Patienten- und Rettungsdaten für die Abrechnung mit der Krankenkasse eintragen. Abschließend ist eine gründliche Händedesinfektion wichtig.

(Unser Autor: Maximilian Kippnich, cand. med. Universitätsklinikum Würzburg, Rettungssanitäter, Zugführer, Foto: DRF Luftrettung; zuletzt aktualisiert: 13.05.2016)

Rettungsdienst: Aufgabenverteilung an der Einsatzstelle

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Aufgabenverteilung_Rettungsdienst_Notfallsanitäter_IIBremen (rd.de) – An einer Einsatzstelle treffen oftmals verschiedene Kräfte und Einheiten aufeinander. Nicht immer kennt man sich; die Aufgabenverteilung zwischen den Einsatzkräften ist mitunter unklar: Welche Aufgaben sollte beispielsweise ein Notfallsanitäter bzw. Rettungsassistent übernehmen, und welche kann auch ein Rettungssanitäter bewältigen? Die Antworten erhalten Sie hier.

Hapert es mit der Absprache im Team, fehlt gar eine abgestimmte Aufgabenverteilung, gefährdet das den Einsatzerfolg. Die Einsatzkräfte arbeiten dann möglicherweise neben- statt miteinander. Das Vorgehen und die einzelnen Maßnahmen werden untereinander nicht abgeglichen.

Schnell können solche Situationen entstehen, wenn verschiedene Einheiten erstmalig an einer Einsatzstelle zusammentreffen. Unter den besonderen Bedingungen eines medizinischen Notfalls zusammenzuarbeiten, ohne die Fähigkeiten und Qualifikationen des anderen zu kennen, ist schwierig. Gleichwohl ist es ein alltägliches Problem. Grund: Unterschiedliche Rettungsmittel und Rettungsfachkräfte treffen von verschiedenen, räumlich getrennten Standorten an der Einsatzstelle aufeinander: Besatzungen von Rettungsfahrzeugen und -hubschraubern, Voraushelfer, Feuerwehrkräfte und beispielsweise Polizeibeamte.

Für den Erfolg des Einsatzes – und insbesondere für die Versorgungsqualität der Notfallpatienten – ist es wichtig, dass eine eindeutige Aufgabenverteilung zwischen den Rettungskräften hergestellt wird.

Aufgabenverteilung: Wer ist wofür zuständig?

Bereits zu Dienstbeginn klärt das Rettungsteam unter sich, wer welche Aufgaben übernimmt und wofür der einzelne zuständig ist. Mitunter ergibt sich die Einteilung bereits aufgrund der Qualifikation. So ist der Rettungsassistent oder künftig der Notfallsanitäter für die korrekte Durchführung der geforderten Tests gemäß Medizinproduktgesetz, die Überprüfung der Vollständigkeit der Ausstattung sowie die Schichtanmeldung bei der Leitstelle verantwortlich.

Der Rettungssanitäter kümmert sich um die Verkehrssicherheit des Rettungsfahrzeugs. Er inspiziert den Rettungswagen während eines Rundgangs äußerlich. Dabei achtet er vor allem auf mögliche Schäden oder andere Auffälligkeiten. Ferner hat er die Tankanzeige zu kontrollieren. Dieser Punkt wird häufig sehr locker gehandhabt. Auch wenn nur 20 Liter im Tank fehlen, ist dies ein Grund, das Fahrzeug unverzüglich voll zu tanken und dies nicht auf später zu verschieben. Weil das erfahrungsgemäß nicht jeder so sieht, regeln viele Rettungswachen diese Frage mittels Dienstanweisung.

Ist ein Praktikant an Bord, muss dieser ausführlich über seine Aufgaben und Verhaltensweisen aufgeklärt werden. Das kann, muss aber nicht zwingend der Rettungsassistent beziehungsweise Notfallsanitäter erledigen. Auch ein erfahrener Rettungssanitäter kann diese Aufgabe übernehmen. Es geht bei diesem Gespräch nämlich nicht darum, dem Neuling in dessen erster Schicht zum Beispiel die Einstellungsmöglichkeiten eines Beatmungsgerätes oder die Ableitung eines 12-Kanal EKGs vorzustellen. Elementare Dinge sind erst mal wichtiger:

  • Wie steige ich an der Einsatzstelle sicher aus dem Fahrzeug aus?
  • Wie funktioniert das Handling des klappbaren Betreuersitzes?
  • Wie lässt sich die Innenraumbeleuchtung bedienen?
  • Wie geht man richtig mit der Fahrtrage um?

Rückt die Besatzung nach einem Einsatz wieder ein, fallen bestimmte Arbeiten an. Der Fahrer (Rettungssanitäter) ist für den Zustand des Fahrzeugs verantwortlich. Kleinere Mängel – falscher Luftdruck; eine defekte Glühbirne im Scheinwerfer –, die aus Bequemlichkeit nicht gleich behoben werden, können sich später nachteilig bemerkbar machen.

Das Desinfektions- und Reinigungsarbeiten sowie die Fahrzeugpflege nicht zu den Lieblingstätigkeiten von Rettungsdienst-Mitarbeitern gehören, ist bekannt. Sie sind aber für einen reibungslosen Einsatz genauso wichtig und notwendig wie ein funktionsfähiges EKG-Gerät. Insofern ist nicht nur das beim letzten Einsatz verbrauchte Material wieder aufzufüllen, sondern auch das Einsatzfahrzeug zu reinigen.

Der Schichtführer (Rettungsassistent/Notfallsanitäter) kümmert sich derweil um die vollständige Dokumentation. Im Hinblick auf das Qualitätsmanagement nimmt sie eine immer wichtigere Rolle im Einsatzalltag ein. Im selben Arbeitsschritt erfolgt gleich auch die Abrechnung. Fehlende Angaben können jetzt noch durch einen kurzen Anruf zum Beispiel in der aufnehmenden Klinik erfragt werden. Später kann das schwierig und zeitaufwändig sein.

Im Notfalleinsatz kennt jeder seinen Platz

Die sinnvolle Aufgabenverteilung ist aber noch lange nicht alles, damit die Teamarbeit funktioniert. Jeder im Team kennt seinen Platz – sowohl im Fahrzeug als auch an der Einsatzstelle. Beim Eintreffen am Notfallort ist es daher Aufgabe des Fahrers (Rettungssanitäter), die Einsatzstelle abzusichern. Befindet sich der Patient in einem Gebäude, genügt es in der Regel, am Fahrzeug die Warnblinkanlage einzuschalten. Liegt die Einsatzstelle im Freien, zum Beispiel auf der Straße, kann es angebracht sein, zusätzlich das Blaulicht eingeschaltet zu lassen.

Kommunikation im Einsatz. Absprache erleichtert die Aufgabenverteilung und trägt zum Einsatzerfolg bei.

Kommunikation im Einsatz. Absprache erleichtert die Aufgabenverteilung und trägt zum Einsatzerfolg bei.

Beim Notfallpatienten angekommen, führt der Rettungssanitäter das Monitoring und die Basismaßnahmen durch. Der Rettungsassistent oder Notfallsanitäter als Kopf des Rettungs-Teams übernimmt derweil den diagnostischen Block. Er gibt den Ablauf aller Maßnahmen vor, weist also beispielsweise an, dass der Patient 12 Liter Sauerstoff pro Minute mittels Highflow-Maske erhält.

Für den ausführenden Kollegen – zum Beispiel der Rettungssanitäter – ist diese Aufgabe nicht damit abgeschlossen, dass er dem Patienten die Sauerstoffmaske aufsetzt. Er hat zudem zu kontrollieren, ob der Schlauch mit der Sauerstoffflasche richtig verbunden und die Flasche aufgedreht ist. Erst wenn ein kompletter Vorgang überprüft und abgeschlossen ist, signalisiert er dem Rettungsassistenten deutlich, dass der Auftrag erledigt wurde.

Trivial? Keineswegs! Im Einsatzalltag ist immer wieder zu beobachten, wie einem Patienten zwar die Sauerstoffmaske aufgesetzt, aber nicht das Flaschenventil aufgedreht wird. Oder der Sauerstoffschlauch unbemerkt vom Konnektor der Maske rutscht.

Kommunikation im Einsatz ist wichtig – Diskussion aber unerwünscht

Auch bei der EKG-Ableitung treten immer wieder solch banale Fehler auf: Die Elektroden werden aufgeklebt, das Patientenkabel ist an den Elektroden angeschlossen – aber nicht mit dem EKG-Gerät verbunden.

Gründe für solche Pannen sind unter anderem mangelnde Kommunikation im Rettungs-Team und nicht abgestimmte Maßnahmen. Dies passiert, wenn zwei Teammitglieder, ohne sich zu besprechen, die gleichen Tätigkeiten machen möchten. Man wird durch die aktuelle Situation abgelenkt und vergisst die erste Aufgabe einfach. Wird ein Schritt angefangen, aber nicht zu Ende gebracht, kann dies die Versorgung negativ beeinflussen.

Die Kommunikation im Rettungsdienst-Einsatz ist an klare Vorgaben gebunden. Die vorgeschriebenen Algorithmen, anhand derer Notfälle abgearbeitet werden, bieten wenig Spielraum für Diskussionen. Daher ist der Ablauf in der Kommunikation von Auftrag und Rückmeldung durch den Durchführenden wichtig.

Bei einem Großteil der Rettungsdienst-Einsätze sind die meisten Abläufe sehr ähnlich. Hierdurch kommt es zu einem standardisierten Vorgehen, wozu auch die Aufgabenteilung im Rettungs-Team zählt. Ein auf dem RTW eingeteilter Praktikant ist hierbei ins Team einzubeziehen.

Sind Angehörige am Einsatzort, werden diese ebenfalls in die Versorgung einbezogen. Sie können sowohl die Krankenkassenkarte oder einen Medikationsplan herbeiholen bzw. Fragen im Rahmen der Fremdanamnese beantworten.

Aufgaben-Verteilung: Wenn der Notarzt dazukommt

Das Vorgenannte gilt auch für Notfall-Einsätze, bei denen ein Notarzt hinzukommt. Dieser trifft in der Regel mit einem Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) oder Rettungshubschrauber (RTH) ein und bringt einen weiteren Notfallsanitäter, Rettungsassistenten bzw. -sanitäter mit.

Sobald das Notarzt-Team eingetroffen ist, hat der Schichtführer des RTW eine klare Übergabe durchzuführen. Hierbei ist darauf zu achten, dass nur zwei Personen – Rettungsassistent beziehungsweise Notfallsanitäter des RTW und Notarzt – miteinander reden. Jeder am Einsatz beteiligte mag seine eigene Meinung haben, hat sie an dieser Stelle aber nicht kundzutun. Dies würde das Übergabegespräch (unnötig) in die Länge ziehen. Es bestünde zudem die Gefahr, dass wesentliche Informationen vergessen würden und Missverständnisse entstünden.

Jede Rettungsfachkraft im Notfalleinsatz sollte ihr Aufgabengebiet kennen. Foto: fotolia/Kzenon

Jede Rettungsfachkraft sollte im Notfalleinsatz ihr Aufgabengebiet kennen. Foto: fotolia/Kzenon

Bei dieser Übergabe wechselt die Verantwortung für den medizinischen Notfalleinsatz vom Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter des RTW auf den Notarzt. Letztgenannter wird damit zum neuen Teamleiter und gibt die weiteren Versorgungsschritte vor. Während die RTW-Besatzung dem Notarzt bei der Versorgung des Patienten assistiert, kümmert sich der NEF-Fahrer um die Dokumentation und Voranmeldung des Patienten in der Klinik.

Die Aufgabenteilung im Rettungs-Team ist von Wache zu Wache und je nach Rettungsdienstbereich unterschiedlich. Gleich ist jedoch an allen Standorten, dass eine klare Aufgabenteilung und Kommunikation die Grundlage für eine gute Patientenversorgung bildet.

Ist ein Rettungshubschrauber eingebunden, müssen sich alle Beteiligten gut absprechen. Von einem Hubschrauber gehen im Vergleich zu bodengebundenen Rettungsmitteln mehr Gefahren aus. Bergen die Rotoren schon eine große Unfallgefahr in sich, können auch aufgewirbelte Gegenstände bei Umstehenden zu Verletzungen führen. Um sich nicht unnötigen Risiken auszusetzen, sollte die Rettungsfachkräfte im Umfeld des Hubschraubers immer nur nach Rücksprache mit der Crew gearbeitet werden. Das gilt zum Beispiel für die Entnahme von Ausrüstungsgegenständen und das Einschieben der Trage.

Einsatz in der Arztpraxis

Befindet sich die Einsatzstelle in einer Arztpraxis, einer Privatklinik oder einem Pflegeheimen, ist es unerlässlich, das Personal der Einrichtung einzubinden. Sie kennen die Krankengeschichte „ihres“ Patienten und dessen Besonderheiten.

Gerade in der heutigen Zeit, in der sich Kliniken zunehmend spezialisieren, werden Maßnahmen an den Patienten vorgenommen, die Rettungsfachkräften unbekannt sind. Teilweise handelt es sich dabei um Hochrisikopatienten. Deshalb ist ein abgestimmtes Vorgehen unabdingbar, um den Patienten nicht unnötig zu gefährden.

Anhand des Überleitungsprotokolls werden Besonderheiten durchgesprochen. Es zeugt von Verantwortungsgefühl, wenn das Rettungsfachpersonal an Stellen, die nicht verstanden wurden, nochmals nachfragt. Einen Patienten hingegen zu übernehmen, obwohl wissentlich noch Unklarheiten bestehen, ist fahrlässig und unprofessionell. Bei Rückfragen gibt das Pflegepersonal Auskunft. Es erläutert beispielsweise nochmals eine bestimmte Lagerungstechnik oder wichtige Aufgaben während des Transports.

