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Arterieller Gefäßverschluss: Bein tief lagern

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Gefaessverschluss-Bein_580Bremen (rd_de) – Der akute arterielle Gefäßverschluss ist als schwerwiegende Erkrankung einzustufen, die schnellstmöglich einer klinischen Behandlung bedarf. Statistisch stirbt jährlich einer von 10.000 Patienten mit dieser Erkrankung. Das Wichtigste zu Ursachen, Symptomen und Maßnahmen.

Gefäßverschluss: Bein tief lagern

Wer sich die normale Physiologie des Blutstromes vergegenwärtigt, wird sofort verstehen, weshalb die betroffene Extremität – zum Beispiel ein Bein – nach unten hängend gelagert wird. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass so möglicherweise zumindest eine geringe Durchblutung aufrechterhalten werden kann. Beim Gefäßverschluss gilt: Bein der Betroffenen tief lagern.

Gefäßverschluss: Ursachen

Die häufigste Ursache für eine Embolie ist ein kardialer Embolus aus dem linken Herzen. Er ist über die Aorta in die Extremitätenarterien geschwemmt worden.

Ein solcher Embolus entsteht meist im Rahmen eines unbehandelten bzw. ungenügend behandelten Vorhofflimmerns oder im Rahmen von Herzklappenerkrankungen sowie in Folge einer Herzklappen-OP. Aber auch die klassische Arteriosklerose kann eine solche akute Komplikation hervorrufen.

Gefäßverschluss: Symptome

Typisch für den akuten arteriellen Gefäßverschluss ist der plötzlich einschießende, heftige Schmerz in der entsprechenden Extremität, begleitet von weiteren ischämiebedingten Symptomen. Diese sind als die „6 Ps“ bekannt:

•    Pain (Schmerzen),
•    Paleness (Blässe),
•    Pulselessnes (nicht tastbarer Pulse distal des Verschlusses),
•    Prostration (Schock),
•    Paralysis (Lähmung) und
•    Paraesthesian (Gefühlsstörungen).

Diese durchaus als Notfall einzustufende Erkrankung kann über die beschriebenen Symptome in der Regel diagnostiziert werden.

Gefäßverschluss: Maßnahmen

Besteht der Verdacht auf einen Gefäßverschluss, muss der Transport unbedingt schnellstmöglich in die nächste Klinik mit gefäßchirurgischer Interventionsmöglichkeit erfolgen. Bis dahin zählt zu den wichtigsten therapeutischen Maßnahmen des Betroffenen eine ausreichende Analgesie. Hier sollte auch nicht vor Opiaten zurückgeschreckt werden. Zum einen sollte jeder Patient möglichst schnell von seinen Schmerzen befreit werden. Zum anderen besteht eine nicht unerhebliche Schockgefahr, die durch die Ausschüttung von Stresshormonen verstärkt werden kann. Zusätzlich zu weiteren kreislaufstabilisierenden Maßnahmen sollte auch die Heparingabe erfolgen.

Im Krankenhaus wird dann entsprechend der Befunde versucht, das Gefäß wieder zu öffnen. Hierfür stehen verschiedene Verfahren wie zum Beispiel die lokale Firbinolyse oder die Embolektomie zur Verfügung. Bei dem letztgenannten Verfahren handelt es sich um eine offene chirurgische Entfernung des Gerinnsels.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; aktualisiert 04.07.2018) [1297]


10 Dinge, wie Übungen ein Erfolg werden

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Übung Hahnweide 2013Bremen (rd_de) – Übung macht den Meister: Das Sprichwort trifft uneingeschränkt auch auf die Bewältigung von Großschadenslagen zu. Gleichwohl gibt es viele Details, die vor, während und nach einer Übung zu bedenken sind. Sehen Sie unsere 10-Punkte-Liste.

1.    Klare Ziele definieren: Eine Übung nur ihrer selbst willen durchzuführen, bringt kaum etwas. Vorab muss das Ziel definiert werden. Soll die Zusammenarbeit trainiert werden? Oder geht es zum Beispiel primär um die medizinische Versorgung?

2.    Von klein nach groß vorgehen: Nur wer sich in seinem unmittelbaren Zuständigkeitsbereich gut auskennt, kann auch in größeren Strukturen mitarbeiten. Eine RTW-Besatzung, die ihr eigenes Fahrzeug nicht kennt, wird bei einem MANV keine große Hilfe sein.

3.    In Teileinheiten üben – zumindest am Anfang. Erst wenn jede taktische Einheit genau weiß, was sie zu tun hat, kann das gesamte „Räderwerk“ funktionieren.

4.    Theoretische Vorbereitung: Alle Beteiligten sollten vor einer Übung die geplanten Details durchsprechen. Spätestens jetzt muss das Übungsziel mitgeteilt werden.

Keine Idee, was das Thema der nächsten Übung sein soll? Die Serie “Übung macht den Meister” gibt’s jetzt auch bei Amazon als eBook (Kindle) – mit vielen konkreten Praxistipps zu Übungszielen, Szenarien, Rahmenbedingungen und effektive Auswertung.

5.    Wer soll Planen? Antwort: Personen, die Erfahrung in dieser Aufgabe besitzen und/oder rettungsdienstliche Führungskompetenz mitbringen. Gleiches gilt für die Beobachter, die anschließend ihr Urteil abgeben.

6.    Ressourcen: Immer realistisch bleiben! Es macht keinen Sinn, sich für Übungen Kräfte und Material zu „leihen“. Im Ernstfall stehen diese auch nicht zur Verfügung.

7.    Aufwand mit Augenmaß: Der Anspruch an Übungen steigt. Wurde früher viel improvisiert, versucht man heute möglichst realistisch den Ernstfall zu simulieren. Authentizität verschafft reale Situationen, einen realen Zeitaufwand und reale Erfahrungen. Dennoch: Allein wegen der Kosten mit Augenmaß planen und vor der Übung klären, wer die Kosten trägt.

8.    Wann üben? Anfangs gerne zur „besten Sendezeit“, zum Beispiel an einem Werktag im Sommer um 19 Uhr. Danach auch zu „unbequemen“ Zeiten. Nur so sind realistische Erfahrungen unter anderem hinsichtlich der Kräfteressourcen zu sammeln.

9.    Unbekanntes Terrain: Findet die Übung auf dem eigenen Gelände statt, kennen sich die Helfer bestens aus. Im Realeinsatz wird das kaum der Fall sein. Besser also, auf unbekanntes Terrain ausweichen.

10.    Auswertung: Auch sie muss strukturiert erfolgen. Die kostenlose Bewertungskarte des RETTUNGS-MAGAZINS ist hier eine echte Hilfe. In großer Runde zu diskutieren, führt selten zu besseren Ergebnissen. Der offene Umgang mit (Planungs-)Fehlern hingegen schon. Kritik muss sachlich bleiben. Das erfordert Fingerspitzengefühl!

(Text: Jens Wolff, Lehrrettungsassistent, Dozent im Rettungsdienst, Verbandführer und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 05.07.2018) [1326]

Gefahren durch Starkregen und Sturzfluten

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Hochwasser und Überflutung in SteyrBremen (rd_de) – Starkregen und Sturzfluten forderten in diesem Jahr immer wieder die Einsatzkräfte in Norddeutschland. Sie setzen sich dabei zum Teil denselben Risiken wie bei einem Hochwassereinsatz aus. Hintergründe und Tipps, wie Gefahr vermieden und taktisch richtig vorgegangen wird.

Sturzfluten bedeuten Lebensgefahr!

So gut wie jede Schutzmaßnahme gegen Flusshochwasser ist auch eine gegen Schäden durch Starkregen oder Sturzfluten. Aber während Hochwasser in der Regel Schritt für Schritt über die Ufer tritt und meist länger anhält, sind Sturzfluten eine Folge von Starkregen. Es handelt sich dabei um ein plötzliches, extremes Wetterereignis.

Die hohe Fließgeschwindigkeit des Wassers entwickelt eine sehr große Kraft. Dadurch werden nicht nur Schäden an Gebäuden angerichtet, auch Menschen geraten durch Sturzfluten in Lebensgefahr. „Sturzfluten sind ein grob unterschätztes Risiko“, warnt Dr. Wolfram Geier, Abteilungsleiter für Risikomanagement und internationale Angelegenheiten im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Starkregen – was ist das?

Die Ursache für Sturzfluten ist ein vorausgegangener Starkregen. Charakteristisch für dieses Wetterphänomen ist, dass binnen von Minuten sehr hohe Niederschlagsmengen auf ein begrenztes Gebiet von etwa 50 bis 100 Quadratkilometern fallen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert Starkregen ab einer Niederschlagsmenge von mindestens 10 l/m² innerhalb einer Stunde. Beim Sturmtief „Elvira“ beispielsweise, das Ende Mai 2016 über Süddeutschland fegte, fielen gebietsweise über 50 l/m² Niederschlag in Baden-Württemberg.

Gefahren im Hochwassereinsatz

  • Hochwasser entsteht in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es kann sich über Tage entwickeln (zum Beispiel während der Schneeschmelze oder nach Dauerregen), aber auch innerhalb weniger Stunden auftreten.
  • Hochwasser kann im Gegensatz zu einer Sturzflut eine sehr unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeit besitzen. Deshalb bei bekannten Gewässern auf veränderte Strömungsverläufe und -geschwindigkeiten achten. Besonders in der Nähe von Flüssen und an Brückenpfeilern kann die Fließgeschwindigkeit des Hochwassers sehr hoch sein. An Hindernissen unter Wasser können sich zudem Strudel bilden. Überspülte Wehre verstärken die Wasserwalze des Hochwassers.
  • Bauwerke wie Häuser oder Brücken könnten unterspült werden und dadurch einsturzgefährdet sein. Keller sowie Tiefgaragen laufen buchstäblich voll. Durch das Wasser bzw. dessen Druck verziehen sich womöglich Türen, sodass eine Flucht aus dem Raum unmöglich wird.
  • Unmittelbar unter der Wasseroberfläche können sich nicht sichtbare Hindernisse wie Straßenpoller oder Zaunpfähle befinden. Wer durch dieses vermeintlich „seichte“ Hochwasser watet, riskiert zu stürzen und sich zu verletzen. Fast immer wird die Wassertiefe ungewiss sein.
  • Tritt Schmutzwasser aus dem Kanalsystem oder Sanitäranlagen aus und vermischt sich mit dem allgemeinen Hochwasser, müssen hygienische Schutzmaßnahmen zum Beispiel wegen möglicher Fäkalkeime im Wasser ergriffen werden. Insofern sollte immer davon ausgegangen werden, dass Abwässer im Hochwasser enthalten sind.
  • Einsatzkräfte sollten stets mit spontanen Rettungsversuchen von Passanten rechnen. Beim Bemühen, andere Personen, Haustiere oder Gegenstände zu retten, wird von diesen nicht selten unbedacht gehandelt. Laien wissen nicht, dass die Chance, Personen ohne Hilfsmittel aus einem schnell fließenden Hochwasser bzw. aus einer Sturzflut zu retten, sehr gering ist.