Bei der Versorgung des Notfallpatienten kann die medizintechnische Ausstattung der jeweiligen Einrichtung (zum Beispiel Pflegeheim) hinzugezogen werden. So leisten fahrbare Infusionsständer oder Bettenlifte beim Umlagern und für den Transport des Patienten gute Dienste. Hierbei zeigt sich einmal mehr, wie wertvoll eine klar abgestimmte Aufgabenteilung im Einsatz sein kann.

Aufgabenverteilung bei Großschadenslagen

Neben dem so genannten Tagesgeschäft ereignen sich auch Einsätze, die – neben der Versorgung von Notfallpatienten – auch operativ-taktische Überlegungen erfordern. Hier ist dann eine besondere Abstimmung zwischen den Rettungskräften erforderlich.

In diese Kategorie von Einsätzen fällt unter anderem der Massenanfall von Verletzten (MANV) genauso wie Katastropheneinsätze. Neben dem Rettungsdienst sind dann weitere Fachdienste wie Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk sowie verschiedene Schnell-Einsatz-Gruppen oder Berg- und Wasserrettung beteiligt.

Auch die Aufgabenverteilung zischen unterschiedlichen Hilfsorganisationen ist geregelt. Foto: fotolia/benjaminnolte

Auch die Aufgabenverteilung zwischen unterschiedlichen Fachdiensten ist geregelt. Foto: fotolia/benjaminnolte

In solchen Lagen geht es um die Aufgabenverteilung sowie die taktischen Strukturen. Verantwortlich sind die entsprechenden Personen mit Führungsaufgaben: Einsatzleiter Rettungsdienst, Feuerwehrkommandant oder Einsatzabschnittsleiter. Sie ordnen den Raum und legen fest, wo beispielsweise die Patientenablage oder der Rettungsmittelhalteplatz eingerichtet werden. Zu erkennen sind diese Führungskräfte an entsprechenden farbigen Westen.

Auch in solchen Situationen ist kein Platz für Diskussionen. Weist der Einsatzleiter oder dessen Führungsassistent einem Rettungswagen einen Patienten zu, ist dieser von der RTW-Besatzung ohne Debatte zu übernehmen. Eine Diskussion ist hier insofern nicht angebracht, als dass nur die Führungskraft den Gesamtüberblick hat und für die richtige Aufgabenverteilung verantwortlich ist. Kritik kann im Rahmen einer Nachbesprechung geübt werden.

Die Zahl an Personen und Einheiten an einer Einsatzstelle ist nahezu unendlich erweiterbar. Hierunter fallen Funktionsträger genauso wie Mitarbeiter von Behörden und der Straßenmeisterei, Pressevertreter oder sich zufällig an der Einsatzstelle befindliche Ersthelfer. Sind die Aufgaben auch noch so unterschiedlich, dennoch ist auf einen guten Informationsaustausch zu achten. Nur durch eine klar strukturierte Kommunikation und Aufgabenverteilung an der Einsatzstelle können komplexe Lagen erfolgreich gemeistert werden.

Die beschriebenen Empfehlungen funktionieren nur dann, wenn nach dem Einsatz das Rettungs-Team gemeinsam den Ablauf bewertet. Sicherlich gibt es bei einem alt eingespielten Team meist weniger Probleme, als wenn man in dieser Konstellation erstmals zusammengearbeitet hat. Gleich ist aber bei allen, dass eine Reflektion nicht nur im Team, sondern auch für sich selbst dazu beiträgt, Wiederholungsfehler zu vermeiden.

(Text: Uwe Kippnich, Dozent im Rettungsdienst, Krankenpfleger, OrgL, Örtlicher Einsatzleiter, EU-Team-Leader; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 18.05.2016)

8 Tipps, damit Retter gesund bleiben

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Gesundheitsfoerderung im RettungsdienstBremen (rd.de) – Prävention und Gesundheitsförderung werden immer noch von vielen Rettungsdienst-Mitarbeitern vernachlässigt. Wir geben acht einfach umzusetzende Tipps, wie sich persönliche Fitness und Wohlbefinden auch im Rettungsdienst-Alltag erzielen lassen.

Selbstlos, Nichtraucher und durchtrainiert – so sieht er aus – der klassische „Retter“ im Film und Fernsehen. Egal ob Polizist, Feuerwehrmann oder Paramedic: In diversen TV-Serien aus dem US-amerikanischen Raum werden Einsatzkräfte gerne als Athleten dargestellt, die auch körperlich herausforderndste Situation meistern.

Wer in der präklinischen Notfallrettung tätig ist, dem wird jedoch bewusst sein, dass körperliche Grenzerfahrungen keine Seltenheit im Einsatzgeschehen sind. Zeit zum Zubereiten gesunder Mahlzeiten oder für das Ausüben von Dienstsport während des Schichtbetriebs ist für viele Kollegen eine reine Utopie. Negative gesundheitliche Folgen bleiben da nicht aus. So weisen Einsatzkräfte unter anderem ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht und kardiovaskuläre Erkrankungen auf.

Rettungsdienst-Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihres Arbeitstages im Sitzen. Sei es beim Warten auf der Wache oder im RTW auf dem Weg zum Einsatz. Wird das Team zu einem Einsatz alarmiert, erfolgt nach der Anfahrt häufig eine Versorgung des Patienten in körperlich beanspruchenden Positionen, beispielsweise im Knien oder in gebückter Haltung. Der anschließende Transport des Patienten und der Ausrüstung durch ein enges Treppenhaus stellt eine weitere Belastung dar.

Rettungsdienst

Rettungsdienst-Mitarbeiter sind im Einsatz hohen physischen Belastungen ausgesetzt. Foto: AOK Mediendienst

Bereits hier zeigt sich, welchem Mix aus den Risikofaktoren Bewegungsmangel und hohen physischen Belastungen die Rettungsfachkräfte ausgesetzt sind. Unregelmäßige Mahlzeiten, der Griff in die Chips-Tüte als Zeitvertreib, Schlafunterbrechungen und die Konfrontation mit psychisch belastenden Situationen sind weitere Aspekte, die der Gesundheit zu schaffen machen. Es stellt sich die Frage: Wie kann man diesen Problemen begegnen?

Auch wenn einige der genannten Risikofaktoren – wie das Heben schwerer Lasten – an sich nicht beseitigt werden können, so lässt sich dennoch der Umgang mit diesen Faktoren positiv gestalten.

Die folgenden acht Tipps zum gesundheitsförderlichen Arbeiten im Rettungsdienst verfolgen zwei Ziele: 1. Zum einen sollen Ressourcen, mit denen die eigene Gesundheit gefördert werden kann, geschaffen und ausgebaut werden. Stichwort: Gesundheitsförderung. Dies ist beispielsweise dann gegeben, wenn die eigene physische Fitness durch regelmäßiges Sporttreiben verbessert wird. 2. Zum anderen sollen gesundheitlichen Risiken, die typischerweise im Rettungsdienst bestehen, vorgebeugt bzw. reduziert werden. Stichwort: Prävention. So kann beispielsweise starken körperlichen Belastungen vorgebeugt werden, indem zu tragende Lasten auf mehrere Personen verteilt werden.

In den folgenden Hinweisen werden Ansätze der Gesundheitsförderung mit Maßnahmen der Prävention kombiniert.

1. Warm-up zu Dienstbeginn

Dass vor sportlicher Aktivität der Körper aufgewärmt werden muss, ist allgemein bekannt. Verschiedene Tätigkeiten im Einsatzgeschehen sind nicht weniger körperlich anstrengend als Sporttreiben. Man denke nur an Thoraxkompressionen oder das Tragen von Patienten. Daher empfiehlt es sich, zu Dienstbeginn den eigenen Körper auf Betriebstemperatur zu bringen. Kreisende Armbewegungen, Kniebeugen und das leichte Dehnen der großen Muskeln kann hierzu als „Ritual“ ergänzt werden. Quasi als Ergänzung zum täglichen Fahrzeugcheck. Durch das Aufwärmen sollen bei der anschließenden Beanspruchung Verletzungen vorgebeugt und die Leistungsfähigkeit gesteigert werden.

2. Bewegungspausen

Um Bewegungsmangel vorzubeugen und einen gesundheitsförderlichen Anteil an körperlicher Aktivität zu erreichen, sollte sich jeder Rettungsdienst-Mitarbeiter täglich für mindestens 30 Minuten moderat bewegen. Mit moderat ist gemeint, dass man bei der Bewegungsausführung leicht ins Schwitzen gerät und das Atemzugvolumen zunimmt.

Zwischen den Einsätzen können Bewegungspausen etwa durch Tischtennis- oder Federballspielen eingeschoben werden. Die Anschaffung der nötigen Geräte ist meist leicht und kostengünstig zu organisieren. Alternativ kann auch der gemeinsame Spaziergang um das Wachgebäude das tägliche Bewegungspensum sicherstellen – wenn dies das Einsatzaufkommen zulässt.

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Joggen ist eine der beliebtesten Ausdauersportarten. Foto: AOK Mediendienst

3. Präventives Sporttreiben

Selbst ein etabliertes Gesundheitsmanagement wird einige gesundheitliche Risikofaktoren im Rettungsdienst nicht ausschalten können. So bleibt die körperliche Belastung durch das Tragen von Ausrüstung und Patienten unvermeidbar. Doch auch wenn die Last gleich bleibt, kann die körperliche Beanspruchung beeinflusst werden. Kräftigungsübungen für die Bein-, Rumpf- und Armmuskulatur können so beispielsweise dazu beitragen, dass Lasten einfacher gehoben werden können.

Neben dem Training im Fitnessstudio bieten Sportarten wie Volleyball, Schwimmen oder Judo einen förderlichen Effekt auf jene Muskulatur, die im rettungsdienstlichen Einsatzgeschehen besonders beansprucht wird.

Spezielle Rückenschul-Kurse bieten eine zusätzliche Möglichkeit, sich präventiv auf körperlich belastende Situationen vorzubereiten. Generell wird empfohlen einen wöchentlichen Trainingsaufwand von drei Ausdauertrainingseinheiten (20 – 60 Minuten) sowie zwei Kräftigungs- und Beweglichkeitstrainingseinheiten anzustreben.

4. Arbeitshilfen nutzen

Schnell mal eben den Patienten zu zweit umlagern – was häufig nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt, kann in der Summe eine gravierende Belastung für Wirbelsäule und Gelenke von Rettungsdienst-Mitarbeitern darstellen. Es empfiehlt sich daher, vorhandene Hilfsutensilien zu nutzen.

Rollbretter ermöglichen beispielsweise ein weitgehend rückenschonendes Umlagern von Patienten im Krankenhaus. Die Indikation für Tragehilfe durch ein anderes Rettungsmittel sollte großzügig und frühzeitig gestellt werden.

An dieser Stelle sei neben dem Gesundheits- auch auf den Arbeitsschutz hingewiesen: Überschreitet das Gewicht des Patienten bei dessen Bergung mittels Tragetuch das Kraftvermögen der Rettungsdienst-Mitarbeiter, sind Stürze beim Tragen nicht unwahrscheinlich. Hierbei kann das Patientengewicht beim Anheben (Maximalkrafteinsatz) für das anschließende Tragen (Kraftausdauereinsatz) unterschätzt werden.

Das Transportieren von Notfallequipment sollte auf die zur Verfügung stehenden Personen aufgeteilt werden. Hierbei ist auf eine ausgeglichene Lastenverteilung zu achten. Beispielsweise sollten zwei ähnlich schwere Gerätschaften mit je einer Hand getragen werden.

5. Diensttaugliche Mahlzeiten

Um auch bei Diensten mit einer Dauer von bis zu 24 Stunden allzeit leistungsfähig zu sein, muss dem Körper in regelmäßigen Abständen Nahrung zugeführt werden. Dies steht im krassen Gegensatz zu der weit verbreiteten Praxis auf deutschen Rettungswachen. Da gibt es ein Frühstück zu Dienstbeginn und eine üppige Mahlzeit in den Abendstunden, die den angesammelten Hunger beseitigen und bis zum Dienstende fernhalten soll.

Fast Food. Pommes Frites mit Mayonnaise und Ketchup und Currywurst.

Klassiker im Einsatzalltag: Currywurst mit Pommes Frites. Foto: AOK Mediendienst

Bei der Auswahl der Mahlzeiten sollten die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung beachtet werden. So sollten die Mahlzeiten eine vollwertige, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ermöglichen. Zugleich ist darauf zu achten, dass die Nahrungszunahme stets von Einsätzen unterbrochen werden könnte. Mahlzeiten, die sowohl kalt als auch warm eingenommen werden können, empfehlen sich daher besonders. Schwerverdauliche Nahrungsmittel und große Mengen sollten im Schichtdienst eher gemieden werden.

Es empfiehlt sich, die Nahrungsaufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen. Um den Blutzuckerspiegel stets auf einem leistungsfähigen Niveau zu halten, kann die Vorgabe, fünf Mal täglich Obst und Gemüse einzunehmen, eine sinnvolle Option darstellen. So können kleine Snacks aus Bananen, Äpfeln oder Gemüsestreifen dem Körper in regelmäßigen Abständen neue Energie liefern.

Wird der Lieferservice dem eigenen Zubereiten der Mahlzeiten vorgezogen, lassen sich auch dort meist gesunde Gerichte wie Putenbrustsalat oder gemüsehaltige Wraps finden. Die Faktoren „guter Geschmack“ und „gesund“ können hier leicht kombiniert werden.

6. Handlungssicherheit herstellen

Die Konfrontation mit Leid und Tod gehört für Rettungsdienst-Mitarbeiter zum Arbeitsalltag. Um die psychische Belastung möglichst gering zu halten, sollte für die eigene Tätigkeit ein maximales Maß an Handlungssicherheit hergestellt werden. Jede Rettungsfachkraft wird sich nach dem Einsatz schon gefragt haben, ob man wirklich alles getan hat, was möglich war, um den Patienten bestmöglich zu versorgen. Lautet die Antwort „Ja!“, beugt das Selbstzweifeln und Stress vor.

Algorithmen, Handgriffe und der Umgang mit Geräten sowie Technik sollten auch aus diesem Grund sicher beherrscht werden. Die Wahl der zu besuchenden Fortbildungsveranstaltungen orientiert sich daher am besten an den Fragen: „Wo habe ich Wissenslücken?“ und „Wo fühle ich mich unsicher?“

Wer sich beispielsweise im Umgang mit Medikamenten nicht vollständig sicher fühlt, sollte bei der Planung seiner Fortbildungen die Thematik Pharmakologie auf die erste Priorität stellen. Das ist sinnvoller, anstatt seine Zeit für ein Thema zu verwenden, in dem man sich fit fühlt. Was anfänglich mühsam erscheint, wird sich in einer höheren Handlungssicherheit im Einsatz und damit verbunden mit weniger Stress auszahlen.

7. Die Woche planen

Dienste in unregelmäßigen Abständen machen einen regelmäßigen Arbeitsrhythmus undenkbar. Damit die Vereinbarkeit von Freizeit bzw. Familie und Beruf, regelmäßiges Sporttreiben und Zeit zum Entspannen nicht zu kurz kommen, empfiehlt es sich, jede Arbeitswoche grob vorzuplanen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Tage nach 24-Stunden- oder Nachtdiensten zur Regeneration genutzt werden können. Fixe Termine wie Zahnarztbesuche sollten mit ausreichend Abstand zu den Dienstenden terminiert werden, um einen Puffer für Schlaf und Erholung zu gewährleisten.

Da sich nach einem anstrengenden Dienst gerne der altbekannte „Schweinehund“ bemerkbar macht, sollten im Wochenplan geplante Termine zum Sporttreiben niedergeschrieben und auch eingehalten werden.

8. Nachhaltigkeit schaffen

Es besteht die Gefahr, dass die genannten Tipps zur Gesundheitsförderung nur ein kurzes „Aufflammen“ bewirken. Damit sie nachhaltig Teil des täglichen Arbeitslebens werden, sollten im Rettungsdienst-Unternehmen die hierfür notwendigen Strukturen geschaffen werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement verbindet sämtliche Einzelmaßnahmen zur Förderung der Gesundheit. Es kann als Teil der Unternehmenskultur wesentlich dazu beitragen, dass Krankheitstage reduziert werden. Die Mitarbeiter im Rettungsdienst können auf gesunde Weise ihrer wichtigen Arbeit nachgehen.

Jedoch sind diese Aspekte nur ein Teil des Gewinns. Unternehmen, die sich um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter kümmern, sind nachgewiesen erfolgreicher. Am ehesten ist dies an der steigenden Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter abzulesen. Das hat am Ende wiederum maßgeblichen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit.

Aus diesen Gründen ist es auch aus ökonomischer Sicht nicht nachzuvollziehen, warum im Rettungsdienst nur wenige Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen. Insofern kann nur jedem Rettungsdienstbetreiber empfohlen werden, sich eingehend und professionell mit dem Thema Mitarbeitergesundheit zu beschäftigen. Hier liegt noch viel ungenutztes Potenzial – für Mitarbeiter und Arbeitgeber!

(Text: Johannes Schillings, Sport- und Gesundheitswissenschaftler, Rettungsassistent, sowie Christian Jager, Medizin- und Gesundheitsökonom, Rettungsassistent; Symbolfotos: AOK Mediendienst; zuletzt aktualisiert: 23.05.2016)


Traumatologie: Amputationsverletzungen versorgen

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10/39 Replantatbeutel Replantatset Amputat AmputatversorgungBremen (rd.de) – Die Voraussetzungen für eine Replantation können bereits bei der Erstversorgung der Amputationsverletzung wesentlich beeinflusst werden. Entscheidend für das Ergebnis ist die korrekte Behandlung von Amputaten und Amputationsstümpfen am Einsatzort und während des Transportes.

Trotz Aufklärungskampagnen und guter Schulung des Rettungsfachpersonals gelangen immer wieder falsch behandelte Amputate in die Klinik. Eine Replantation kann dann trotz ansonsten möglicherweise günstiger Voraussetzungen nicht mehr vorgenommen werden.

Im Vordergrund der medizinischen Versorgung am Unfallort stehen Sicherung und Verbesserung der vitalen Funktionen des Verletzten. Das heißt: Kontrolle von Atmung und Kreislauf sowie Schockbekämpfung bei größerem Blutverlust. Über einen, besser zwei großlumige venöse Zugänge können 500 bis 1000 ml Ringer-Laktat-Lösung infundiert, über eine Maske bedarfsweise Sauerstoff verabreicht werden.

Bei den weitaus meisten Amputationsverletzungen handelt es sich jedoch um isolierte Wunden im Handbereich. Daher ist der Allgemeinzustand des Verletzten in der Regel gut. Indiziert ist bereits am Unfallort dennoch eine suffiziente Analgesie. Beispielsweise kann 0,125 – 0,25 mg/kg Körpergewicht Ketanest S eingesetzt werden, kombiniert mit einer adäquaten Sedierung, beispielsweise 2,5 – 5 mg Midazolam.

Den Amputationsstumpf versorgen

Der Amputationsstumpf wird trocken und sauber verbunden. Sämtliche Manipulationen, wie das Setzen von Klemmen oder Unterbindungen, Säuberungsmaßnahmen oder Desinfektion sind zu unterlassen. Auch bei stärkeren Blutungen reicht in den allermeisten Fällen eine Kompression des Stumpfes mittels sterilem Druckverband und Hochlagerung der Extremität aus.

Der Versuch, die Blutung durch Abbinden der Extremität zu stoppen, sollte unterbleiben. Auch die Verwendung einer Blutsperre für den Transport, beispielsweise durch Anlegen der Blutdruckmanschette und aufpumpen derselben, bis es aus dem Amputationsstumpf nicht mehr blutet, macht eine für die Operation notwendige Blutleere entweder unmöglich oder gefährdet die Extremität.

Die Versorgung des Amputats

Auch das Amputat muss unbehandelt bleiben. Alle aufgefundenen Teile müssen ins Replantationszentrum mitgegeben werden. Primär nutzlos erscheinende Teile können eventuell als Spender für Haut, Knochen, Sehnen, Nerven, Gefäßinterponate oder zur Überbrückung von Defekten verwendet werden.

Das Amputat wird in ein sauberes, trockenes, möglichst steriles Tuch eingewickelt. Amputat und Tuch werden gemeinsam in einen ersten Plastikbeutel gegeben. Dieser wird verschlossen und in einen zweiten Beutel gegeben, in dem sich Wasser und Eis befinden. Die ideale Transporttemperatur liegt bei vier Grad Celsius. Besser sind spezielle Amputat-Beutel. Auf keinen Fall darf das Amputat direkten Kontakt zu Wasser und/oder Eis haben. Dies würde durch Quellung der Strukturen oder Erfrierungen zu irreversiblen Gewebeschäden führen und eine Replantation unmöglich machen.

Anoxämie-Zeit
Ein besonders wichtiger Faktor im Zusammenhang mit Amputationsverletzungen ist die Anoxämie-Zeit. Diese beschreibt die Zeitspanne zwischen der vollständigen Unterbrechung der Blutzufuhr und der Wiederherstellung der ersten funktionstüchtigen arteriellen Gefäßverbindung. Während dieser Phase findet keine Durchblutung des abgetrennten Körperteils statt. Die Dauer der Anoxämie-Zeit beeinflusst sowohl die primäre Wiedereinheilung des Amputates als auch die später wiedergewonnene Funktionstüchtigkeit der replantierten Gliedmaße.

Durch optimale präoperative Kühlung kann die tolerable Anoxämie-Zeit – also die maximale Zeitspanne zwischen Amputation und Wiederherstellung der Blutzirkulation – erheblich verlängert werden. Für Makroreplantationen wird eine maximal tolerierte Anoxämie-Zeit von sechs Stunden angenommen. Für Mikroreplantationen liegt sie bei zirka 15 Stunden. Ohne Kühlung beträgt die tolerierte Anoxämie-Zeit jedoch drei Stunden (Makroreplantationen) bzw. sechs Stunden (Mikroreplantationen).

Bei inkompletten Amputationen ist eine präoperative Kühlung zu vermeiden. Dadurch würde eine möglicherweise noch bestehende Restdurchblutung eingeschränkt oder ganz aufgehoben. In diesen Fällen sollte lediglich ein steriler Verband angelegt werden. Eine Ruhigstellung durch Schienung ist sinnvoll. So wird verhindert, dass das Gewebestück versehentlich abknickt.

Makro- und Mikroreplantationen

Unterschieden werden muss bei der Replantation vor allem zwischen Makro- und Mikroreplantationen sowie zwischen oberer und unterer Extremität. Die Begriffe „mikro“ bzw. „makro“ beziehen sich hierbei nicht so sehr auf Gefäß- oder Nervendurchmesser. Vielmehr ist die Gesamtmasse des Amputates gemeint. Insbesondere ist die im Amputat enthaltene Muskelmasse entscheidend, die am empfindlichsten auf Anoxie reagiert.

 

Zu den Mikroreplantationen werden alle Replantationen im Hand- und Fußbereich bis unmittelbar proximal des Hand- bzw. Sprunggelenks gemeint. Hierbei muss wegen fehlender oder nur kleiner Muskelmasse durch einen eventuell Ischämie-Reperfusions-Schaden nicht mit der Möglichkeit vitaler Komplikationen gerechnet werden.

 

Bei den proximalen – auch „Makroreplantationen“ genannten – Formen können jedoch durch die entsprechend großen Muskelmassen Ischämie-Reperfusions-Schäden auftreten. Sie können für den Patienten lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Außerdem sind Verletzungsmechanismen, die zu proximalen Amputationen führen, durch große Gewalteinwirkungen charakterisiert.

(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Notarzt/LNA, Dozent, Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 26.05.2016)

Medizinische Abkürzungen helfen bei der Versorgung

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Bremen (rd.de) – Mit Einführung standardisierter Versorgungskonzepte hat auch die Zahl so genannter Merkhilfen rapide zugenommen. APGAR, SAMP-LE(R) und nicht zuletzt das ABCDE-Schema dürften bekannte medizinische Abkürzungen sein. Jeder Buchstabe steht dabei für ein Symptom oder Charakteristikum. Doch es gibt weitaus mehr Akronyme, die einem Notfallsanitäter, Rettungsassistenten oder Rettungssanitäter helfen können, wichtige Dinge im Einsatz nicht zu übersehen.

Internationale medizinische Abkürzungen

Schon bei der ersten Annäherung an den Patienten unterstützt zum Beispiel das AVPU-Schema die Einsatzkräfte. Es dient dazu, den Wachheitsgrad zu beurteilen. A steht für „alert“, was bedeutet, dass der Patient wach und ansprechbar ist. Alle Befunde, die ungünstiger als „alert“ sind, sollten die Helfer veranlassen, nach den Gründen zu suchen.

V steht beim AVPU-Schema für „verbal response“, das heißt, der Patient reagiert erst auf laute Ansprache. P bedeutet „painful stimuli“. Der Patient reagiert erst auf Schmerzreize. Und U ist gleichbedeutend mit „unresponsive“, also nicht ansprechbar.

Gerade in Notfallsituationen ist es wichtig, die Anamnese zügig zu erheben. Wichtige Details dürfen dabei nicht vergessen werden. Hier gibt es gleich mehrere medizinische Abkürzungen, zum Beispiel SAMPLE(R) und OPQRST.

Bei SAMPLE(R) geht es mit „signs and symptoms“, also Zeichen und Symptome, los. A erinnert die Rettungsfachkraft, nach möglichen Allergien (allergies) zu fragen. Die M-Frage erkundigt sich nach Medikamenten (medications), die vom Patienten regelmäßig eingenommen werden. „Past medical history“ (P), die Krankengeschichte des Patienten, gibt Aufschluss über durchgemachte Erkrankungen, frühere Operationen, Verletzungen oder eine mögliche Schwangerschaft. Auch das L – „last oral intake“ – ist wichtig, weil sich der Helfer hiermit nach der letzten Nahrungsaufnahme erkundigt. Blieben noch die „events prior to illness/injury“ (E), also Ereignisse bzw. Handlungen, die der Patient vollzog, als die Beschwerden einsetzten, und „risk factors“ (R). Damit sind Risikofaktoren wie beispielsweise Vorerkrankungen, Nikotin- und Alkoholkonsum, aber auch familiäre Vorbelastungen gemeint.

Während SAMPLE(R) eher die Vergangenheit abfragt, hilft OPQRST dabei, die aktuellen Beschwerden oder Schmerzen besser einzuschätzen.

Der Buchstabe O steht bei OPQRST für „onset“ – Beginn oder Ausbruch einer Erkrankung. So erfährt das Rettungsfachpersonal beispielsweise, ob die Beschwerden plötzlich oder eher langsam aufgetreten sind. Hinter P stecken „provocation“ und „palliation“. Damit wird zum einen gefragt, was die Beschwerden verschlimmert (provoziert), zum anderen, was sie lindert. Q steht für „quality“ (Qualität). Hierbei geht es darum zu erfragen, welcher Art beispielsweise die Schmerzen sind (stechend, brennend, krampfartig…). R erinnert an „radiation“ – Ausstrahlung – und soll helfen herauszufinden, wo sich der Schmerz genau befindet. „Severity“ verbirgt sich hinter dem S von OPQRST und heißt übersetzt „Schwere“. Damit wird umschrieben, wie stark die Schmerzen bzw. Beschwerden sind. Das T (time) klärt schließlich, wie lange die Beschwerden schon bestehen.