Taktisches Vorgehen

  • Vorausschauend handeln: keine Energie und Kapazitäten in Maßnahmen investieren, die schon wenig später vom steigenden Wasserspiegel zunichte gemacht werden. Das tatsächliche Ausmaß eines Hochwassers ist lokal in der Regel nur schwer einzuschätzen.
  • Warnsignale vereinbaren: Bei unmittelbarer Gefahr sollten alle Kräfte im unmittelbar gefährdeten Gebiet gewarnt werden können. Dafür sind vorab akustische Signale zum Beispiel mittels Fahrzeughupe zu vereinbaren. Die Zeichen müssen allen bekannt sein.
  • Fluchtweg einrichten: Um sich in einem solchen Fall unverzüglich entfernen zu können, muss ein gesicherter Fluchtweg freigehalten werden. Die Einsatzfahrzeuge sind so aufzustellen, dass sie ungehindert in Fluchtrichtung abrücken können.
  • Eigenschutz bedenken: Bei umfangreichen Sicherungsmaßnahmen wie zum Beispiel der Deichsicherung sollten wasserseitig Kräfte der Wasserrettung unter anderem mit Rettungsbooten parat stehen, um im Falle eines Unfalls sofort eingreifen zu können.
  • Gesundheitsschutz: Die Einsatzleitung sollte dafür sorgen, dass für alle eingesetzten Kräfte ausreichend Mücken- und Sonnenschutz vorhanden sind. Zudem sollte jeder die Möglichkeit haben, sich unter anderem vor den Mahlzeiten zu waschen.
  • Befahren überschwemmter Straßen: Je nach Gewicht schwimmen (Einsatz-)Fahrzeuge ab einer bestimmten Wassertiefe auf. Durch die Strömung wird das manövrierunfähige Fahrzeug in die Flussmitte gezogen. Insassen müssen schnellstmöglich versuchen, das Fahrzeug zu verlassen, und sich in Sicherheit bringen.

Literaturtipps

(Symbolfoto: Gina Sanders/fotolia.com; zuletzt aktualisiert: 10.07.2018) [1372]

Mesenterialinfarkt: Lebensgefahr bei Darminfarkt

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Bremen (rd_de) – Bei den Mesenterialgefäßen handelt es sich um die Gefäße, die unter anderem den Darm mit Blut versorgen. Sie werden daher auch als Eingeweidearterien bezeichnet. Kommt es hier zu Durchblutungsstörungen oder einen Gefäßverschluss, ist schnelles Handeln wichtig.

Wie alle anderen Blutbahnen können Mesenterialgefäße ebenfalls von einer chronischen oder akuten Durchblutungsstörung betroffen sein. In den meisten Fällen kommt es auch hier im Rahmen einer akuten arteriellen Embolie zu einer Minderperfusion des entsprechenden Darmabschnitts. Häufig handelt es sich dann um eine Komplikation des Vorhofflimmerns oder eines zuvor stattgehabten gefäßchirurgischen Eingriffs. Durch die Minderperfusion treten eine Infarzierung („Darminfarkt“) und nachfolgend eine Nekrose des Gewebes auf.

Der Mesenterialinfarkt verläuft in drei Phasen:

1. Zunächst treten stärkste Bauchschmerzen kolikartigen Charakters auf. Bei der Palpation des Abdomens können jedoch keine gravierenden Auffälligkeiten festgestellt werden.
2. Nach einigen Stunden kommt es dann zu einer vorübergehenden Besserung der Beschwerden. In dieser Phase lässt – bedingt durch die bereits eintretende Nekrose – die Darmperistaltik nach. Man spricht hier auch häufig vom so genannten „trügerischen“ oder „faulen Frieden“.
3. Im weiteren Verlauf kommt es dann wieder zu massiven Schmerzen. Zusätzlich tritt nun eine rasch zunehmende Durchwanderungsperitonitis auf.

In diesem Stadium der irreversiblen Darmnekorse kann ein paralytischer Ileus (Darmverschluss) entstehen. Des Weiteren kann es in dieser dritten Phase zur Entwicklung eines Schocks und zu einer Sepsis kommen. Insbesondere bei Patienten mit bekanntem Vorhofflimmern sollte bei entsprechender Symptomatik immer an dieses Geschehen gedacht werden.

Die Sterblichkeit für Patienten mit einer Sepsis (Blutvergiftung) liegt höher als für Menschen mit einem akuten Koronarsyndrom oder einem Schlaganfall. Wird sie rechtzeitig erkannt, steigen die Überlebenschancen deutlich.

Lesen Sie in unserem eDossier “Sepsis – Symptome einer Blutvergiftung” alles zum Thema.

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Analog zur Angina pectoris wird bei chronischen Engstellen der Mesenterialarterien von einer Angina abdominalis gesprochen. Die Beschwerden treten hier vielfach nach dem Essen auf, da der Darm im Rahmen der Verdauung einen größeren Blutbedarf hat. Durch die verminderte Durchblutung kann dieser aber nicht gedeckt werden.

Aufgrund der fehlenden präklinischen Möglichkeit der Diagnosesicherung beschränkt sich die Therapie auf die Symptomkontrolle und Kreislaufstabilisierung.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 11.07.2018) [3640]

Trostteddy: Der kleinste Kollege im Rettungsdienst

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Trostteddy_580Bremen (rd_de) – Ein Trostteddy beruhigt Kinder in Notsituationen. Die Teddybären werden von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst an Bord ihrer Fahrzeuge mitgeführt. Wenn es im Einsatz gilt, Kinder zu trösten, ihnen Mut zu geben oder sie zu beruhigen, sind die plüschigen Gesellen ein ideales Hilfsmittel. Wer seinen Rettungswagen ebenfalls mit einem Trostteddy der Deutschen Teddy-Stiftung ausrüsten möchte, findet in dieser 10-Punkte-Liste alles Wichtige, was es zu beachten gilt.

1. Was unterscheidet einen Trostteddy von einem normalen Teddybären?
Der Trostteddy ist 28 cm groß und wurde von mehreren hundert Kindergartenkindern aus einer Auswahl von 125 unterschiedlichen Teddys ausgewählt. Ein Trostteddy enthält keine Schadstoffe und löst laut Gesundheitszeugnis keine Allergien aus. Ein Trostteddy ist zudem waschmaschinenfest und wurde in China, selbstverständlich aber nicht in Kinderarbeit, hergestellt. Die Stiftung unterhält persönliche Kontakte zum Hersteller, um das auszuschließen. Die Bären in Deutschland herstellen zu lassen, wäre zu teuer. Jeder Trostteddy würde dann im Einkauf mindestens 13 Euro kosten.

2. Welche Uniform trägt der Trostteddy?
Gar keine! Die Deutsche Teddy-Stiftung steht auf dem Standpunkt, dass das Kind in seiner Notlage und der Trostteddy als Symbol der Liebe und Zuwendung im Mittelpunkt stehen sollten, nicht die beiläufige Werbung für eine Berufsgruppe.

3. An wen muss ich mich wenden, um solch einen Trostteddy zu bestellen?
Erste Adresse hierfür ist in Deutschland die Deutsche Teddy-Stiftung mit Sitz in Esens (Niedersachsen). Sie gehört zum international tätigen Verein „Good Bears Of The World“. Wer Interesse an ihren Trostteddys hat, kann sich formlos per Mail (info@teddy-stiftung.de) an die Stiftung wenden.

4. Wie läuft die Finanzierung ab?
Als gemeinnützige Stiftung kann der Bedarf an Trostteddys nicht allein aus dem Stiftungskapital finanziert werden. Deshalb werden jeweils mit Hilfe der anfragenden Rettungsdienste „Paten“ vor Ort gesucht, die bei der Finanzierung unterstützen möchten. Der Spender bekommt für sein Engagement eine Patenschaftsurkunde. Darüber hinaus weisen Gerichte der Stiftung Bußgelder zu. Der Ort des Paten bzw. Gerichts bekommt dann Trostteddys (Territorialprinzip).

teddi_logo5. Was kostet ein Trostteddy?
Die Deutsche Teddy-Stiftung kauft die Teddybären containerweise ein. Der Einkaufspreis pro Trostteddy schwankt leicht aufgrund des Wechselkurses von Dollar zu Euro. Zuletzt betrug der Einkaufspreis 8,- Euro pro Teddy. Wenn also ein Unternehmen eine Patenschaft über 100 Teddys übernimmt, wird eine Spende in Höhe von 800 Euro erwartet. Die Versandkosten trägt dann die Deutsche Teddy-Stiftung.

6. Wenn man keinen Sponsor findet: Kann man einen Trostteddy auch direkt bei der Stiftung erwerben?
Natürlich, das geht auch. Es gibt zum Beispiel Rettungsdienste oder Feuerwehren, die über ein entsprechendes Budget verfügen und die Teddybären bei der Stiftung zu dem genannten Preis kaufen (plus 19 % MwSt.). Die Bezahlung erfolgt dann per Rechnung.