DCAP-BTLS gehört zu den medizinischen Abkürzungen, um Verletzungen bei der Patientenuntersuchung aufzuspüren. DCAP-BTLS steht für:

•    Deformities (Deformierungen)
•    Contusions (Prellungen)
•    Abrasions (Abschürfungen)
•    Penetrations (Eintrittswunden)
•    Burns (Verbrennungen)
•    Tenderness (Empfindlichkeit)
•    Lacerations (Risswunde)
•    Swelling (Schwellung)

Medizinische Abkürzungen: ein Überblick

ABCDE (Schema zur Beurteilung von Notfallpatienten)
AEIOU-TIPS (Ursachen für Bewusstseinsstörungen)
APGAR (Neugeborenenbeurteilung)
AVPU (Beurteilung des Bewusstseinsgrades)
BONES (Indikator für eine schwierige Maskenbeatmung)
CARDIO (beta-mimetische Wirkungen am Herzen)
CIAMPEDS (Anamneseerhebung bei Kindernotfällen)
DCAP-BTLS (Hinweise auf Verletzungen)
DOPE (Hinweise auf eine inadäquate Ventilation oder Oxygenierung bei intubierten Patienten)
FAST (Erkennung initialer Schlaganfallsymptome)
LEMON (Indikatoren für eine schwierige Intubation)
MONA (Therapieschema bei ACS)
OPQRST (Beurteilung der aktuellen Beschwerden bzw. Schmerzen)
PERRL (Beurteilung der Pupillen)
SMASHED (Beurteilung von akuten Veränderungen des neurologischen Status)
SNOT (Initiale Beurteilung eines veränderten neurologischen Status)
TICLS (Beurteilung des Erscheinungsbildes bei Kindern; pädiatrisches Beurteilungsdreieck)
TICS (Hinweise auf Verletzungen)

Im Rettungs-Magazin, Ausgabe 2/2012, finden Sie Erläuterungen zu den hier genannten Abkürzungen. Die Digitalausgabe finden Sie hier.

(Text: Thomas Semmel, Dozent im Rettungsdienst, ERC ALS-Instruktor, PHTLS-Instruktor; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 02.06.2016)

Überregionaler SEG-Einsatz: So wird das „Auswärtsspiel“ ein Erfolg

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Bremen (rd.de) – Naturkatastrophen und Großereignisse wie eine Fußball-WM beschäftigen in Deutschland fast jährlich zahllose Mitarbeiter des Rettungsdienstes und von Katastrophenschutz-Einheiten. Wir erklären hier, wie sich die Helfer auf den überregionalen Einsatz einer Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) vorbereiten können – von der Vorbereitung und Alarmierung über den Einsatz bis hin zur Rückverlegung an den Heimatstandort.

Die Hochwasserkatastrophen des Sommers 2013 erreichten ein so erhebliches Ausmaß, dass die regional verfügbaren Katastrophenschutzeinheiten überfordert waren. Ihre Kapazitäten reichten nicht aus, um eine flächendeckende Versorgung und Betreuung der Betroffenen sicherzustellen. Ohne überregionale Unterstützung ging da nichts mehr. Um beispielsweise den Kräften in Passau und Deggendorf zu helfen, wurden Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) aus ganz Bayern zu Kontingenten zusammengefasst und in die Krisengebiete verlegt. Bundesweit betrachtet, reichten die Einsatzaufträge vieler Einheiten zum Teil weit über die Grenzen des eigenen Bundeslandes hinaus.

Voraussetzung für einen erfolgreichen SEG-Einsatz – egal, ob regional oder überregional – ist eine fundierte Grundausbildung. Der Sanitätsdienstlehrgang sowie der Grundlehrgang im Betreuungsdienst sind obligatorisch. Ebenso sind Grundkenntnisse in Technik und Sicherheit sowie in Information und Kommunikation wichtig, um als SEG-Helfer adäquat eingesetzt werden zu können. Um Verantwortung für andere SEG-Mitglieder übernehmen zu können, wird zudem mindestens die Ausbildung zum Truppführer benötigt.

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Die Einsatztasche sollte all das Material enthalten, das benötigt wird, um sich 48 Stunden autark zu versorgen. Foto: Maximilian Kippnich

Neben diesen theoretischen Grundlagen sind das praktische Können und der sichere Umgang mit Material sowie Patienten bzw. Betroffenen wichtig. Nur durch regelmäßige Einsatzübungen, Ausbildungstage und Besuche von Fortbildungsveranstaltungen ist dies sichergestellt. Zur Bedienung von medizinischem Gerät ist eine Einweisung nach Medizinproduktegesetz vorgeschrieben. Auch die Beschäftigung mit Funk- und Fahrzeugtechnik, die oft langweilig erscheint, sind Garanten für einen sicheren Einsatz.

Gerade für ehrenamtliche SEG-Helfer, die hauptberuflich nicht bei einer Hilfsorganisation oder einer Berufsfeuerwehr angestellt sind, sind praktische Erfahrungen in der Notfallrettung wichtig. Wer kann, sollte als Praktikant oder 2. Kraft im Regelrettungsdienst mitarbeiten. Die hier gesammelten Erfahrungen tragen dazu bei, dass man im Umgang mit Notfallpatienten sicherer wird und Handgriffe routinierter erfolgen.

Bei überregionalen SEG-Einsätzen werden weitere Fähigkeiten verlangt: unter anderem Flexibilität. Im Gegensatz zum Alltag im Rettungsdienst, bei dem man innerhalb kürzester Zeit ausrücken sollte, gibt es hier eine mehr oder weniger lange Vorlaufzeit:

  • Unter die Kategorie „planbar mit langer Vorlaufzeit“ fallen große Sanitätsdienste, wie es beim Weltjugendtag 2005 oder bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Fall war.
  • Im Gegensatz dazu gibt es Großschadensereignisse, bei denen überregionale Katastrophenschutz-Einheiten notfallmäßig alarmiert werden. Dann geht es zwar nicht um Minuten, die Vorlaufzeit kann aber durchaus weniger als sechs Stunden betragen.

Um für solche Einsätze gerüstet zu sein, müssen die Fahrzeuge sowie das Material rund um die Uhr einsatzbereit sein. Hierfür muss beispielsweise die Betankung der SEG-Fahrzeuge sehr großzügig durchgeführt werden. Der Fahrzeugtank sollte daher beim Einrücken in die Wache immer voll sein. Zusätzlich sind Wasser- und Ölstand, Scheibenreiniger, Reifendruck und die Lichtanlagen regelmäßig zu überprüfen.

Ebenso muss die persönliche Schutzausrüstung gepflegt werden. Jederzeit müssen Einsatzanzug, Sicherheitsschuhe, Helm sowie Einsatzkleidung griffbereit sein – und zwar sowohl für heiße Sommertage als auch für kalte Winternächte oder tagelangen Dauerregen. Optimal ist es, wenn eine komplette Ersatzgarnitur für mehrtägige Einsätze bereitliegt.

Im Idealfall besitzt jeder SEG-Mitarbeiter, der über die Voraussetzungen für überregionale SEG-Einsätze verfügt, eine gepackte Einsatztasche im Haus. Sie sollte all das Material enthalten, das benötigt wird, um sich 48 Stunden autark zu versorgen. Um wichtige Teile nicht zu vergessen, haben die Hilfsorganisationen spezielle Checklisten zusammengestellt. Mit deren Hilfe ist es einfach, sich auf längere überregionale Einsätze vorzubereiten.

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Bei überregionalen SEG-Einsätzen empfiehlt es sich auch, eine persönliche Einsatzmappe für wichtige Unterlagen zusammenzustellen. In dieser sollten alle Dokumente, die der SEG-Helfer vor dem Einsatz erhält, abgeheftet sein. Wichtige Telefonnummern und die Meldekarte für Einsatzkräfte können schon vorab vorbereitet werden.

Essentieller Bestandteil einer solchen Einsatzmappe ist der Einsatzbefehl. In diesem sind in der Regel alle relevanten Informationen wie Anfahrt, Lagekarte, Einsatzauftrag, Kommunikationswege und Kontaktadressen aufgeführt. Bei entsprechender Vorlaufzeit lässt sich diese noch um Kartenmaterial ergänzen. Alle Auskünfte aus Internet, E-Mail und anderen digitalen Medien sollten ausgedruckt werden und ebenso der Einsatzmappe hinzugefügt werden.

SEG-Einsatz: Vorlaufzeit sinnvoll nutzen

Ist die Alarmierung erfolgt, läuft die so genannte Vorlaufzeit. In dieser Phase muss geklärt werden, wie lange der Einsatz dauert und wann mit einer Rückverlegung zu rechnen ist. Dieser Zeitplan muss dann mit dem Arbeitgeber besprochen werden. Ebenso ist zu klären, ob ein Katastrophenfall vorliegt und dadurch mit einer Lohnfortzahlung aus dem Katastrophenfond zu rechnen ist. Dies ist wichtig, um eventuellen Problemen nach dem Einsatz vorzubeugen.

Im Realeinsatz treffen sich alle SEG-Helfer zu einem vorgegebenen Zeitpunkt beispielsweise an der Wache. Von hier aus erfolgt dann der gemeinsame Marsch in Richtung Schadensgebiet. An dieser Stelle ist genügend Vorlaufzeit für Beladung der Fahrzeuge und Überprüfung der eigenen Ausrüstung einzuplanen. Aus dem Marschbefehl gehen hervor

  • Marschroute,
  • Marschformation,
  • Marsch(funk)kanal,
  • Marschführer sowie
  • alle anderen, die Anfahrt betreffenden Informationen.

Die Besonderheit auf solchen Einsatzfahrten ist das Fahren im Verband. Im Gegensatz zu normalen Einsatzfahrten wird jedes Fahrzeug mit einer 40 x 40 cm großen Flagge vorne links ausgestattet. Die Farbe dieser Fahne ist bei allen Fahrzeugen des Verbandes blau. Ausnahme stellen das „schließende“ – also letzte – Fahrzeug der Kolonne dar. Es ist mit einer grünen Flagge gekennzeichnet. Defekte Fahrzeuge werden gelb beflaggt.

Fahren im Verband

Der Führer eines Verbandes ist an einer schwarz-weißen Fahne zu erkennen. Er ist allerdings nicht an die Marschkolonne gebunden und kann zum Beispiel zur Lageerkundung voraus fahren.

Besonders wichtig beim Fahren in Kolonnen ist es, auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu achten. Beim Fahren in Verbänden wird in der Regel das blaue Blinklicht eingeschaltet. Foto: Maximilian Kippnich

Besonders wichtig beim Fahren in Kolonnen ist es, auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu achten. Beim Fahren in Verbänden wird in der Regel das blaue Blinklicht eingeschaltet; Abblendlicht ist – wie auf allen anderen Einsatz- und Übungsfahrten auch – selbstverständlich. Das bzw. die Führungsfahrzeuge des Verbandes schalten ihr Funkgerät auf den 4-m-Band-Kanal 510 W/U (bundeseinheitlicher Marschkanal), um mit der jeweils zuständigen Integrierten Leitstelle bzw. der übergeordneten Führungsstelle zu kommunizieren. Wie die einzelnen Fahrzeuge des Verbandes untereinander sich verständigen, wird individuell geregelt.

Am Einsatzort angekommen, findet zunächst eine Lagebesprechung bzw. -einweisung statt. Im Rahmen dessen werden auch die konkreten Einsatzaufträge an die einzelnen SEG-Helfer verteilt. Hier empfiehlt es sich, die wichtigsten Stichpunkte zu notieren. Erfahrungsgemäß ist es hilfreich, sich auf einem Stadt- bzw. Landkreisplan die von der Einsatzleitung vorgegebene Ordnung des Raumes (Einsatzabschnitte, Fahrwege und der eigene Standort) einzuzeichnen.

Der eigene Einsatzauftrag ist strikt einzuhalten. Gerade bei Großschadenslagen, in denen eine Vielzahl von überregionalen Kräften eingesetzt wird, ist eine zu hohe Eigendynamik für die erfolgreiche Abarbeitung des Einsatzes kontraproduktiv. Umso größer die Lage, desto wichtiger sind klare Führungsstrukturen.

Ankunft der SEG am Einsatzort

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Hat der SEG-Helfer ein Problem, meldet er dies an seinen SEG-Führer weiter. Die nächst höhere Führungsebene stellen die Zugführer dar, gefolgt von Verband- bzw. Kontingentführer. Dieser steht in ständiger Verbindung mit der Gesamteinsatzleitung. Auf gleichem Wege werden von der Gesamteinsatzleitung neue Aufträge, Lageänderungen und sonstige wichtige Informationen an die Einsatzkraft weitergegeben.

Bei überregionalen SEG-Einsätzen im Katastrophenfall gelten im Schadensgebiet dieselben Regeln wie bei einem „normalen“ Einsatz. Besonders hervorzuheben ist hier der Eigenschutz und somit das konsequente Tragen der persönlichen Schutzausrüstung.

Wichtig sind auch die Ruhezeiten. In diesen sollte jeder versuchen, sich zu entspannen bzw. zu schlafen. Das ruhige Einnehmen von Mahlzeiten ohne Funkgerät und Handy sowie eine ausgiebige Dusche und der Kleidungswechsel sind wichtige Voraussetzungen. Diese Maßnahmen reduzieren den Stress und beugen einem möglichen posttraumatischen Belastungssyndrom vor.

Ebenso bedeutend ist die Kommunikation mit Angehörigen und Kollegen zu Hause. Zu konkrete Informationen zum Einsatz sind aber zu vermeiden. Das gilt auch für Facebook und Co. Hier haben Einsatzbilder sowie Insider-Informationen zum Einsatz nichts zu suchen. Eine Berichterstattung für die Öffentlichkeit und der Kontakt mit Medien sind Aufgaben der obersten Führungsebene bzw. der Gesamteinsatzleitung.

SEG-Rückverlegung nach Hause

Nach dem Einsatz folgt die Rückverlegung an den Heimatstandort. Dort angekommen, ist für eine ausgiebige Überprüfung von Ausrüstung und Fahrzeugen zu sorgen. Defekte Einsatzkleidung sowie -mittel sind zu melden und zu reparieren bzw. neu zu beschaffen. Die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft hat in den Tagen nach dem Einsatz oberstes Gebot.

Wie so oft, gilt besonders auch bei überregionalen SEG-Einsätzen das Motto: Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Insofern ist eine ausführliche Nachbesprechung ein Muss. Die Führungskräfte der jeweiligen Schnell-Einsatz-Gruppe stehen zudem in der Dokumentationspflicht. Hierzu zählt auch die Erstellung eines Einsatzberichtes, dem die Lage sowie die Einsätze der SEG tagesaktuell zu entnehmen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein überregionaler SEG-Einsatz jeden SEG-Helfer treffen kann. Durch die bundesweite Strukturierung der Katastrophenschutzeinheiten in Medical Task Forces und die Gruppierung der regionalen Schnell-Einsatz-Gruppen in Züge, Verbände und Kontingente, sind die meisten SEGen in den nationalen und internationalen Katastrophenschutz eingebettet. Dies hat zur Konsequenz, dass die Wahrscheinlichkeit für einen SEG-Einsatz über die eigenen Gebietsgrenzen hinweg deutlich gestiegen ist.

Mit einer fundierten Grundausbildung, ständiger Fort- und Weiterbildung, der Beachtung der wichtigsten Einsatzgrundlagen und etwas Disziplin ist jeder SEG-Helfer in der Lage, erfolgreich einen überregionalen SEG-Einsatz zu meistern.

(Text: Maximilian Kippnich, Arzt in Weiterbildung, Anästhesiologie und Intensivmedizin, Feuerwehrarzt ; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 17.06.2016)

Berufshaftpflicht für Mitarbeiter im Rettungsdienst

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Recht im Rettungsdienst ArbeitsrechtBremen (rd.de) „Wenn mal was schiefgeht – kein Problem, dafür sind Sie über uns versichert.“ Diese Worte hat schon mancher Rettungsdienst-Mitarbeiter gehört. Eine Berufshaftpflichtversicherung, wie sie beispielsweise Ärzte oder Anwälte nachweisen müssen, wäre sinnvoller. Aber nur eine Minderheit der Notfallsanitäter und Rettungsassistenten dürfte sie besitzen.

Das Schreiben der Versicherung lag unerwartet im Briefkasten von Rettungsassistentin Sarah B. (fiktiver Name). Als Betriebshaftpflichtversicherung von Sarahs Arbeitgeber habe man an einen Patienten 50.000 Euro Schmerzensgeld zahlen müssen. Sarah habe den Patienten durch unsachgemäßes Umlagern von der Trage fallen lassen. Dies stelle eine grob fahrlässige Pflichtverletzung dar. Deswegen müsse die Rettungsassistentin die 50.000 Euro im Wege des Regresses innerhalb von 14 Tagen an die Versicherung zahlen.

Kein Einzelfall. Eine Ärztin war bereits im Jahr 1997 vom Bundesarbeitsgericht in einem Fall falscher Blutkonservengabe zum Regress verurteilt worden.

Betriebshaftpflichtversicherung des Arbeitgebers

Richtig ist, dass Hilfsorganisationen sowie kommunale und private Rettungsdienste in der Regel eine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Eine solche Versicherung sichert das Unternehmen vor Vermögensschäden, die aufgrund von Personen- oder Sachschäden verursacht wurden. Darüber hinaus sind Schäden, die durch das alleinige Verschulden eines einzelnen Mitarbeiters entstehen, abgedeckt. Eine Betriebshaftpflichtversicherung bietet daher finanziellen Schutz sowohl vor Personen- und Sachschäden als auch vor Vermögensschäden.

Die Versicherung stellt den Versicherungsnehmer – also den Arbeitgeber des Rettungsdienst-Mitarbeiters – von begründeten Ansprüchen Dritter frei oder wehrt auf seine Kosten unbegründete Ansprüche ab. Aber Achtung, gleichzeitig beginnt bereits bei der Schadenmeldung immer auch die Prüfung der Versicherung, ob im Falle einer Zahlung ein Mitarbeiter, der den Schaden verursacht hat, voll oder teilweise in Regress genommen werden kann. Versicherungsunternehmen sind wirtschaftlich orientierte Firmen. Wohltaten gehören nicht zu ihrem Business.

Hintergrund für diese Recherchen gegen einen Rettungsdienst-Mitarbeiter ist der Grundsatz des Forderungsübergangs. So heißt es in Paragraph 86 des Versicherungsvertragsgesetzes: „Steht dem Versicherungsnehmer ein Ersatzanspruch gegen einen Dritten zu, geht dieser Anspruch auf den Versicherer über, soweit der Versicherer den Schaden ersetzt.“

Anders ausgedrückt: Steht dem Rettungsdienst als Arbeitgeber ein Regressanspruch gegen den Mitarbeiter zu, macht die Versicherung davon Gebrauch. Sie schont den Mitarbeiter nicht, wie dies vielleicht der Arbeitgeber noch täte.

Gerade junge Rettungsdienstmitarbeiter sollten sich über ausreichenden Verischerungsschutz informieren. Symbolfoto: Markus Brändli

Auch junge Rettungsdienstmitarbeiter sollten sich über ausreichenden Versicherungsschutz informieren. Symbolfoto: Markus Brändli

Dieser Regressanspruch steht den Versicherungen sicher bei grober Fahrlässigkeit und Vorsatz zu. Bei einigen Rettungsdienst-Anbietern sogar bereits ab mittlerer Fahrlässigkeit, je nachdem, welcher Tarif- oder Arbeitsvertrag Anwendung findet. Das ist gerade bei Betriebsübergängen nach Ausschreibungen ein Problem. Welcher Rettungsdienst-Mitarbeiter prüft schon, ob sich in diesem Punkt beim neuen Arbeitgeber sein persönliches Haftungsrisiko verändert?

Wer jetzt an seine Privathaftpflichtversicherung denkt und glaubt, damit fein raus zu sein, der irrt. Die Privathaftpflichtversicherung sichert den privaten Versicherungsnehmer und dessen Familie vor Forderungen Dritter bei privaten Angelegenheiten. Also beispielsweise, wenn beim Fußballspielen Nachbars Fensterscheibe zu Bruch geht.

Zahlt die Privathaftpflicht auch für Rettungsfachkräfte?

Vor beruflichen Fehlern und der Inanspruchnahme durch den Arbeitgeber – oder dessen Versicherung – schützt die Privathaftpflicht nicht. Hier greift nur eine Berufshaftpflicht- oder Diensthaftpflichtversicherung. Sie ist für Berufe sinnvoll, die ein erhöhtes Risiko besitzen, also Ärzte und Anwälte, aber auch Feuerwehrmänner und Rettungsdienst-Mitarbeiter.

Aber selbst bei diesen Versicherungen gilt es, im Kleingedruckten genau nachzulesen. Wurde hier der Fall der groben Fahrlässigkeit ausgenommen, werden hohe Versicherungsbeiträge gezahlt, ohne für den Fall abgesichert zu sein, der relevant wird: den der groben Fahrlässigkeit.

Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Diensthaftpflichtversicherungen schließen oftmals zu günstigen Konditionen den Rettungsdienst-Mitarbeiter ein. Außerhalb des öffentlichen Dienstes sind allerdings in der Regel nur Berufshaftpflichtversicherungen im Angebot, die für einen Notfallsanitäter, Rettungsassistenten oder -sanitäter kaum bezahlbar sein dürften. Die einschlägigen Berufsverbände und Gewerkschaften haben sich deshalb bemüht, für ihre Mitglieder entsprechende Versicherungspakete zusammenzustellen.

(Text: Bernd Spengler, Rettungssanitäter, Rechtsanwalt u.a. mit Schwerpunkt Rettungsdienst, Fachanwalt für Arbeitsrecht; Foto: Sebastian Duda/fotolia; zuletzt aktualisiert: 27.06.2016)

Psychologische Erste Hilfe: Tipps für die Praxis

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Psychologische Erste Hilfe_580Bremen (rd.de) – Nicht nur Verletzte, auch psychisch traumatisierte Menschen brauchen Hilfe. Freunde oder Angehörige sind jetzt wichtig. Sie stehen aber nicht immer und sofort zur Verfügung. Auch Notfallseelsorger oder das Kriseninterventionsteam benötigen Zeit, um zur Einsatzstelle zu kommen. Jeder Notfallsanitäter, Rettungsassistent und Rettungssanitäter sollte daher auch ohne Ausbildung in Krisenintervention die Grundlagen der psychologischen Ersten Hilfe kennen.

  1. Leisten Sie „psychische Erste Hilfe“: Heutzutage kann es als Qualitätsmerkmal eines ganzheitlich ausgerichteten und professionellen Rettungsdienstes betrachtet werden.
  2. Unterstützung von nahestehenden Menschen: Verwandte und Freunde kommen hier primär in Frage. Da diese an einer Einsatzstelle aber nicht immer zur Verfügung stehen, fällt Mitarbeitern des Rettungsdienstes eine wichtige Rolle zu.
  3. Eigene Ressourcen mobilisieren: Krisenintervention ist größtenteils Hilfe zur Selbsthilfe.
  4. Die Handlungsfähigkeit wieder herstellen: Dabei gilt es abzuwägen, welche Handlungen man einem Betroffenen zumuten kann bzw. welche Handlungen eine Überforderung darstellen würden.
  5. Struktur ins Chaos bringen: Krisenintervention durch Einsatzkräfte kann Betroffene auch darin unterstützen, das gerade Erlebte zu begreifen und das Gedanken- und Gefühlschaos zu strukturieren.
  6. Informieren: Eine Person, der die Todesnachricht eines nahen Verwandten mitgeteilt wurde, möchte die Umstände erfahren. Ihr nach und nach diese Informationen zu geben, hilft, das Geschehene zu begreifen.
  7. Aufmerksamkeit verlagern: Auf unbeschwerte Momente, schöne Erlebnisse in der Beziehung zwischen dem Betroffenen und dem gerade Verstorbenen hinzuweisen, ist kein Ablenken von der Realität, sondern sorgt für Entlastung.
  8. Setting schaffen: Komplexität des Notfallerlebens für den Betroffenen reduzieren, gleichzeitig deutlich machen, dass seine Bedürfnisse berücksichtigt werden. Vorsicht, Bevormundung vermeiden!
  9. Dosierte Informationen: Den Betroffenen mit Details nicht „überfluten“. Nur Relevantes mitteilen. Er kann dann durch Nachfragen selbst bestimmen, wann er weitere Informationen wünscht.
  10. Psychoedukation: Informationen darüber, welche körperlichen und emotionalen Reaktionen in der Zeit nach einem belastenden Ereignis auftreten können.
  11. Individuelles Vorgehen: Die beschriebenen Interventionsformen haben sich in vielen Fällen als hilfreich erwiesen. Eine Garantie, dass sie immer wirksam sind, gibt es nicht.
  12. Effektive Hilfe: Der Rettungsdienst-Mitarbeiter darf darauf vertrauen, dass der Betroffene in der Lage ist zu signalisieren, ob ein Angebot für ihn hilfreich ist.

(Text: Timo Grünbacher, kath. Theologe, Sozialpädagoge, Rettungssanitäter und Mitarbeiter des ASB-Kriseninterventionsteams, München; Symbolfoto: Johanniter; zuletzt aktualisiert: 28.06.2016)

Frühchen-Transport: Was Rettungsdienst-Mitarbeiter wissen müssen

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Ueberlebenschance_Fruehchen_1_580Lübeck (pm) – Frühchen sind oftmals ein Grund, dass der Rettungsdienst alarmiert wird. Meist treten unerwartet heftige Wehen bei der Mutter auf. Die Schwangere wird dann vielfach in die örtliche Klinik gebracht. Später erfolgt die Verlegung in eine Spezialklinik. Und die Überlebenschance? Frühchen haben heute grundsätzlich eine deutlich bessere Prognose, wie dieser Bericht zeigt.

Der Rettungsdienst bringt eine werdende Mutter ins örtliche Krankenhaus. Die Fruchtblase ist geplatzt. Viel zu früh. Per Kaiserschnitt holen die Ärzte das Kind. Das Geburtsgewicht beträgt nur 470 Gramm– nicht einmal so viel wie eine halbe Milchtüte wiegt.

Das Frühchen (24. SSW) atmet schwach. Seine Haut ist noch sehr dünn; der Körper sieht dunkel aus. Durch die pergamentartige Oberfläche schimmern die Blutbahnen und verleihen dem Frühchen die charakteristisch rotbraune Hautfarbe. Ungeschützt würde der kleine Körper außerhalb des Bauchs der Mutter innerhalb weniger Minuten auskühlen.

Frühchen: Überlebenschance steigt

Das örtliche Krankenhaus versorgt das Frühchen so gut es geht. Über eine eigene neonatologische Intensivstation verfügt die Klinik aber nicht. Rasch wird daher der Transport in die nächstgelegene Spezialklinik für Frühgeborene vorbereitet. Sie ist 30 Kilometer entfernt. Der Baby-Notarztwagen ist bereits angefordert.