7. Wie viele Trostteddys erhält man? Gibt’s ein Limit?
Zum Kennenlernen stellt die Deutsche Teddy-Stiftung einen Karton mit 24 Teddybären plus Informationsmaterial zur Verfügung. Danach ist eine Co-Finanzierung erforderlich.

8. Geht man als Rettungsdienst damit Verpflichtungen ein?
Verpflichtungen geht keiner dabei ein. Es ist schließlich ein Miteinander zugunsten der Kinder in Notlagen.

9. Gibt’s ein paar Tipps, auf was man achten sollte, wenn man einem Kind den Trostteddy überreicht?
Seit dem Jahr 2000 hat jeder Trostteddy einen kleinen Begleitbrief am Ohr. In ihm wird das Kind zum Beispiel gebeten, dem neuen Teddy einen Namen zu geben. Darauf könnte der Rettungsdienst-Mitarbeiter zum Beispiel schon mal hinweisen. Außerdem bittet die Deutsche Teddy-Stiftung darum, dass das Kind der Stiftung kurz schreibt oder malt, was ihm passiert ist und ob der Teddy helfen konnte. Jedes Feedback motiviert die ehrenamtlichen Helfer der Deutschen Teddy-Stiftung. Insofern werden auch Rückmeldungen der Ersthelfer gerne gesehen und können Spender veranlassen, eine „Patenschaft“ zu übernehmen.

10. Ist sichergestellt, dass jedes Kind in Deutschland, dass in einer Notsituation einen Trostteddy benötigt, auch einen bekommt?
Nein, leider nicht! Die Zahl der zur Verfügung stehenden Bären hängt vom Stand der Spendengelder ab. Aktuell werden die Teddys aber bereits an über 560 Standorten bundesweit verteilt. Seit Gründung der Stiftung im Jahre 1998 wurden mehr als 220.000 Trostbären an zehntausende Kinder abgegeben. Allein im vergangenen Jahr waren es rund 30.000 Bären, hätten aber nach Informationen der Deutschen Teddy-Stiftung fast doppelt so viele sein können.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Leitender Notfallseelsorger, Chefredakteur Rettungs-Magazin; Foto: Michael Rüffer; 13.07.2018) [3699]

Tipps und Wissen für den Rettungsdienst: Benzodiazepine

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Bremen (rd_de) – Ob intravenös oder nasal appliziert, Benzodiazepine gehören zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten im Rettungsdienst. Grund hierfür ist ihr großes Wirkungsspektrum als Sedativa, Antikonvulsiva und Anxiolytika. Lesen Sie, was Sie über diese Medikamentengruppe wissen sollten.

Inhalt

Kurz und bündig: Was sind Benzodiazepine?
Benzodiazepine Wirkung
GABA und das limbische System
Benzodiazepine im präklinischen Einsatz
Benzodiazepine Liste

1960 war es, als das Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche ein neues Medikament auf den Markt brachte. Der internationale Freiname lautete Chlordiazepoxid. Es wurde unter dem Markennamen Librium in den Handel gebracht. Vorausgegangen waren umfangreiche Forschungen im Hause Hoffmann-La Roche, um ein neues Beruhigungsmittel zu entwickeln.

Drei Jahre später wurde der Wirkstoff Diazepam unter dem Markennamen Valium im Markt eingeführt. 1975 folgte Rivotril (Clonazepam), 1982 Dormicum (Midazolam) und 1987 der Benzodiazepinantagonist Anexate (Flumazenil) – alles Präparate, die aus der präklinischen Notfallmedizin heute kaum noch wegzudenken sind. Die Benzodiazepine lösten die vor der Markteinführung als Hypnotika und Sedativa verwendeten Barbiturate größtenteils ab. Hinzu kommen Benzodiazepine wie Lexotanil (Bromazepam) und Rohypnol (Flunitrazepam), die nicht selten als Dauermedikation von Patienten eingenommen werden. Lexotanil wurde 1974 und Rohypnol 1975 im Markt eingeführt.

Kurz und bündig: Was sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine gehören zu den Medikamenten, die am häufigsten im Rettungsdienst angewendet werden. Nach ihrer Markteinführung haben sie Barbiturate wie Trapanal als Schlafmittel größtenteils abgelöst. Benzodiazepine besitzen fünf generelle, mehr oder weniger stark ausgeprägte Wirkungsmechanismen. Sie wirken sedierend, antikonvulsiv, anxiolytisch, amnestisch und zentral muskelrelaxierend. Die kürzeste Halbwertszeit besitzt das im Rettungsdienst weit verbreitete Midazolam. Es kann beispielsweise zur Durchbrechung eines Krampfanfalls intranasal gegeben werden. Aufgrund ihrer großen therapeutischen Breite sind die Benzodiazepine relativ sicher anwendbar. Dennoch können schwere Vergiftungen entstehen, wenn Benzodiazepine zusammen mit anderen zentraldämpfenden Substanzen eingenommen oder verabreicht werden.

Benzodiazepine: Wirkung

Generell können den Benzodiazepinen fünf Hauptwirkmechanismen zugeschrieben werden. Diese sind allerdings je nach Wirkstoff unterschiedlich stark ausgeprägt. Prinzipiell aber wirken Benzodiazepine:

  • sedierend,
  • antikonvulsiv,
  • anxiolytisch,
  • amnestisch,
  • zentral muskelrelaxierend.

Ihren Wirkungsort haben Benzodiazepine im zentralen Nervensystem (ZNS). Dort wirken sie an so genannten gabaergen Rezeptoren. Nicht selten werden diese Rezeptoren auch als Benzodiazepinrezeptoren bezeichnet.

GABA und das limbische System

GABA – die Gammaaminobuttersäure – ist ein inhibitorischer Neurotransmitter, also ein Botenstoff im ZNS. Durch die agonistische Wirkung der Benzodiazepine wird der Effekt der Gammaaminobuttersäure verstärkt. Durch das vermehrte Einströmen von Chloridionen in den Intrazellulärraum kommt es zu einer Hyperpolarisation der Zellmembran und dadurch zu einer verminderten Erregbarkeit des Neurons.

Zwei unterschiedliche GABA-Rezeptoren sind bekannt: GABAA und GABAB. Benzodiazepine binden an den GABAA-Rezeptor. An demselben Rezeptor binden auch Barbiturate wie beispielsweise Trapanal (Thiopental).

GABA-Rezeptoren finden sich im gesamten ZNS. Allerdings haben nicht alle diese Rezeptoren auch eine Bindungsstelle für Benzodiazepine. Rezeptoren, die eine entsprechende Bindungsstelle aufweisen, sind hauptsächlichhauptsächlich im limbischen System zu finden. Der Begriff „limbisches System“ wurde vor mehr als hundert Jahren geprägt und steht für eine Gruppe funktionell miteinander verbundene Kern- und Rindengebiete des Gehirns. Das limbische System kann auch als die Emotionslokation im Gehirn bezeichnet werden. Seine Hauptbestandteile sind die Amygdala, Hippocampus, die Mamillarkörper und weitere kleinere Strukturen.

Der Gegenspieler der Benzodiazepine ist der Wirkstoff Flumazenil. Das dazugehörige Präparat heißt Anexate. Flumazenil bindet mit einer sehr hohen Affinität an den gabaergen Rezeptoren, hat allerdings keine intrinsische Aktivität.

Midazolam eignet sich sehr gut zur Durchbrechung eines Krampfanfalls. Wahlweise kann es auch intranasal appliziert werden.

Midazolam eignet sich sehr gut zur Durchbrechung eines Krampfanfalls. Wahlweise kann es auch intranasal appliziert werden.

Aufgrund der großen therapeutischen Breite der Benzodiazepine und ihrer verhältnismäßig geringen Toxizität sind Suizidversuche mit Benzodiazepinen, wenn diese allein eingenommen werden, selten erfolgreich. Dies liegt am so genannten „Ceiling-Effekt“. Das bedeutet, dass es nahezu unmöglich ist, durch Steigerung der eingenommenen Dosis den maximalen Wirkeffekt zu verstärken. Allerdings ist die Kombination mit anderen, zentraldämpfenden Substanzen wie beispielsweise Alkohol sehr gefährlich und kann schnell zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen.

Trotz der großen therapeutischen Breite der Benzodiazepine kann es zum Beispiel durch die zentral muskelrelaxierende Wirkung zu einer Atemwegsbehinderung kommen. Auch ein Blutdruckabfall ist möglich, lässt sich aber durch eine langsame Applikation vermeiden. Bei Patienten jenseits des 60. Lebensjahres und bei Menschen mit eingeschränkter Atmungs- und/oder Herz-Kreislauf- Funktion ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine der oben genannten Komplikationen auftritt, durch eine zu schnelle Applikation deutlich erhöht.

Benzodiazepine werden in der Leber metabolisiert. Nicht selten haben die so entstandenen Stoffwechselprodukte eine längere Halbwertszeit als das ursprünglich verabreichte Benzodiazepin. Die Ausscheidung erfolgt über die Nieren.

Benzodiazepine im präklinischen Einsatz

Die drei am häufigsten präklinisch eingesetzten Benzodiazepine sind:

  • Midazolam (Dormicum)
  • Diazepam (zum Beispiel Valium)
  • Clonazepam (Rivotril)

Indikationen dieser Wirkstoffe sind Sedierung, Durchbrechung von Krampfanfällen, Aufrechterhaltung einer Narkose in Kombination mit anderen Wirkstoffen und die medikamentöse Anxiolyse. Insbesondere die Anxiolyse ist bei Notfallpatienten sehr wichtig. Angst und Schmerzen können den Zustand von Patienten deutlich verschlechtern. Die psychische Betreuung und die Gabe eines Schmerzmittels werden in vielen Situationen aber nicht ausreichen, um den Patienten zu stabilisieren. Die Kombination eines Schmerzmittels mit einem anxiolytisch wirkenden Medikament ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung.Benzodiazepin_Rettungsdienst_Medizin_Wissen_III

Diazepam sollte aufgrund seiner sehr langen Halbwertszeit in der präklinischen Notfallmedizin nur noch zurückhaltend eingesetzt werden. Auch wenn die krampfdurchbrechende Wirkung von Diazepam deutlich größer ist als von Midazolam oder Clonazepam.