Alles läuft routiniert ab. Eine halbe Stunde später steht der Baby-Notarztwagen bereit. An Bord befindet sich ein Intensivpflegeteam für Frühchen. Bei besonders kleinen Frühchen begleitet neben einer Kinderkrankenschwester und dem Notarzt ein Neonatologe den Transport.

Das Transportsystem für Frühchen ist ein stabiler Metallrahmen, der auf das Fahrgestell einer Krankentrage montiert ist. Das System besteht im Einzelnen aus:

  • bis zu vier Atemgasflaschen,
  • einem Monitor,
  • einem mobilen Beatmungsgerät,
  • einem Regalsystem für Infusionspumpen und
  • dem speziellen Transportinkubator,

in den die Kinderkrankenschwester jetzt das Frühchen legt. In der doppelwandigen Box aus Plexiglas ist das Zusammenspiel von Temperatur, Sauerstoffgehalt, Akustik und Licht genau aufeinander abgestimmt. Vom mobilen Beatmungsgerät führt der Beatmungsschlauch durch eine kleine Öffnung der Inkubator-Haube zu den Atemwegen des Frühchens. Der integrierte Atemgasanfeuchter erwärmt und befeuchtet die Atemluft, sodass das Frühchen auch auf dem Transport eine Beatmungsqualität auf Klinikniveau erhält.

Gute Überlebenschance: Frühchen in der Mini-Neonatologie-Station

Ein neonatales Transportsystem umfasst alles, was ein Neu- oder Frühgeborenes auf seinem Weg in die Klinik braucht. Angefangen beim Transportinkubator, der für eine gleichmäßige Wärme bis 38 Grad Celsius sorgt, um das Baby vor dem Auskühlen zu schützen.

Da vor allem bei extremen Frühgeborenen (Frühchen, 24 SSW) die Lunge noch nicht vollständig ausgebildet ist, benötigen sie Atemunterstützung. Das gilt auch für Frühchen, bei denen das Surfactant, das die Lungenbläschen geöffnet hält, noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist. Ein besonders kompaktes Intensiv-Beatmungsgerät liefert wahlweise druck- oder volumenkontrollierte Atemhübe sowie aktive Anfeuchtung und Erwärmung der Atemluft.

Die Frühchen-Überlebenschance steigt nicht zuletzt durch solche Transportinkubatoren. Foto: Dräger

Die Frühchen-Überlebenschance steigt nicht zuletzt durch solche Transportinkubatoren. Foto: Dräger

Für Babys, die schon selbstständig atmen können, bietet das Beatmungsgerät Modi an, die spontan Atemzüge zwischen den maschinellen Hüben oder auch eine vollständige Eigenatmung zulassen und unterstützen. Die für die Beatmung benötigten Gasflaschen befinden sich beim Dräger Globe-Trotter GT5400-Transportsystem in einer Ablage unter dem Transportinkubator. Bis zu vier angeschlossene Flaschen mit Gasen wie Luft und Sauerstoff können hier untergebracht und bei Bedarf herausgezogen werden. Das Transportsystem zeigt ihren aktuellen Füllstand laufend auf einem Display an der Vorderseite.

Frühchen-Transport im Rettungshubschrauber

Kurz vor Fahrtbeginn meldet die Leitstelle einen Stau auf der geplanten Route. Das Team muss umdisponieren. Der Transport soll jetzt mit einem Rettungshubschrauber erfolgen.

Der Baby-Notarztwagen fährt zum nahegelegenen Landeplatz. „In solchen Situationen kann viel Zeit verloren gehen, wenn beispielsweise das Frühchen aus dem Inkubator für Baby-Notarztwagen erst noch in einen Transportinkubator für Hubschrauber und Flugzeuge umgelagert werden muss“, berichtet Peter Dietl von Dräger, der auch als Rettungsassistent im Einsatz ist.

Mittels eines Monitors kann der GT5400 das Überwachen der Kohlendioxid-Konzentration während der Beatmung ermöglichen. Optional liefert ein weiterer Bildschirm ständig Informationen über die Vitaldaten des Frühchens wie Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffkonzentration im Blut. Der Globe-Trotter GT5400 verfügt darüber hinaus über ein Regalsystem mit vier mechanisch gesicherten Halterungen für Spritzenpumpen.

Frühchen: Die Mutter bietet die beste Transportumgebung für das ungeborene Kind. Foto: Dräger

Frühchen: Die Mutter bietet die beste Transportumgebung für das ungeborene Kind. Foto: Dräger

„Früher gab es separate Transportsysteme für Rettungsfahrzeuge und Hubschrauber. Das lag nicht zuletzt am unterschiedlichen Platzangebot der Fahrzeuge“, berichtet Dietl. Er weiß, wie sehr sich die Halterungssysteme für die Transportgestelle nicht nur zwischen Flugzeug und Rettungswagen, sondern auch zwischen den diversen Fahrzeugtypen unterscheiden. Der GT5400 ist ein universell einsetzbares Frühchen-Transportsystem, das sowohl zu Lande als auch in der Luft verwendet werden kann.

Sicher beim Transport

„Die Mutter bietet die beste Transportumgebung für das ungeborene Kind“, erklärt Dr. Jens Siegel, Oberarzt auf der Frühchen-Station des Kinder-und Jugendkrankenhauses „Auf der Bult“ in Hannover. Daher versucht er bei sich abzeichnender Frühgeburt möglichst das Baby noch „in utero“ – im Bauch der Mutter – in die Spezialklinik zu verlegen. So können nicht nur Kosten, sondern auch mögliche Komplikationen reduziert werden. Zu den Risikofaktoren zählen

  • Vibrationen,
  • Licht,
  • Geräusche und
  • Temperatur,

die beim Frühchen Stress hervorrufen können.

Einige Einflüsse hat Dr. Siegel untersucht. So seien Vibrationen am stärksten bei Frühchen-Transporten in einem normalen Rettungswagen, am wenigsten dagegen in einem Baby-Notarztwagen zu spüren.

Am stärksten würden Beschleunigungskräfte auf den kleinen Körper bei längs im Wagen eingebauten Transportinkubatoren wirken. Besser wäre es daher, Transporte möglichst quer zur Fahrbahn durchzuführen.

„Wenn ein Transport notwendig ist, sollte der Baby-Notarztwagen zudem so langsam wie möglich fahren. Bei ganz kleinen Frühchen sollte das Personal zusätzlich auch den Kopf halten, um die Erschütterungen weitgehend zu reduzieren“, so der Oberarzt. Doch auch Änderungen am Chassis, bei den Shock-Absorbern unter dem Inkubator oder am Schwingtisch könnten schon Verbesserungen bringen.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Chefredakteur www.rettungsdienst.de; Symbolfotos: Dräger; zuletzt aktualisiert: 15.12.2015)

Was tun bei Verbrennungen?

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VerbrennungenBremen (rd.de) – Immer wieder kommt es zu Verbrennungen bzw. Verbrühungen. Derartige Unfälle und die sachgerechte Behandlung des Patienten stellen für den Rettungsdienst eine Herausforderung dar. Deshalb ist es nicht nur für den Laien, sondern auch für Rettungsdienst-Mitarbeiter wichtig zu wissen, was zu tun ist, um Verbrennungen zu behandeln.

Verbrennungen entstehen durch Einwirkung von extremer Hitze auf die Haut. Hieraus resultieren Schäden in unterschiedlicher Tiefe. Diese führen zum teilweisen oder vollständigen Absterben der Haut. Will man eine solche Verbrennung behandeln, ist es unter anderem wichtig, den Grad der Schädigung abzuschätzen:

  • 1. Grades: Rötung (oberflächliche Epithelschädigung ohne Zelltod)
  • 2 a Grades: Blasenbildung, roter Untergrund, stark schmerzhaft (Schädigung der Epidermis und oberflächlicher Anteile der Dermis mit Sequestrierung)
  • 2 b Grades: Blasenbildung, heller Untergrund, schmerzhaft (weitgehende Schädigung der Dermis unter Erhalt der Haarfollikel und Drüsenanhängsel)
  • 3. Grades: Epidermisfetzen, Gewebe nach Reinigung weiß, keine Schmerzen (vollständige Zerstörung von Epidermis und Dermis)
  • 4. Grades: Verkohlung (Zerstörung weitgehender Schichten mit Unterhautfettgewebe, eventuell Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken)

Unabhängig vom Lebensalter des Betroffenen erfolgt die Einteilung einer Brandverletzung nach Ausmaß und Tiefe der verbrannten Körperoberfläche (KOF). Zur Bestimmung der betroffenen Fläche können beim erwachsenen Patienten entweder die Neunerregel nach Wallace oder die Handflächenregel angewandt werden.

Als Faustformel gilt: Die Handfläche des Brandopfers entspricht etwa einem Prozent seiner KOF.

Bei Kindern bis zum neunten Lebensjahr muss differenzierter vorgegangen werden. Hier wird zwischen Säugling (< zwölf Monate), Kleinkind (1 – 5 Jahre) und Schulkind (6 – 9 Jahre) unterschieden. Aufgrund der verschiedenen Proportionen ist je nach betroffener Körperregion ein unterschiedlicher Prozentsatz der KOF von der Verbrennung betroffen. So wird beim Säugling der Kopf beispielsweise mit 21 Prozent gewertet. Beim Kleinkind sind es hingegen 19 Prozent, während es bei einem Schulkind nur noch 15 Prozent der KOF sind.

Wundversorgung eines Verbrennungsopfers. Foto: Markus Brändli

Wundversorgung eines Verbrennungsopfers.

Was tun bei Verbrennungen?

Die Kühlung mit Wasser wird heute als Akuttherapie gewertet, um Verbrennungen behandeln zu können. Sie gilt als Maßnahme der Ersten Hilfe und sollte daher vom Rettungsdienst nicht mehr praktiziert werden.

  • Kühlungsmaßnahmen sollten von Ersthelfern nur vorgenommen werden, wenn weniger als 30 Prozent KOF betroffen sind.
  • Die Kühlung sollte mit etwa 20 °C warmem Wasser erfolgen und nicht länger als zehn Minuten durchgeführt werden. Andernfalls droht die Gefahr einer Unterkühlung.
  • Ideal zum Kühlen geeignet ist Leitungswasser. Andere trinkbare Flüssigkeiten bergen die Gefahr in sich, Infektionen hervorzurufen.

Für den Rettungsdienst stehen die Wundversorgung und der Wärmeerhalt des Patienten im Vordergrund. Wichtig ist es, Kombinationstraumen abzuklären. Auch wenn thermische Schäden die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollten, können Begleitverletzungen eine größere Dringlichkeit besitzen. Bei Verdacht auf ein Inhalationstrauma muss 100-prozentiger Sauerstoff verabreicht werden. Die Frage, ob Indikationen für eine Intubation erfüllt sind, muss frühzeitig gestellt werden. Eine prophylaktische Intubation gilt es aber zu vermeiden.

Einsatzberichte zum Thema Verbrennung:

(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Notarzt, Ausbilder in Erster Hilfe; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 30.06.2016)

Wie sollten Verbrennungen behandelt werden? Foto: Markus Brändli

Wie sollten Verbrennungen behandelt werden?


Digitalisierung im Rettungsdienst – Telemedizin

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Telemedizin_Rettungsdienst_Digitalisierung_TabletBremen (rd.de) – In den letzten Jahren hat sich die Telemedizin im Rettungsdienst merklich entwickelt. Angetrieben durch verbesserte medizinische und technische Möglichkeiten, unterstützt die Telemedizin die Patientenversorgung nicht zuletzt in der Präklinik. Was mit Forschungsprojekten und Pilotstudien an einzelnen Standorten in verschiedenen Bundesländern begann, hält jetzt zunehmend Einzug in die Regelversorgung.

Ist von Telemedizin die Rede, kommt man sehr schnell zur Telematik. Dieser Begriff setzt sich aus „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammen. Vereinfacht ausgedrückt, beschreibt Telematik die elektronische Datenübertragung zwischen zwei Informationssystemen. Die Telemedizin ist ein Teilbereich der Telematik im Gesundheitswesen. Hierunter fallen die Diagnostik und die Therapie an räumlich getrennten Orten und/oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten (asynchron).

Im klinischen Bereich bildeten sich in den vergangen Jahren telemedizinische Netzwerke. Sie verbinden die verschiedensten Fachdisziplinen und decken insofern diverse Krankheitsbilder ab.

Telemedizin im Rettungsdienst

In Bezug auf den Rettungsdienst stellt die Telemedizin kein wirklich neues Verfahren dar. Die Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger verfügen schon seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts über ein so genanntes Tele-EKG. Es ermöglicht ein Medico-Gespräch zwischen den Seenotrettern und einem Arzt im Stadtkrankenhaus Cuxhaven. Auch andere Schiffsbesatzungen können diese funkärztliche Beratung bei medizinischen Notfällen auf hoher See weltweit in Anspruch nehmen.

Der landgebundene Rettungsdienst arbeitet unter anderen Bedingungen. Hier hat die Telemedizin erst in den letzten Jahren Einzug gehalten. Lösungsmöglichkeiten und Anwendungsszenarien werden zunächst in Pilotprojekten auf ihre Machbarkeit und Alltagstauglichkeit getestet. Hierbei wird ein Standard-Rettungswagen mit zusätzlichen Geräten wie Kameras, verschiedenen Mobilfunk- und Übertragungsgeräten sowie Tablet-PCs ausgestattet. Durch diese zusätzliche Ausstattung ist das Notfallteam vor Ort direkt über Videotechnik und Datentransfer mit einem Facharzt verbunden. Dieser kann auf Grundlage der empfangenen Befunde und Informationen an das nichtärztliche Personal Handlungsempfehlungen aussprechen, ohne selbst beim Patienten sein zu müssen.