Aber insbesondere Midazolam eignet sich aufgrund der Möglichkeit, es intranasal zu applizieren, sehr gut zur Durchbrechung eines Krampfanfalls. Hierfür ist es sehr sinnvoll, die Applikationshilfe MAD zu verwenden. Sie stellt sicher, dass ausreichend kleine Partikel erzeugt werden. Nur Partikel mit einer Größe zwischen 30 und 100 Mikrometer erreichen die Regio olfactoria und können dort in das ZNS aufgenommen werden. Aber auch die relativ kurze Halbwertszeit von ein bis drei Stunden sprechen für Midazolam.

Ist der Krampfanfall nicht mit Midazolam zu durchbrechen, wird nicht selten Clonazepam (Rivotril) eingesetzt. Es besitzt eine höhere antikonvulsive Wirkung, weist aber eine Halbwertszeit von zirka 40 Stunden auf. Im Gegensatz zu Midazolam muss Clonazepam intravenös verabreicht werden.

Benzodiazepine Liste

Einen Überlick über die verschiedenen Wirkstoffe der Benzodiazepine gibt es hier.

Ein weiteres Benzodiazepin, das präklinisch zur Durchbrechung von Krampfanfällen eingesetzt wird, ist Lorazepam. Insbesondere das Präparat Tavor Expidet scheint dafür geeignet zu sein. Hierbei handelt es sich um kleine Plättchen, die auf der Mundschleimhaut innerhalb kürzester Zeit aufgelöst und mit einer Bioverfügbarkeit von rund 94 Prozent resorbiert werden. Ob es allerdings bei einem krampfenden Patienten angesichts des Eigenschutzes sinnvoll ist, das Plättchen in dessen Mund einzubringen, ist fraglich.

Manche Rettungsdienste führen diese Plättchen mit, um sie im Rahmen von akuten psychischen Ausnahmezuständen sedierend einzusetzen. Mit rund 15 Stunden Halbwertszeit gehört Lorazepam zu den mittellangwirkenden Benzodiazepinen.

Die Halbwertszeiten der Benzodiazepine sind auch abhängig vom Alter und dem Gesundheitszustand der Patienten. Menschen über 60 Jahre mit reduziertem Allgemeinzustand oder chronischen Erkrankungen müssen entsprechend reduzierte Dosierungen erhalten. Paradoxe Reaktionen auf die Gabe von Benzodiazepinen wie beispielsweise unwillkürliche Bewegungen, Hyperaktivität, Feindseligkeit bis hin zur Aggressivität und sogar tonisch-klonische Krampfanfälle kommen vorwiegend im Kindesalter und bei älteren Patienten vor. Mit dem Benzodiazepinantagonisten Flumazenil (Anexate) kann eine solche Reaktion aufgehoben werden.

Denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Die Telefonseelsorge bietet Hilfe in Lebenskrisen und ist Tag und Nacht anonym unter 0800/1 11 01 11 oder 0800/1 11 02 22 erreichbar.

(Text: Thomas Semmel, Notfallsanitäter, ERC ALS-Instruktor, PHTLS-Instruktor; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 14.07.2017) [2179]

BOS-Funk: Die Tücken hinter „Status 4“

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Status-4_580Bremen (rd_de) – Wer an seinem Funkgerät die Taste für „Status 4“ drückt, signalisiert der Leitstelle, dass die Einsatzstelle erreicht worden ist. Welche Konsequenzen es haben kann, diese Taste zu früh zu drücken, ist vielen Rettungsdienst-Mitarbeitern aber nicht klar.

Falscher Einsatzort

Beispiel 1, basierend auf einem realen Vorfall: Der Rettungswagen einer Hilfsorganisation wird beispielsweise zur Einsatzstelle „Frankfurter Straße 115“ alarmiert. Der Fahrer drückt beim Ausrücken den „Status 3“ (Einsatz übernommen/Anfahrt zum Einsatzort). Vor Ort stellt sich heraus, dass die übermittelte Hausnummer in dieser Straße nicht existiert.

Nach Rückfrage bei der Leitstelle wird der Besatzung mitgeteilt, dass sich die Einsatzstelle zwar in der „Frankfurter Straße 115“ befindet, allerdings in einem Nachbarort. Funktechnisch kein Problem: Das Rettungsfahrzeug befindet sich nach wie vor im „Status 3“, fährt die tatsächliche Einsatzstelle an und drückt hier wenig später „Status 4“ (Ankunft am Einsatzort).

An der Einsatzstelle finden die Rettungsdienst-Mitarbeiter einen reanimationspflichtigen Patienten vor. Er stirbt noch während des Einsatzes. Im Nachgang stellt sich heraus, dass die Hilfsfrist um einige Minuten überschritten wurde. Durch die zunächst falsch übermittelte Adresse konnte „Status 4“ erst verspätet gedrückt werden.

Offenbar kein Einzelfall, denn einige Leitstellen im Bundesgebiet haben unter anderem aufgrund solcher Vorfälle die Anweisung herausgegeben, den „Status 4“ möglichst früh – zum Beispiel beim Einbiegen in die Ziel-Straße – zu drücken. Das heißt, die konkrete Einsatzstelle ist noch nicht erreicht und die korrekte Hausnummer bislang nicht gefunden worden. Offensichtlich will mancher Landkreis bzw. manche Stadt so dem Vorwurf begegnen, im Zuständigkeitsgebiet würde überdurchschnittlich oft die per Gesetz vorgegebene Hilfsfrist verfehlt.

Beispiel 2: Das alarmierte Rettungsmittel biegt in die Ziel-Straße auf Höhe der Hausnummer 1 ein. Sofort wird „Status 4“ gedrückt, dabei befindet sich die Einsatzstelle bei Hausnummer 125 – zwei Kilometer entfernt. Aufgrund des Verkehrs oder der Witterung trifft das Rettungsmittel erst zwei Minuten später an der Einsatzstelle ein. Zwei Minuten, die statistisch so gewertet werden, als ob die Versorgung des Patienten bereits begonnen hätte. Dabei saßen Rettungssanitäter und Notfallsanitäter zu dieser Zeit noch in ihrem Rettungswagen.

Status 4 – und dann passiert ein Unfall

Beispiel 3: Der Rettungswagen erreicht die 2,5 Kilometer lange Ziel-Straße; das Team drückt „Status 4“ und begibt sich auf die Suche nach der Hausnummer 125. Für den Leitstellencomputer hat das Rettungsteam die Einsatzstelle erreicht. Der RTW muss demnach stehen, und das Team wird sein Fahrzeug verlassen haben. Die Suche nach der Hausnummer 125 erfordert zwei Minuten, und genau in dieser Zeitspanne wird der Rettungswagen in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Solch ein Fall kann gar nicht eintreten, da der RTW ja nachweislich längst am Einsatzort angekommen ist?! Die Berufsgenossenschaft wird genau darauf beharren.

Was also verbirgt sich rechtlich gesehen hinter dem „Status 4“?

Wie jedem Mitarbeiter im Rettungsdienst bekannt sein sollte, geben die Rettungsdienstgesetze vor, dass alle Einsätze dokumentiert werden müssen. Dazu zählt aber nicht nur das „Protokoll“, sondern auch die korrekte Statusmeldung.

Im Klartext bedeutet dies: Mit dem falschen – oftmals zu frühen – Drücken des „Status 4“ verstößt der Rettungsdienst-Mitarbeiter gegen seine Dokumentationspflichten, die sich aus dem jeweiligen Rettungsdienstgesetz ergeben.

Dasselbe gilt – nebenbei bemerkt – auch für ein bewusst spätes Drücken von „Status 1“ (Einsatzbereit über Funk) nach einem Einsatz, um etwas mehr Zeit bis zum nächsten möglichen Einsatz herauszuschinden.

Die Rettungsdienstgesetze sehen Hilfsfristen in der Regel zwischen 12 und 15 Minuten für die alarmierten Rettungsmittel vor. Diese Hilfsfristen werden von den Trägern der Rettungsdienste überwacht. Dabei spielt die Fahrzeit – also der Zeitraum zwischen „Status 3“ und „Status 4“ – eine wichtige Rolle.

Die Richtlinie des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren für Funkmeldesysteme (FMS) gibt beispielsweise vor, dass „ein Einsatzmittel [, das] an der von der Integrierten Leitstelle übermittelten Adresse angekommen ist, … dies gegenüber der Integrierten Leitstelle mit dem Status 4 zu bestätigen“ hat. Dabei ist freilich nicht die Ankunft in der Wohnung gemeint, sondern eine „dem Ziel nächst gelegene Stelle an einer öffentlichen Straße“ (vgl. Paragraph 2 Abs. 17 RettDG LSA; ähnlich Paragraph 4 Abs. 1 Nr. 3 SächsLRettDPVO).

Damit drückt das ersteintreffende Rettungsmittel bei Ankunft an der übermittelten Adresse „Status 4“, auch wenn sich alsbald herausstellen sollte, dass sich die Einsatzstelle andernorts befinden muss. Nach Übermittlung der nun „richtigen“ Adresse ist wieder in den „Status 3“ zu wechseln.

Ist bei Einsatzübernahme bereits offensichtlich, dass eine falsche Adresse übermittelt wurde, muss vom Rettungsmittel sofort eine Rückmeldung zur Leitstelle erfolgen.

Folgen für die RTW-Vorhaltung

Eine falsche Handhabung hat aber nicht nur für den Einzelfall Konsequenzen. Die Standorte der Rettungswachen, Zahl der vorzuhaltenden Rettungsmittel und deren Betriebszeiten sind so zu bemessen, dass die alarmierten Rettungsmittel in der Regel Notfälle im Versorgungsbereich in der Hilfsfrist erreichen können. Für die Analysen sind die „reine Fahrzeit des ersten, (am) Einsatzort eintreffenden Rettungsmittels von Bedeutung … als wichtiges Instrument zur Beurteilung des Antwortverhaltens des gesamten Rettungsdienstes … als Planungsgröße …“ für die genannten Planungsziele, heißt es in der TRUST-Studie, die für Bayern 2004 vorgelegt wurde. Durch ein verfrühtes Drücken von „Status 4“ wird also letztlich die gesamte Rettungsdienstvorhaltung negativ verfälscht!

Aber nicht nur die Dokumentation des Einsatzes und die Vorhaltung werden beeinflusst. Letztlich wird auch die Arbeitszeit des Rettungsdienst-Mitarbeiters durch eine falsche Statusmeldung verfälscht.

(Text: Bernd Spengler, Rettungssanitäter, Fachanwalt für Arbeitsrecht, und Johannes Treutlein, Rettungssanitäter und Rechtsanwalt, Kanzlei Spengler & Kollegen; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 17.01.2018) [1450]1

Überregionaler SEG-Einsatz: So wird das “Auswärtsspiel” ein Erfolg

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Bremen (rd_de) – Großveranstaltungen wie eine Fußball-WM oder der G20-Gipfel, aber auch Naturkatastrophen und MANV-Einsätze beschäftigen in Deutschland fast jährlich zahllose Mitarbeiter des Rettungsdienstes und von Katastrophenschutz-Einheiten. Wir erklären hier, wie sich die Helfer auf den überregionalen Einsatz einer Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) vorbereiten können – von der Vorbereitung und Alarmierung über den Einsatz bis hin zur Rückverlegung an den Heimatstandort.

Die Hochwasserkatastrophen des Sommers 2013 erreichten ein so erhebliches Ausmaß, dass die regional verfügbaren Katastrophenschutzeinheiten überfordert waren. Ihre Kapazitäten reichten nicht aus, um eine flächendeckende Versorgung und Betreuung der Betroffenen sicherzustellen. Ohne überregionale Unterstützung ging da nichts mehr. Um beispielsweise den Kräften in Passau und Deggendorf zu helfen, wurden Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) aus ganz Bayern zu Kontingenten zusammengefasst und in die Krisengebiete verlegt. Bundesweit betrachtet, reichten die Einsatzaufträge vieler Einheiten zum Teil weit über die Grenzen des eigenen Bundeslandes hinaus.

Voraussetzung für einen erfolgreichen SEG-Einsatz – egal, ob regional oder überregional – ist eine fundierte Grundausbildung. Der Sanitätsdienstlehrgang sowie der Grundlehrgang im Betreuungsdienst sind obligatorisch. Ebenso sind Grundkenntnisse in Technik und Sicherheit sowie in Information und Kommunikation wichtig, um als SEG-Helfer adäquat eingesetzt werden zu können. Um Verantwortung für andere SEG-Mitglieder übernehmen zu können, wird zudem mindestens die Ausbildung zum Truppführer benötigt.

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Die Einsatztasche sollte all das Material enthalten, das benötigt wird, um sich 48 Stunden autark zu versorgen. Foto: Maximilian Kippnich

Neben diesen theoretischen Grundlagen sind das praktische Können und der sichere Umgang mit Material sowie Patienten bzw. Betroffenen wichtig. Nur durch regelmäßige Einsatzübungen, Ausbildungstage und Besuche von Fortbildungsveranstaltungen ist dies sichergestellt. Zur Bedienung von medizinischem Gerät ist eine Einweisung nach Medizinproduktegesetz vorgeschrieben. Auch die Beschäftigung mit Funk- und Fahrzeugtechnik, die oft langweilig erscheint, sind Garanten für einen sicheren Einsatz.

Gerade für ehrenamtliche SEG-Helfer, die hauptberuflich nicht bei einer Hilfsorganisation oder einer Berufsfeuerwehr angestellt sind, sind praktische Erfahrungen in der Notfallrettung wichtig. Wer kann, sollte als Praktikant oder 2. Kraft im Regelrettungsdienst mitarbeiten. Die hier gesammelten Erfahrungen tragen dazu bei, dass man im Umgang mit Notfallpatienten sicherer wird und Handgriffe routinierter erfolgen.

Bei überregionalen SEG-Einsätzen werden weitere Fähigkeiten verlangt: unter anderem Flexibilität. Im Gegensatz zum Alltag im Rettungsdienst, bei dem man innerhalb kürzester Zeit ausrücken sollte, gibt es hier eine mehr oder weniger lange Vorlaufzeit:

  • Unter die Kategorie “planbar mit langer Vorlaufzeit” fallen große Sanitätsdienste, wie es beim Weltjugendtag 2005 oder bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Fall war.
  • Im Gegensatz dazu gibt es Großschadensereignisse, bei denen überregionale Katastrophenschutz-Einheiten notfallmäßig alarmiert werden. Dann geht es zwar nicht um Minuten, die Vorlaufzeit kann aber durchaus weniger als sechs Stunden betragen.

Um für solche Einsätze gerüstet zu sein, müssen die Fahrzeuge sowie das Material rund um die Uhr einsatzbereit sein. Hierfür muss beispielsweise die Betankung der SEG-Fahrzeuge sehr großzügig durchgeführt werden. Der Fahrzeugtank sollte daher beim Einrücken in die Wache immer voll sein. Zusätzlich sind Wasser- und Ölstand, Scheibenreiniger, Reifendruck und die Lichtanlagen regelmäßig zu überprüfen.

Ebenso muss die persönliche Schutzausrüstung gepflegt werden. Jederzeit müssen Einsatzanzug, Sicherheitsschuhe, Helm sowie Einsatzkleidung griffbereit sein – und zwar sowohl für heiße Sommertage als auch für kalte Winternächte oder tagelangen Dauerregen. Optimal ist es, wenn eine komplette Ersatzgarnitur für mehrtägige Einsätze bereitliegt.

Im Idealfall besitzt jeder SEG-Mitarbeiter, der über die Voraussetzungen für überregionale SEG-Einsätze verfügt, eine gepackte Einsatztasche im Haus. Sie sollte all das Material enthalten, das benötigt wird, um sich 48 Stunden autark zu versorgen. Um wichtige Teile nicht zu vergessen, haben die Hilfsorganisationen spezielle Checklisten zusammengestellt. Mit deren Hilfe ist es einfach, sich auf längere überregionale Einsätze vorzubereiten.

SEG_Einsatz_Vorbereitung_Rettungsdienst_Hilfsorganisation_V

Zum Vergrößern anklicken!

Bei überregionalen SEG-Einsätzen empfiehlt es sich auch, eine persönliche Einsatzmappe für wichtige Unterlagen zusammenzustellen. In dieser sollten alle Dokumente, die der SEG-Helfer vor dem Einsatz erhält, abgeheftet sein. Wichtige Telefonnummern und die Meldekarte für Einsatzkräfte können schon vorab vorbereitet werden.

Essentieller Bestandteil einer solchen Einsatzmappe ist der Einsatzbefehl. In diesem sind in der Regel alle relevanten Informationen wie Anfahrt, Lagekarte, Einsatzauftrag, Kommunikationswege und Kontaktadressen aufgeführt. Bei entsprechender Vorlaufzeit lässt sich diese noch um Kartenmaterial ergänzen. Alle Auskünfte aus Internet, E-Mail und anderen digitalen Medien sollten ausgedruckt werden und ebenso der Einsatzmappe hinzugefügt werden.

SEG-Einsatz: Vorlaufzeit sinnvoll nutzen

Ist die Alarmierung erfolgt, läuft die so genannte Vorlaufzeit. In dieser Phase muss geklärt werden, wie lange der Einsatz dauert und wann mit einer Rückverlegung zu rechnen ist. Dieser Zeitplan muss dann mit dem Arbeitgeber besprochen werden. Ebenso ist zu klären, ob ein Katastrophenfall vorliegt und dadurch mit einer Lohnfortzahlung aus dem Katastrophenfond zu rechnen ist. Dies ist wichtig, um eventuellen Problemen nach dem Einsatz vorzubeugen.

Im Realeinsatz treffen sich alle SEG-Helfer zu einem vorgegebenen Zeitpunkt beispielsweise an der Wache. Von hier aus erfolgt dann der gemeinsame Marsch in Richtung Schadensgebiet. An dieser Stelle ist genügend Vorlaufzeit für Beladung der Fahrzeuge und Überprüfung der eigenen Ausrüstung einzuplanen. Aus dem Marschbefehl gehen hervor

  • Marschroute,
  • Marschformation,
  • Marsch(funk)kanal oder -gruppe,
  • Marschführer sowie
  • alle anderen, die Anfahrt betreffenden Informationen.

Die Besonderheit auf solchen Einsatzfahrten ist das Fahren im Verband. Im Gegensatz zu normalen Einsatzfahrten wird jedes Fahrzeug mit einer 40 x 40 cm großen Flagge vorne links ausgestattet. Die Farbe dieser Fahne ist bei allen Fahrzeugen des Verbandes blau. Ausnahme stellen das „schließende“ – also letzte – Fahrzeug der Kolonne dar. Es ist mit einer grünen Flagge gekennzeichnet. Defekte Fahrzeuge werden gelb beflaggt.

Fahren im Verband

Der Führer eines Verbandes ist an einer schwarz-weißen Fahne zu erkennen. Er ist allerdings nicht an die Marschkolonne gebunden und kann zum Beispiel zur Lageerkundung voraus fahren.

Besonders wichtig beim Fahren in Kolonnen ist es, auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu achten. Beim Fahren in Verbänden wird in der Regel das blaue Blinklicht eingeschaltet. Foto: Maximilian Kippnich

Besonders wichtig beim Fahren in Kolonnen ist es, auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu achten. Beim Fahren in Verbänden wird in der Regel das blaue Blinklicht eingeschaltet; Abblendlicht ist – wie auf allen anderen Einsatz- und Übungsfahrten auch – selbstverständlich. Das bzw. die Führungsfahrzeuge des Verbandes schalten ihr Funkgerät auf den 4-m-Band-Kanal 510 W/U (bundeseinheitlicher Marschkanal), um mit der jeweils zuständigen Integrierten Leitstelle bzw. der übergeordneten Führungsstelle zu kommunizieren. Wie die einzelnen Fahrzeuge des Verbandes untereinander sich verständigen, wird individuell geregelt.