Durch die hohen Investitionskosten der zusätzlichen Ausstattung der Einsatzfahrzeuge und der angebundenen Kliniken sowie die Vorhaltung speziell geschulter Ärzte stehen diese Systeme nur an ausgewählten Standorten zur Verfügung. Bei der Wahl des jeweiligen Standortes spielen Forschungsaspekte eine wesentliche Rolle.

Telemedizin Projekte: ANGELsystems

Telemedizinische Lösungen in Form von Tablet-PCs als Kommunikations- und Dokumentationsmittel werden beim Stroke-Angel-Projekt erfolgreich eingesetzt. Was als Forschungsprojekt im Jahr 2005 mit einer Studie begann, wird seit 2009 in der Regelversorgung angewandt. Hierbei werden bereits vom Notfallort aus die Stammdaten sowie schlaganfallspezifische Parameter erfragt. Hierzu gehören:

  • Vitalparameter
  • Vorerkrankungen
  • Dauermedikation
  • Symptombeginn
  • Schlaganfall-Screening-Score.

Die Daten werden via Mobilfunk an die Klinik übertragen. Anhand der empfangenen Informationen werden die notwendigen Ressourcen wie Notaufnahme-Team und Diagnostik, Ultraschall und CT vorbereitet. Beim Eintreffen in der Klinik kann der Patient unverzüglich diagnostiziert und behandelt werden.

Zwischenzeitlich hat sich das Stroke-Angel-System auf weitere Indikation ausgeweitet. Es wird unter der Bezeichnung ANGELsystems sowohl für spezifische Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Polytrauma als auch für die allgemeine Voranmeldung des Rettungsdienstes bei der Notaufnahme eingesetzt.

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Telemedizin Projekte: „Telematik II“

Alle Rettungsfahrzeuge der verschiedenen Rettungsdienste in Bayern sind unter der Koordination und Leitung des Bayerischen Roten Kreuzes mit mobilen Datenerfassungsgeräten ausgestattet worden. Die Initiative läuft unter dem Projektnamen „Telematik II“. Neben der Abrechnung wird bei diesem Projekt auch die Dokumentation des Einsatzes (Protokoll) durch das Rettungsfachpersonal papierlos vorgenommen. Das Protokoll wird direkt vom Tablet-PC im Rettungswagen auf einem mobilen Drucker oder in der Klinik ausgedruckt und mit dem Patienten dem Aufnahmeteam übergeben. Den Kliniken wird auch die Möglichkeit eingeräumt, das Protokoll vollständig digital über ein elektronisches Postfach abzuholen.

Bei Einsatzende wird die Dokumentation auf dem gesicherten Server der Rettungswache abgelegt und archiviert. Die Patientendaten stehen der Abrechnungsstelle für die Erstellung der Rechnung zur Verfügung. So wird in Zukunft die Dokumentation, Übergabe und Abrechnung nahezu vollautomatisch durchgeführt.

Telemedizin_Rettungsdienst_Digitalisierung_Tablet_III

So könnte es in Zukunft vielerorts aussehen: Durch eine Kamera im RTW ist das Team vor Ort direkt über Videotechnik und Datentransfer mit einem Facharzt verbunden.

Die flächendeckende Digitalisierung der Dokumentation des bayerischen Rettungsdienstes ist ein Meilenstein in der Entwicklung der Notfallversorgung. Erstmalig stehen nicht nur die klassischen Einsatzdaten wie Name, Kostenträger und Wohnort zur Verfügung. Auch Vitalparameter, Krankheitsbild, Verletzungsmuster, Anamnese und die durchgeführten präklinischen Maßnahmen werden digital erfasst. Dadurch besteht die Möglichkeit, einheitlich definierte Kennzahlen auszuwerten, die für Planungen und Bewertung der Qualität von zentraler Bedeutung sind.

Optional besteht die Möglichkeit, dass die Kliniken mittels ANGELsystems an den Rettungsdienst angebunden werden. In der Klinik wird hierfür ein Monitor installiert, der die angemeldeten Einsätze auflistet. Die erforderlichen Daten werden vom Rettungsdienst an den Monitor geschickt. Neben Alter und Geschlecht des Patienten werden auch die Verdachtsdiagnose und der Zustand des Patienten übertragen. Die Klinik ist so stets darüber im Bilde, zu welcher Uhrzeit ein neuer Patient eintrifft. Die innerklinischen Prozesse lassen sich so optimieren.

Da im Vorfeld schon bekannt ist, ob es sich um einen Patienten mit kritischen Kreislaufverhältnissen oder eventuell einer Infektionskrankheit handelt, kann sich das Klinik-Team rechtzeitig vorbereiten. Die heute noch alltäglichen Übermittlungsfehler zwischen Rettungswagen und Klinik dürften dank dieses Verfahrens nicht mehr auftreten.

Telemedizin: Voraussetzungen und Ausblick

Um telemedizinische Lösungen erfolgreich einzusetzen, ist es sehr wichtig, dass die Benutzer sie akzeptieren. Um dies zu erreichen, muss dem Anwender der Nutzen klar sein. Ferner muss die Technik stabil arbeiten. Bei der Einführung des Systems müssen die künftigen Anwender sowohl im Umgang mit der Technik als auch mit den veränderten Abläufen vertraut gemacht werden.

Auch wenn die Telemedizin heute noch nicht flächendeckend in allen Rettungsdienst-Bereichen zum Einsatz kommt: Es ist abzusehen, dass sie in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. So wird demnächst die medizinische Gerätetechnik mit dem digitalen Dokumentationssystem drahtlos erfolgen und vollautomatisch verbunden sein. Neben den Vitalparametern wie Puls und Blutdruck werden dann auch Beatmungswerte automatisch im Einsatzprotokoll dokumentiert. Schon heute verfügt ANGELsystems über Schnittstellen zum Lifepack bzw. Corpuls 08/16 und C3. Das EKG und andere Werte lassen sich barrierefrei auf allen aktuellen Tablet-PCs darstellen. In fünf bis zehn Jahren wird standardmäßig nicht nur der Notfallrucksack, sondern auch ein Tablet-PC immer mitgenommen. Es wird die Notfallsanitäter bei der Diagnostik, Therapie und dem Patientenmanagement unterstützen.

Telemedizin_Rettungsdienst_Digitalisierung_Tablet_II

ANGELsystems macht‘s möglich: Wie am Flughafen oder Bahnhof, werden die in Kürze eintreffenden Notfallpatienten auf einer digitalen Tafel angezeigt. Die Informationen liefert der Rettungsdienst von der Einsatzstelle.

Dank der Telematik werden alle Daten beliebig miteinander verglichen werden können. So gelingt es, Arbeitsabläufe zu optimieren und Behandlungserfolge zu überprüfen. Die Ergebnisse sind neutral und objektiv. Mit diesen Daten können zudem eine Vielzahl von wissenschaftlichen Erkenntnissen gewonnen werden. Sie dienen wiederum dazu, Handlungsempfehlungen zu aktualisieren.

Ein zentraler Punkt bei all den hier beschriebenen Lösungen stellt die Kommunikation der Beteiligten untereinander dar. In jüngster Zeit entstehen mit staatlicher Förderung neue Dienstleistungsbranchen wie das Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen oder die Bayerische Telemed-Allianz in Ingolstadt  Sie sind beauftragt worden, die telemedizinischen Systeme für Präklinik, Klinik, Rehabilitation und häusliche Pflege weiterzuentwickeln. Ziel ist die Begleitung des Patienten vom Symptombeginn bis zur Wiedereingliederung in den Alltag. Telemedizin kann demnach eine enorme Verbesserung des Outcomes und somit der Lebensqualität bedeuten.

(Text: Uwe Kippnich, Dozent im Rettungsdienst, Krankenpfleger, OrgL, Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL), EU-Team-Leader; Fotos: Markus Brändli / Uwe Kippnich; zuletzt aktualisiert: 01.07.2016)

Tracheostoma absaugen: 5 Tipps für die Praxis

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Bremen (rd.de) – Die Gründe, warum Menschen mit einem Tracheostoma und anschließend einer Trachealkanüle versorgt werden, sind sehr unterschiedlich. Vertraut ist den meisten dieser Patienten aber das gemeinsame Problem, dass sie ihr Tracheostoma absaugen lassen müssen. Leiden die Betroffenen unter akuter, massiver Atemnot, muss mitunter der Rettungsdienst das Tracheostoma absaugen um die Atmung wieder zu ermöglichen.

Dem Rettungsteam fehlt es in der Regel an Routine sowie den erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnissen, um ein Tracheostoma absaugen zu können. Dabei können solche Situationen nicht nur im Rahmen eines akuten Notfalls, sondern auch anlässlich eines qualifizierten Krankentransports entstehen. Insofern sollten sowohl Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter als auch Rettungssanitäter in der Lage sein, Tracheostoma mit einem Absauggerät absaugen zu können.

Hier unsere Praxistipps für alle Rettungsdienst-Mitarbeiter, die in die Situation geraten, ein Tracheostoma absaugen zu müssen:

  1. Will man über die Trachealkanüle oder das Tracheostoma absaugen, sollte das Rettungsfachpersonal an seinen Eigenschutz denken. Das heißt, sowohl Schutzbrille als auch Mundschutz und Einmalhandschuhe, zum Beispiel gegen austretenden Speichel, tragen.
  2. Ausgelöst durch einen Hustenreiz beim Tracheostoma-Absaugen, kann Sekret über die Trachealkanüle oder das kanülenlose Tracheostoma abgehustet werden. Es wird dann unter Umständen wie ein Geschoss über einige Meter in die Umgebung geschleudert. Insofern sollte sich das Rettungsteam beim Tracheostoma-Absaugen oder Hantieren an der Kanüle immer etwas seitlich vom Patienten stellen.
  3. Für das eigentliche Tracheostoma-Absaugen sind mindestens zwei Katheter erforderlich. Mit ein und demselben Absaugkatheter zunächst das Sekret aus dem Mund und dann aus der Nase oder neben der Trachealkanüle am Tracheostoma abzusaugen, ist aus hygienischen Gründen unzulässig.
  4. Einige Trachealkanülen besitzen eine so genannte „Seele“. Hierbei handelt es sich um ein zusätzliches kleines Röhrchen beziehungsweise Tubus, das in die eigentliche Trachealkanüle eingeführt wird. Die Seele dient dazu, die Kanüle einfacher sauber zu halten: Sie wird herausgezogen, außerhalb der Trachealkanüle zum Beispiel mit Wasser gereinigt und anschließend wieder eingesetzt. Die eigentliche Trachealkanüle bleibt dabei im Tracheostoma.
  5. Meist sind tracheotomierte Patienten und deren Angehörige im Umgang mit der Trachealkanüle gut geschult. Sie sind daher „Profis“, wenn man ein Tracheostoma absaugen will. Insofern sollten sie – wenn möglich – in die rettungsdienstliche Versorgung mit einbezogen werden. Ihre Meinung und Erfahrung sollte das Rettungsteam beim Vorgehen berücksichtigen.

Tracheostoma absaugen: Hintergründe

Unter anderem werden Patienten tracheotomiert, die eine akute Obstruktion der oberen Atemwege aufweisen. Aber auch eine Verletzung oder ein Tumor in den oberen

Blockbare Trachealkanüle mit Seele

Blockbare Trachealkanüle mit Seele.

Atemwegen machen oft eine Tracheotomie unumgänglich. Dies trifft vor allem auf Menschen zu, die beispielsweise an einem Zungengrundkarzinom operiert wurden oder deren kompletter Kehlkopf auf Grund eines Kehlkopfkarzinoms operativ entfernt werden musste. Nach abgeschlossener klinischer Therapie werden sie mit einer Trachealkanüle zurück in die häusliche Umgebung oder eine stationäre Pflegeeinrichtung entlassen.

Die Luft, die durch eine Trachealkanüle eingeatmet wird, kann in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft sehr trocken sein. Diese trockene Atemluft reizt die Schleimhäute der Trachea sowie der Bronchien und trocknet diese aus. In der Folge wird das Atemwegssekret zähflüssig, sodass es zu einer vermehrten Borkenbildung kommen kann. Dieser zähe Schleim kann in Verbindung mit den Borken so ausgeprägt sein, dass das Lumen der Kanüle schrumpft und die Luftzufuhr stark eingeschränkt wird. In solchen Fällen muss man das Tracheostoma absaugen bzw. die Kanüle säubern.

(Text und Fotos: Herbert Mannel, Rettungsassistent, Krankenpfleger, Ausbilder, Einsatzleiter Rettungsdienst und KIT; zuletzt aktualisiert: 08.07.2016)

Trotz Bereichsausnahme: Rettungsdienst unterliegt weiterhin dem Vergaberecht

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Seit dem 18. April 2016 gilt in Deutschland ein umfassend novelliertes Vergaberecht, von dem auch der Rettungsdienst betroffen ist. Die auf EU-Ebene definierte, sogenannte „Bereichsausnahme“ wurde in das überarbeitete Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) aufgenommen, inhaltlich allerdings erweitert.

Sowohl im Zuge der Novelle als auch nach Inkrafttreten des neuen Vergaberechts sind die Diskussionen über eine korrekte Auslegung und Umsetzung der EU-Vergaberichtlinien nach wie vor im vollen Gange. Für den Regel-Rettungsdienst hat sich bei genauer Betrachtung der Vorschrift allerdings kaum etwas geändert. Dennoch droht die vermeintliche Vereinfachung des Vergabeverfahrens in der Praxis allerdings das Gegenteil zu bewirken. Kommunen sind einem höheren Klagerisiko ausgesetzt.