Am Einsatzort angekommen, findet zunächst eine Lagebesprechung bzw. -einweisung statt. Im Rahmen dessen werden auch die konkreten Einsatzaufträge an die einzelnen SEG-Helfer verteilt. Hier empfiehlt es sich, die wichtigsten Stichpunkte zu notieren. Erfahrungsgemäß ist es hilfreich, sich auf einem Stadt- bzw. Landkreisplan die von der Einsatzleitung vorgegebene Ordnung des Raumes (Einsatzabschnitte, Fahrwege und der eigene Standort) einzuzeichnen.

Der eigene Einsatzauftrag ist strikt einzuhalten. Gerade bei Großschadenslagen, in denen eine Vielzahl von überregionalen Kräften eingesetzt wird, ist eine zu hohe Eigendynamik für die erfolgreiche Abarbeitung des Einsatzes kontraproduktiv. Umso größer die Lage, desto wichtiger sind klare Führungsstrukturen.

Ankunft der SEG am Einsatzort

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Zum Vergrößern anklicken!

Hat der SEG-Helfer ein Problem, meldet er dies an seinen SEG-Führer weiter. Die nächst höhere Führungsebene stellen die Zugführer dar, gefolgt von Verband- bzw. Kontingentführer. Dieser steht in ständiger Verbindung mit der Gesamteinsatzleitung. Auf gleichem Wege werden von der Gesamteinsatzleitung neue Aufträge, Lageänderungen und sonstige wichtige Informationen an die Einsatzkraft weitergegeben.

Bei überregionalen SEG-Einsätzen im Katastrophenfall gelten im Schadensgebiet dieselben Regeln wie bei einem „normalen“ Einsatz. Besonders hervorzuheben ist hier der Eigenschutz und somit das konsequente Tragen der persönlichen Schutzausrüstung.

Wichtig sind auch die Ruhezeiten. In diesen sollte jeder versuchen, sich zu entspannen bzw. zu schlafen. Das ruhige Einnehmen von Mahlzeiten ohne Funkgerät und Handy sowie eine ausgiebige Dusche und der Kleidungswechsel sind wichtige Voraussetzungen. Diese Maßnahmen reduzieren den Stress und beugen einem möglichen posttraumatischen Belastungssyndrom vor.

Ebenso bedeutend ist die Kommunikation mit Angehörigen und Kollegen zu Hause. Zu konkrete Informationen zum Einsatz sind aber zu vermeiden. Das gilt auch für Facebook und Co. Hier haben Einsatzbilder sowie Insider-Informationen zum Einsatz nichts zu suchen. Eine Berichterstattung für die Öffentlichkeit und der Kontakt mit Medien sind Aufgaben der obersten Führungsebene bzw. der Gesamteinsatzleitung.

SEG-Rückverlegung nach Hause

Nach dem Einsatz folgt die Rückverlegung an den Heimatstandort. Dort angekommen, ist für eine ausgiebige Überprüfung von Ausrüstung und Fahrzeugen zu sorgen. Defekte Einsatzkleidung sowie -mittel sind zu melden und zu reparieren bzw. neu zu beschaffen. Die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft hat in den Tagen nach dem Einsatz oberstes Gebot.

Wie so oft, gilt besonders auch bei überregionalen SEG-Einsätzen das Motto: Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Insofern ist eine ausführliche Nachbesprechung ein Muss. Die Führungskräfte der jeweiligen Schnell-Einsatz-Gruppe stehen zudem in der Dokumentationspflicht. Hierzu zählt auch die Erstellung eines Einsatzberichtes, dem die Lage sowie die Einsätze der SEG tagesaktuell zu entnehmen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein überregionaler SEG-Einsatz jeden SEG-Helfer treffen kann. Durch die bundesweite Strukturierung der Katastrophenschutzeinheiten in Medical Task Forces und die Gruppierung der regionalen Schnell-Einsatz-Gruppen in Züge, Verbände und Kontingente, sind die meisten SEGen in den nationalen und internationalen Katastrophenschutz eingebettet. Dies hat zur Konsequenz, dass die Wahrscheinlichkeit für einen SEG-Einsatz über die eigenen Gebietsgrenzen hinweg deutlich gestiegen ist.

Mit einer fundierten Grundausbildung, ständiger Fort- und Weiterbildung, der Beachtung der wichtigsten Einsatzgrundlagen und etwas Disziplin ist jeder SEG-Helfer in der Lage, erfolgreich einen überregionalen SEG-Einsatz zu meistern.

(Text: Dr. Maximilian Kippnich, Bezirksbereitschaftsarzt Bayerisches Rotes Kreuz in Unterfranken; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 11.01.2018) [3665]


Anhänger fahren: Was es zu beachten gilt

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Anhaenger_580Bremen (rd_de) – Wer mit seinem Wagen einen Anhänger fahren bzw. einen Trailer ziehen möchte, muss einige Besonderheiten beachtet. Vor allem muss man sich mit den Gewichten und Lasten befassen und wissen, was man mit seinem Führerschein bewegen darf.

Beim Zugfahrzeug ist von der „zulässigen Gesamtmasse“ (früher: zulässiges Gesamtgewicht), von Anhänge- und Stützlast die Rede. Beim Bootstrailer kommt darüber hinaus die Achslast hinzu.

Anhänger fahren: Führerscheinklasse beachten

•    Klasse B: Inhaber der Führerscheinklasse B dürfen mit ihrem Fahrzeug Anhänger bis 750 kg zulässiger Gesamtmasse ziehen. Anhänger über 750 kg zulässiger Gesamtmasse sind nur erlaubt, wenn die Summe der Gesamtmasse (Zugfahrzeug plus Anhänger) 3,5 t nicht übersteigt.
•    B96: Mit dieser Führerscheinklasse dürfen Kombinationen bis 4,25 t Gesamtmasse bewegt werden. Die zulässige Gesamtmasse des Anhängers darf aber 3,5 t nicht überschreiten.
•    Klasse BE: Mit dieser Klasse dürfen alle Einachsanhänger und Tandemachser bis 3.500 kg zulässiger Gesamtmasse gezogen werden.
•    Klasse 3: alle Anhänger bis 3.500 kg zulässiger Gesamtmasse.

Unabhängig davon ist darauf zu achten, dass die Anhängelast des Kraftfahrzeugs nicht überschritten wird.

Anhänger fahren: Tipps für Wasserretter

Die zulässige Gesamtmasse beispielsweise eines Bootstrailers addiert sich aus dem Leergewicht (Eigengewicht) des Trailers und der Nutzlast (Bootsgewicht).

Es darf aber nicht nur das reine Bootsgewicht zugrunde gelegt werden, sondern vielmehr das Bootsgewicht im beladenen Zustand. Also beispielsweise einschließlich Motor, Batterien, Tankinhalt und Ausrüstung wie Anker, Leinen, Badeleiter und Werkzeugkasten. Alles zusammengerechnet dürfen Bootsgewicht und Ausrüstung die angegebene Nutzlast des Trailers nicht übersteigen.

Gerade das Gewicht der Ausrüstung wird häufig unterschätzt. Beim Eigengewicht des Trailers ist zu berücksichtigen, dass es auch mögliche Zusatzausrüstung wie Stützrad, Windenstand, Sliprollen, Kipprahmen oder Slipwagen umfasst. Die Überschreitung der zulässigen Gesamtmasse hat ernste Folgen: Die allgemeine Betriebserlaubnis erlischt dann im Schadenfall nicht nur für den Bootstrailer, sondern für das gesamte Gespann.

Die Stützlast ist die vertikale Kraft, mit der das Gewicht des Trailers auf die Anhängevorrichtung – auch Kupplung genannt – des Zugfahrzeuges wirkt. Welche Stützlast maximal zulässig ist, steht in der allgemeinen Betriebserlaubnis des Trailers bzw. Anhängers.

Anhänger fahren: Vorsicht und Vorausschau erforderlich

•    Um abzubiegen, muss ein größerer Radius berücksichtigt werden.
•    Rückwärts läuft der Anhänger beim Einschlag des Zugfahrzeugs in die entgegengesetzte Richtung. Auf freier Fläche ist das schnell zu verstehen und die richtige Fahrweise zu erlernen.
•    Generell gilt für Anhänger und Trailer in Deutschland eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
•    Aufgrund ihrer Bauart dürfen unter bestimmten Voraussetzungen manche Anhänger und Trailer aber auch mit bis zu 100 km/h über deutsche Schnellstraßen und Autobahnen bewegt werden.

(Text: Jens Wolff, Lehrrettungsassistent, Dozent im Rettungsdienst, Verbandführer und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst; Symbolfoto: Michael Rüffer; 24.07.2018) [1499]

10 Dinge, die Sie zur Narkose bei Kindern wissen sollten

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Kindernarkose_580Bremen (rd_de) – Selbst erfahrene Anästhesisten in der Klinik sind angespannt, wenn sie eine Narkose bei Kindern durchführen müssen. Verständlich, denn die Sterblichkeit von Kindern durch eine Narkose ist weitaus höher als bei Erwachsenen. Schon die bloße Venenpunktion oder Intubation stellt oftmals eine echte Herausforderung dar.

 Narkose bei Kindern

Damit die Narkose bei Kindern an der Einsatzstelle oder zum Beispiel im Rettungswagen gelingt, hier unsere 10-Punkte-Liste:

  1. Das Kind muss mit dem Kopf achsengerecht und in Neutralstellung gelagert werden.
  2. Das Kind muss ausreichend lang präoxygeniert werden. Manchmal gelingen in dieser Phase spielerische Gespräche mit dem Kind. Der Notarzt hat Angst – das Kind und das gesamte Rettungsteam auch.
  3. Die Narkose wird eingeleitet.
  4. Bei kleinen Kindern muss in der Regel immer mit der Maske beatmet werden, auch wenn das Kind noch nicht intubiert ist. Diese Maskenbeatmung während der Narkose sollte schonend und möglichst ohne hohe Beatmungsdrucke erfolgen, um das Aspirationsrisiko klein zu halten.
  5. Wird das Kind während der Narkose bradykard, sollte zunächst kontrolliert werden, ob das Kind ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Zeitgleich kann Atropin gegeben werden.
  6. Wenn die Narkose nicht tief genug ist, kann ein Stimmritzenkrampf (Stridor) oder ein Verschluss der tieferen Atemwege auftreten und die Beatmung unmöglich werden. In solchen Fällen muss die Narkose weiter vertieft werden, bis die Beatmung gut funktioniert.
  7. Nun kann intubiert werden. Der Intubationserfolg wird über die Bestimmung des Kohlendioxids in der Ausatemluft festgestellt.
  8. Trotz erfolgreicher Intubation fällt die Sauerstoffsättigung manchmal kräftig ab. Dies ist Ausdruck der geringen kindlichen Residualkapazität.
  9. Lässt sich das Kind nicht intubieren, muss es mit einem alternativen Beatmungsverfahren der Rückfallebene beatmet werden, zum Beispiel Larynxmaske oder -tubus.
  10. Die Lunge muss abgehorcht werden. Danach kann das Kind an das Beatmungsgerät angeschlossen oder von Hand mittels Beutel beatmet werden.

Noch ein Hinweis zum Schluss: Um Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden, sollten alle (Leitstelle, RTW-Team und Notarzt, Klinik) dieselbe Sprache sprechen: Von einem Neugeborenen (ca. 4 kg) spricht man zum Beispiel, wenn das Kind maximal vier Wochen alt ist. Danach ist das Kind bis zum Abschluss des ersten Lebensjahres ein Säugling (ca. 10 kg). Zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr handelt es sich um ein Kleinkind.

Kind in der Narkose. Symbolfoto: fotolia/Herjua

Kind in der Narkose. Symbolfoto: fotolia/Herjua

(Text: Dr. Gerald Bandemer, Anästhesist und Notarzt, LNA, Ärztlicher Leiter DRF-Luftrettungszentrum in Bremen; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 30.01.2018) [1555]

Rettungsdienst: Patient und Gepäck korrekt sichern

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Transportsicherung-im-RTW_580Bremen (rd_de) – Ein Problem, das jeder im Rettungsdienst kennt: Wie sichere ich den Patienten korrekt? Und wohin mit dessen Gepäck? Hier die Antworten.

Die Straßenverkehrsordnung besagt in Paragraph 21a, dass die vorgeschriebenen Sicherheitsgurte während der Fahrt angelegt sein müssen. Beim Anschnallen des Patienten ist dabei höchste Sorgfalt geboten. Neben den Fuß-, Becken- und Brustgurten sind die oft vernachlässigten Schultergurte gerade auch vorgeschriebene Sicherheitsgurte, die angelegt werden müssen.

Transport zum Rettungsfahrzeug

Die Patientensicherung spielt im Rettungsdienst aber nicht nur im Rettungs- oder Krankenwagen eine entscheidende Rolle. Bereits beim Transport des Patienten aus der Wohnung mittels Tragestuhl oder Schaufeltrage zum Einsatzfahrzeug beginnt die Pflicht, Patienten mit entsprechenden Gurten zu sichern.

Jeder Mitarbeiter im Rettungsdienst ist deshalb angehalten, die Herstellervorgaben für die eingesetzten Medizinprodukte zu kennen und einzuhalten. Hierzu gehören auch Patiententrage und -tragestuhl. Wird bei der Sicherung der Patienten von den Herstellervorgaben abgewichen, kann dies schon als grob fahrlässig gewertet werden.

Zwar sind Rettungsdienst-Mitarbeiter normalerweise nach den Grundsätzen der Amtshaftung von Schadensersatzansprüchen befreit. Dies gilt aber nicht, wenn sie grob fahrlässig handeln.

Dieser Umstand gilt umso mehr beim Transport von Kindern. Es empfiehlt sich deshalb immer, junge Patienten mit speziellen Kinderrückhaltesystemen zu sichern.

Wer trägt die Verantwortung?

Patientensicherung-auf-Trage_580Der Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, dass die Patienten bei Fahrtbeginn ordnungsgemäß gesichert sind. Hier hat der Rettungsdienst-Mitarbeiter schon aus seinem Obhutsverhältnis heraus eine Garantenpflicht. Darüber zu wachen, dass der Patient auch während des Transports weiterhin angeschnallt bleibt, ist im Patientenraum die Aufgabe des betreuenden Rettungssanitäters bzw. Notfallsanitäters.

Und wie steht es mit einer Anschnallpflicht für das Rettungsfachpersonal? Für den Fahrer von Krankenkraftwagen besteht jederzeit die Pflicht, die Sicherheitsgurte anzulegen, auch bei Inanspruchnahme von Sonderrechten (Paragraph 35 Straßenverkehrsordnung). Dasselbe gilt grundsätzlich auch für alle Personen im Patientenraum, also Rettungsassistent, Notarzt und Praktikant. Lediglich für erforderliche Behandlungen des Patienten während der Fahrt sieht die Straßenverkehrsordnung eine Ausnahme vor (Paragraph 21a Abs.1 Nr. 5).

Wie viele Personen dürfen mitfahren?

Darüber hinaus hat der Fahrer auch über die Zahl von Mitfahrern zu wachen. Die Mitfahrt ist nur so vielen Personen zu gestatten, wie im Krankenkraftwagen zugelassene Sitzplätze vorhanden sind. Stehen also nur drei, mit Sicherheitsgurten versehene Patientenbegleitsitze zur Verfügung, dürfen auch nur drei betreuende Personen im Patientenraum mitfahren. Stehplätze sind im Rettungs- und Krankenwagen nicht vorgesehen. Insofern liegt die korrekte Transportsicherung der Patienten im eigenen Interesse (nicht nur) des Fahrers.

Airline-Schine-im-RTW_580Sicherung des Patientengepäcks

Grundsätzlich müssen auch Koffer, Tüten und Taschen, Kartons, Rollstühle, Gehhilfen oder Heimbeatmungsgeräte während des Transports im Rettungsfahrzeug sicher verstaut werden. Andernfalls können sie bei einem Unfall zum tödlichen Geschoss werden. Deshalb gibt es mittlerweile zugelassene Gestelle für Heimbeatmungsgeräte, die auf eine Patiententrage aufgesetzt werden können.

Und das restliche Gepäck? Kann es nicht gesichert werden, darf es nicht mitgenommen werden. Deswegen sind einige Rettungsdienste dazu übergegangen, im Patientenraum Gurte, Ösen und/oder Airline-Schienen einzubauen, an denen sich Koffer und Taschen sicher fixieren lassen. Andere Rettungsdienste haben eine Art Gepäckfach in ihren Fahrzeugen eingerichtet. Um den dafür notwendigen Platz zur Verfügung zu haben, dürften aber entsprechend groß dimensionierte Fahrgestelle erforderlich sein – die im Krankentransport nicht die Regel sind.

Den Patientenkoffer ans Fußende des Tragentischs auf den Boden zu stellen oder die Tasche an den Holm der Trage zu hängen, ist jedenfalls keine zugelassene Lösung. Abgesehen davon, dass sich das Gepäck bei einem Unfall „selbstständig“ macht, versperrt es auch wichtige Lauf- und Rettungswege im Fahrzeug. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um schwere, scharfe oder spitze Gegenstände handelt.

Stehen die genannten Möglichkeiten zur Sicherung von Patientengepäck nicht zur Verfügung, muss es entweder von Angehörigen des Patienten oder zum Beispiel mit einem Taxi nachgeliefert werden.

(Text: Bernd Spengler, Rechtsanwalt und Rettungssanitäter; Johannes Treutlein, Rechtsanwalt und Rettungssanitäter; Jens Wolff, Lehrrettungsassistent; Symbolfotos: Markus Brändli; 02.02.2018) [1577]

Kinder besuchen den Rettungsdienst: So wird’s ein Erfolg

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RDESNT Rewa Kirchheim Kazi PR-Arbeit ÖffentlichkeitsarbeitBremen (rd_de) – Rettungswagen haben auf viele Kinder eine faszinierende Wirkung. Die Mischung aus Neugierde und heimlicher Furcht führt dazu, dass sie sich von den „schnellen roten Autos mit dem Blaulicht“ angezogen fühlen. Kein Wunder, dass bei Kindern ein Besuch der örtlichen Rettungswache äußerst beliebt ist. Der bevorstehende Besuch junger Gäste konfrontiert die Verantwortlichen des Rettungsdienstes allerdings mit der Frage: Was, um Himmels willen, können wir den Kindern zeigen?

Welche Ziele verfolgt der Wachenbesuch?

Zunächst gilt es, sich zu fragen, was mit dem Besuch der Rettungswache bezweckt werden soll. Klar, die Kinder finden das Thema „spannend“ und möchten gerne mal „gefahrlos“ einen Rettungswagen von innen sehen.

Aus Sicht Erwachsener dürfte die Notfallpädagogik die wichtigere Rolle spielen. Die Kinder sollen unverkrampft an das Thema „Erste Hilfe“ herangeführt werden. Sie können sich bei solch einem Besuch mit dem Rettungsdienst vertraut machen, und man kann ihnen spielerisch die möglicherweise vorhandene Berührungsangst nehmen. Darüber hinaus gelingt es einem vielleicht, „Helfer von Morgen“ zu gewinnen und – je nach Alter – zur Gründung bzw. Mitarbeit in einem Schulsanitätsdienst zu motivieren. In jedem Fall bietet sich die Chance, sie schon frühzeitig für soziale Verantwortung zu sensibilisieren.

Vorbereitung, die sich lohnt

Ohne etwas Vorbereitung wird der Besuch einer Kindergartengruppe oder Schulklasse auf der Rettungswache kaum zum Highlight werden. Insofern ist etwas Planung erforderlich. Steht das Programm aber erst mal, lässt sich bei weiteren Besuchen anderer Kindergruppen darauf zurückgreifen.