Das neue Vergaberecht enthält in § 107 Abs. 1 Nr. 4 GWB eine Ausnahmevorschrift: die sogenannte Bereichsausnahme für den Rettungsdienst. Danach besteht in sehr engen Grenzen die Möglichkeit, das Vergaberecht bei der Vergabe von Rettungsdienstleistungen nicht anzuwenden. Aus dieser Ausnahmevorschrift ergibt sich jedoch gerade keine generelle Erlaubnis, Leistungen des alltäglichen Rettungsdienstes direkt, also ohne ein vorheriges wettbewerbliches Verfahren, zu vergeben.

107 Abs. 1 Nr. 4 GWB gestattet zwar eine Direktvergabe an gemeinnützige Organisationen oder Vereinigungen – jedoch nur für Rettungsdienstleistungen, die im Rahmen des Katastrophenschutzes, des Zivilschutzes oder der Gefahrenabwehr erbracht werden, d. h. gerade nicht für Leistungen des alltäglichen Rettungsdienstes.

Unabhängig davon erfordern das EU-Primärrecht, das Preisrecht und das Haushaltsrecht ohnehin, dass öffentliche Aufträge im Wettbewerb vergeben werden, da im Wettbewerb der Marktpreis ermittelt und der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit gewährleistet wird. Weiter droht bei jeder Vergabe ohne vorherigen Wettbewerb ein Verstoß gegen EU-Beihilferecht.

Städte und Kreise müssen daher klar abgrenzen, ob die von ihnen zu vergebenden Leistungen wirklich unter die neue Bereichsausnahme für Rettungsdienste des Katastrophenschutzes etc. fallen, sonst drohen juristische Folgen. Bei Vergaben im Rahmen der Bereichsausnahme besteht aktuell ein erhöhtes Klagerisiko nicht berücksichtigter Organisationen / Leistungserbringer. Die Durchführung eines Wetbewerbs erscheint daher auch in Zukunft die sicherste Form, um Leistungen des Rettungsdienstes zu vergeben.

(Text: Rechtsanwältin Dr. Ute Jasper, Heuking, Kühn, Lüer, Wojtek Rechtsanwaltsgesellschaft mbH; Foto: Symbolfoto: EU; 13.07.2016)

Medikamentengabe: Standards und Alternativen

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intravenoeser-Zugang_580Bremen (rd_de) – Die Standard-Medikamentengabe erfolgt in der Notfallrettung intravenös. Doch es gibt auch Alternativen. Ob die Medikamentengabe nun zum Beispiel sublingual oder inhalativ erfolgt, hängt nicht zuletzt von der jeweiligen Situation ab. Eine Übersicht über Standards und Alternativen.

Die intravenöse (i.v.) Gabe von Medikamenten spielt in der Notfallmedizin die größte Rolle. Aufgrund des raschen Wirkeintritts und gesicherter Aufnahme sowie Verteilung im Körper eignet sie sich besonders für zeitkritische Situationen mit hohem Handlungsdruck. Sie setzt jedoch die Anlage eines i.v.-Zugangs voraus. Dies stellt bei manchen Patienten wie zum Beispiel Kindern, adipösen Menschen oder Patienten im Zustand nach einer Chemotherapie eine Herausforderung dar.

In speziellen Situationen ist ein intravenöser Zustand sogar unerwünscht: beispielsweise bei Kindern, im Rahmen einer ambulanten Versorgung oder einer Nadelphobie.

Rektale Medikamentengabe

An rektal zu verabreichenden Medikamenten werden für Kinder meist

•    Midazolam-Klistiere (Krampfanfall),
•    Kortikoid- (Pseudokrupp) und
•    Paracetamol- bzw. Ibuprofen-Suppositorien (Fieber)

vorgehalten. Aufgrund der langen Anschlagzeit und relativ geringen analgetischen Potenzen von Ibuprofen und vor allem Paracetamol sind Letztere für die Akuttherapie starker Schmerzen aber kaum geeignet. Über einen Rektalapplikator oder eine kurz abgeschnittene Infusionsleitung kann alternativ beispielsweise Ketamin verabreicht werden (Off Label Use).

intranasale-Medikamentengabe_580Nasale Medikamentengabe

Eine Anschlagzeit von drei bis fünf Minuten wird bei der nasalen Medikamentengabe erreicht. Sie kann sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen angewendet werden. Bei Erwachsenen ergibt sich die Indikation meist dann, wenn es unmöglich ist, eine Venenpunktion durchzuführen.

Steht die Schmerztherapie im Vordergrund, empfiehlt sich die nasale Applikation. Dabei sollte ein Mucosal Atomization Device (MAD) verwendet werden. Es sorgt dafür, dass das Medikament durch Zerstäuben optimal auf der gesamten Nasenschleimhaut verteilt wird. Zu beachten ist, dass pro Nasenloch nicht mehr als 1 ml (besser: 0,5 ml) appliziert werden.

Als Medikamente für den nasalen Applikationsweg bieten sich

•    Ketanest,
•    Midazolam,
•    Morphin,
•    Fentanyl und auch
•    Naloxon

an. Aufgrund inkompletter Resorption muss die Dosierung im Vergleich zur i.v.-Gabe etwas erhöht werden. Neben der Behandlung akuter Schmerzen bietet sich das MAD auch zur Sedation und Anxiolyse (Bekämpfung von Angstzuständen), bei epileptischen Anfällen oder bei der Überdosierung von Opiaten an.

Intraossäre Medikamentengabe

Als Alternative zum i.v.-Zugang kann ein intraossärer Zugang gelegt werden. Je dringender ein Gefäßzugang benötigt wird und je schwieriger die venösen Verhältnisse sind, desto großzügiger ist die Indikationen für eine i.o.-Punktion zu stellen. Dabei handelt es sich um eine Infusion in den Gefäßraum des roten Knochenmarks.

Prinzipiell können alle Notfallmedikamente und Flüssigkeiten, die intravenös gegeben werden, auch intraossär verabreicht werden. Die Dosierungen und Volumina sowie Anschlagzeit und Wirkdauer entsprechen denjenigen der i.v.-Gabe.

Endobronchiale Medikamentengabe

Diese Methode ist wegen unklarer Dosierung sowie Resorption und damit unkalkulierbarer Wirkung im Rahmen einer Reanimation in den Hintergrund getreten. Trotzdem eignet sich die Lunge zur (inhalativen) Medikamentenverabreichung. Beim Pseudokrupp, Asthma-Anfall und der exazerbierten COPD werden Kortikoide, Sympathomimetika wie Salbutamol oder Adrenalin und Anticholinergika, zum Beispiel Ipratropiumbromid, erfolgreich inhalativ eingesetzt. Diese wirken nicht nur lokal in den Bronchien, sondern werden über die Alveolen systemisch resorbiert.

Nitro-Spray_580Sublinguale Medikamentengabe

Sublingual werden vor allem

•    Nitrate (Nitrospray),
•    Ca-Antagonisten (Nitrendipin) und
•    Benzodiazepine (Lorazepam)

verabreicht. Erfahrungsgemäß lassen sich auf diesem Wege verabreichte Wirkstoffe gut über die durchblutete Schleimhaut rasch resorbieren. Sie entfalten dann unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes ihre Wirkung.

Eine sublinguale Therapie mit Nitrendipin oder Lorazepam bietet den Vorteil, keinen i.v.-Zugang legen zu müssen. Dies ist vor allem bei einer ambulanten Versorgung interessant. Für Nitrospray gilt dies allerdings nicht: Vor der Verabreichung sollte hier zwingend ein Zugang gelegt werden. Nur so können mögliche Blutdruckabfälle und Rhythmusstörungen rasch therapiert werden.

Subkutane Medikamentengabe

Die Applikation von (niedermolekularem) Heparin erfolgt im Krankenhaus überwiegend subkutan, wo es seine Wirkung langsam entfaltet. In der Notfallmedizin sind schnelle Wirkspiegel und gesicherte Resorption erwünscht. Aus diesem Grund wird Heparin intravenös gespritzt.

Intramuskuläre und orale Medikamentengabe

Eine intramuskuläre Medikamentengabe ist schmerzhaft und komplikationsträchtig. So drohen zum Beispiel Infektionen und Nervenschäden. Teilweise ist sie aber auch per se kontraindiziert, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Lyse.

Als Faustformel gilt: Die i.m.-Gabe ist in der Notfallmedizin sicher nie alternativlos und sollte daher keine Rolle spielen.

Oral verabreichte Medikamente setzen einen kooperativen Patienten, funktionierende enterale Resorption und das Tolerieren einer gewissen Zeitspanne bis zum Wirkeintritt voraus. Bereits letztgenannter Punkt macht eine orale Medikamentengabe für die Notfallmedizin unbrauchbar. Ausnahme: Clopidogrel. Es ist nur als Tablette erhältlich und wird beim ST-Hebungsinfarkt häufig bereits präklinisch gegeben.

(Jürgen Auerhammer, Anästhesist, Notarzt, Ltd. Notarzt Landkreis Unterallgäu; Fotos: Markus Brändli; 10.08.2016)

10 Fakten zum anaphylaktischen Notfall

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Anaphylaktischer-Notfall_580Bremen (rd_de) – Eine Anaphylaxie wird von diversen Faktoren beeinflusst. Viele gehen vom Patienten aus. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um altersbedingte Faktoren oder Vorerkrankungen, unter anderem Asthma. Das Wesentliche, was ein Rettungsdienst-Mitarbeiter zum anaphylaktischen Notfall wissen muss, haben wir hier in 10 Punkten zusammengefasst.

Eine Anaphylaxie kann eine Reihe von Zeichen und Symptomen hervorrufen. Keines davon ist spezifisch für das Vorliegen einer Unverträglichkeitsreaktion. Typische Kombinationen legen allerdings den Verdacht nahe, dass es sich um eine Unverträglichkeit handelt. Wenn also alle drei nachfolgend genannten Kriterien vorliegen, ist eine Anaphylaxie sehr wahrscheinlich:

•    plötzlicher Beginn und schnelle Verschlechterung der Symptome,
•    lebensbedrohliche Atemwegs- und/oder Atmungs- und/oder Kreislaufprobleme,
•    Veränderungen von Haut und/oder Schleimhaut, zum Beispiel Flush, Urtikaria, Angioödem.

Anaphylaktischer Notfall: Die 10-Punkte-Liste

1. Allem voran steht auch bei Patienten mit Verdacht auf eine Anaphylaxie die Beurteilung und Behandlung nach der ABCDE-Regel. Lebensbedrohliche Symptome wie eine Verlegung des Atemwegs müssen sofort behandelt werden. Zur Erinnerung: A – Airway (Atemweg), B – Breathing (Atmung), C – Circulation (Kreislauf), D – Disability (neurologisches Defizit), E – Exposure (Exposition, Umfeld).

2. Das Basismonitoring umfasst Puls- und Blutdruckmessung, Ableitung eines EKG und Ermittlung des Sauerstoffgehalts im Blut (SpO2). Liegen Zeichen eines Schocks vor, sollten zwei bis drei großlumige Zugänge gelegt und vom Rettungsdienst-Mitarbeiter eine kristalloide Infusionslösung verabreicht werden.

3. Der Patient sollte beruhigt werden. Sofern es die Situation erfordert, ist ein Notarzt nachzufordern. Wie üblich, ist der Betroffene vor Wärmeverlust zu schützen.

4. Ursachen bzw. Symptome für Atemwegsstörungen sind häufig Stridor, Schwellung von Zunge, Rachen und/oder Kehlkopf sowie heisere Stimme.

5. Eine Atemstörung zeigt sich durch ein pfeifendes Atemgeräusch, zunehmende Ermüdung, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit aufgrund der Hypoxie und Atemstillstand.

6. Zu den typischen Kreislaufstörungen gehören blasse, feuchte Haut als Zeichen eines Schocks, gesteigerte Pulsfrequenz, Blutdruckabfall, veränderter Bewusstseinszustand, myokardiale Ischämie und Herz-Kreislauf-Stillstand.

7. Die Lagerung hat der Situation angepasst zu erfolgen, bei Kreislaufproblemen zum Beispiel in Flachlage auf dem Rücken, sonst Oberkörperhochlagerung (30 – 45 Grad)

8. Nach Möglichkeit ist die Allergenzufuhr umgehend zu stoppen. Eine mögliche Schwellung zum Beispiel infolge eines Insektenstichs sollte gekühlt werden.

9. Alle Patienten mit einer Anaphylaxie benötigen früh eine hoch dosierte Sauerstoffgabe (10 – 15 l/min über Maske).

10. Adrenalin ist das wichtigste Medikament zur Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion. Der Wirkstoff wird in diesem Fall intramuskulär (i.m.) appliziert.

Hinweise für Ersthelfer:

Wespenstich-im-MundFür Ersthelfer gilt nach einem Insektenstich: Ist der Stachel zu sehen, ihn vorsichtig mit einer Pinzette entfernen. Danach kann die Körperstelle rund um den Stich mit kalten Umschlägen gekühlt werden, damit die Schwellung schneller abklingt. Menschen, die über ihre Allergie auf Insektengift Bescheid wissen, haben oft eigene Notfallmedikamente dabei. Als Ersthelfer kann man ihnen bei der Einnahme helfen. Das Lutschen von Eis hilft, das Zuschwellen der Atemwege zu vermeiden. Sollten Allgemeinsymptome wie Atemnot oder Kreislaufprobleme auftreten, unbedingt den Notruf 112 wählen.

Quelle: ÖRK

(12.08.2016; Symbolfoto: Markus Brändli)

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