Erfahrungsgemäß ist von einer Besuchsdauer auszugehen, die zwei bis drei Stunden beträgt. Der Rettungsdienst- oder Wachenleiter muss zwei Mitarbeiter bestimmen, die sich um die Gäste kümmern sollen – es sei denn, er übernimmt diese Aufgabe selbst. Die „Gästeführer“ sollten sich freiwillig zur Verfügung stellen und nicht nur Spaß, sondern auch etwas Erfahrung im Umgang mit Kindern haben. Je nach Konstellation kann es sinnvoll und hilfreich sein, Mitglieder der eigenen Jugendabteilung (zum Beispiel Jugendrotkreuz oder Malteser-Jugend) hinzuzuziehen.

Zu unterscheiden ist, von wem die Initiative für den Besuch ausgeht. Eine Hilfsorganisation oder ein privater Rettungsdienst hat die Möglichkeit, den Wachenbesuch im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses für Kinder oder als Aktion anlässlich des Sommerferienprogramms durchzuführen. Schulen oder Kindergärten können den Ausflug zur örtlichen Rettungswache ins Auge fassen, wenn sie das Thema „Erste Hilfe“ im Unterricht behandeln. In jedem Fall ist es wichtig, dass den Kindern zuvor altersgemäß in Theorie und Praxis die Erste Hilfe vermittelt wurde – sie also nicht gänzlich unvorbereitet zum Rettungsdienstbesuch aufbrechen.

Sollte ein Besuch der Wache nicht möglich sein, sich der Rettungsdienst aber dennoch den jüngsten Bürgern der Gemeinde gerne vorstellen wollen, besteht eventuell die Möglichkeit einer Kooperation. Sowohl Krankenhäuser als auch Feuerwehren empfangen immer wieder Kindergruppen, um ihnen ihre Räumlichkeiten und Geräte vorzustellen. In diesem Rahmen könnte sich der Rettungsdienst „einklinken“ und den Programmpunkt „Vorstellung eines Rettungswagens“ beisteuern.

Ablauf auf der Rettungswache

Kommt die Kindergruppe zur Rettungswache, steht als erster Programmpunkt die Begrüßung an. Man kann sich hierfür zum Beispiel im Unterrichtsraum der Wache in einem Stuhlkreis zusammensetzen. Um das Eis zu brechen, bietet es sich an, den Kindern Fragen zu stellen und sie erzählen zu lassen:

•    Was wisst ihr über den Rettungsdienst?
•    Habt ihr schon einmal Einsätze zum Beispiel in der Schule oder in der Familie erlebt?
•    Ist vielleicht einer von euch selbst schon einmal mit einem „Krankenwagen“ ins Krankenhaus gebracht worden? Wie war das für dich?

Der anschließende theoretische Teil – also zum Beispiel die Beschreibung des Zuständigkeitsgebietes und die unterschiedlichen Rettungsmittel – müssen dem Alter der Kinder angemessen erfolgen. Andernfalls droht schnell die Gefahr einer „Abstrafung“ in Form von Unruhe. Bei Kindern im Alter zwischen vier und sieben Jahren können zum Beispiel Modell- oder Spielzeugautos genutzt werden; zwischen acht und 16 Jahren darf es etwas abstrakter sein, beispielsweise in Form von Karten oder Bildern.

Nach der Begrüßungsrunde folgt die Kurzvorstellung der Rettungswache. Nicht alle Räume werden für Kinder „spannend“ sein. Lohnenswert sind aber unter anderem der Desinfektionsraum, das Materiallager und – sofern vorhanden – Vitrinen mit alten/historischen Rettungs- oder Funkgeräten. Den Abschluss des Rundgangs bildet die Fahrzeughalle. Hier wird ein Rettungswagen, der während der Zeit des Besuchs außer Dienst ist, als Vorführmodell herangezogen. Soweit möglich, kann dabei kurz auf die Unterschiede zu den anderen Einsatzfahrzeugen in der Halle hingewiesen werden.

Überraschend viele Ausrüstungsgegenstände in einem Rettungswagen lassen sich nutzen, um Kindern zu verdeutlichen, dass ein Großteil der Maßnahmen ohne Schmerzen durchgeführt wird:

•    EKG aufkleben lassen und ableiten,
•    auf der Trage festschnallen,
•    auf eine Vakuummatratze legen und von den anderen Kindern die Luft absaugen lassen,
•    ein Pulsoxymeter oder eine HWS-Schiene anlegen,
•    den Herzschlag mit einem Stethoskop hören.

Um die Arbeit des Rettungsdienstes kindgerecht vorzustellen, kann auf dem Gelände der Wache ein Einsatz simuliert werden. Dabei sollte ein harmloses Szenario gewählt werden, in das Kinder selbst geraten können, zum Beispiel der Sturz mit einem Fahrrad. Dieser Notfall kann mit den Kindern zusammen durchgespielt werden. Die jungen Besucher lernen dabei

•    wie sie am Telefon einen Notruf absetzen,
•    wie sie einen Erwachsenen zu Hilfe holen können,
•    wie sie das verletzte Kind betreuen können, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Je nachdem, wie die Leitstelle eingebunden werden kann, ist zum Beispiel auch die probeweise Auslösung eines Funkmelders denkbar.

Kinder besuchen Rettungswache_2_580

In allen Fällen sollten die Kinder die ihnen an die Hand gegebenen Geräte selbst ausprobieren dürfen. Symbolfoto: Michael Rüffer

Die Versorgung des Patienten können die Kinder unter Anleitung durchführen. Sie wenden dabei ihre zuvor im Kindergarten oder in der Schule erlernten Kenntnisse praktisch an. Größeren Kindern kann man anbieten, sich Wunden zu schminken und diese anschließend zu verbinden. Für kleinere Kinder (vier bis sieben Jahre) kann stattdessen ein „Teddy-Krankenhaus“ eingerichtet werden. Hier können die Kinder ihre von zuhause mitgebrachten Kuscheltiere oder Puppen selbst behandeln. In allen Fällen sollten die Kinder die ihnen an die Hand gegebenen Geräte selbst ausprobieren dürfen. Das baut ebenfalls Berührungsängste ab und ermutigt sie, anderen zu helfen.

Nicht vergessen: Feedback der Kinder

Nach zwei bis drei Stunden wird sich der Wachenbesuch dem Ende zuneigen. Zeit, die Kinder zu fragen, wie ihnen ihr Besuch gefallen hat. So lässt sich heraushören, wie das Programm unter Umständen vor der nächsten Gruppe nachjustiert werden muss. Die „Feedbackrunde“ kann bei Saft, Keksen und eventuell Eis stattfinden. Und ein Gruppenfoto vor dem Rettungswagen sowie eventuell ein Souvenir aus dem Marketingfundus der Hilfsorganisation (Pixi-Buch, Cap oder Ähnliches) werden dazu beitragen, dass die begeisterten Erzählungen der Kinder ihre Eltern daran erinnern, wie lange deren letzter Erste-Hilfe-Kurs schon zurückliegt.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur Rettungs-Magazin und www.rettungsdienst.de; Symbolfotos: Markus Brändli und Michael Rüffer; zuletzt aktualisiert: 08.01.2018) [1603]

Aortendissektion: Symptome wie ein Herzinfarkt

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AortendissektionBerlin (idw) – Laut einer kürzlich vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) veröffentlichten Studie erkranken wahrscheinlich doppelt so viele Menschen wie bisher angenommen an einer akut lebensbedrohlichen Aortendissektion. Das DHZB geht davon aus, dass jährlich hunderte Patienten an der Erkrankung sterben, weil sie zu spät oder gar nicht erkannt wird.

Eine schnelle und sichere Diagnose der akuten Aortendissektion ist allerdings nicht einfach. Symptome wie ein heftiger Brustschmerz werden auch von erfahrenen Rettungskräften und Notärzten oft als Zeichen eines Herzinfarktes gedeutet – und falsch behandelt.

„Vereinfacht gesagt, ist ein Herzinfarkt die Folge eines Blutgerinnsels und wird deshalb mit Medikamenten behandelt, die das Blut verdünnen“, erläutert Stephan Kurz, Kardioanästhesist und Notarzt am DHZB. „Bei der Aortendissektion wird die Blutung dadurch noch beschleunigt und die weitere Versorgung erheblich erschwert“.

Eine Aortendissektion muss stattdessen so schnell wie möglich in einem spezialisierten Herzzentrum operiert werden. Andernfalls verläuft sie in einem Großteil der Fälle innerhalb von 48 Stunden tödlich.

Die neuen ERC Guidelines 2015 erklären alles Wichtige zur Reanimation. Leitlinien, die jeder Rettungsdienst-Mitarbeiter kennen muss.

Akute Aortendissektion: Was ist das?

Bei einer akuten Aortendissektion des Typs A reißt die innere Wandschicht der Hauptschlagader (Aorta) direkt am Herzen ein und löst sich ab. In den Zwischenraum fließt Blut und vergrößert ihn entlang der Aorta immer weiter. So können Abzweigungen – etwa zum Gehirn – verschlossen werden. Die größte Gefahr der Aortendissektion ist die Einblutung in den Herzbeutel, die rasch zum Herzstillstand führen kann. Häufig sorgt erst eine Untersuchung mit dem Computertomographen (CT) für Klarheit.

Studie: Aortendissektion kommt häufiger vor als gedacht

Ein Team der Klinik für Herz,-Thorax- und Gefäßchirurgie am DHZB (Direktor: Prof. Dr. med. Volkmar Falk) unter der Leitung von Stephan Kurz hat die Patientenakten und Notarztprotokolle von über 1.600 Patienten analysiert, die wegen einer akuten Typ-A-Dissektion am DHZB behandelt wurden. Zusätzlich wurden über 14.000 Autopsieberichte aus dem Institut für Rechtsmedizin der Charité und dem Fachbereich Pathologie des Vivantes-Netzwerks ausgewertet, um zu erfassen, wie viele Patienten in Berlin und Brandenburg an einer Aortendissektion verstorben sind.

Die Ergebnisse zeigen dringenden Handlungsbedarf:

• Die mittlere Zeit vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Beginn der Operation liegt bei über 8 Stunden.

• Das Statistische Bundesamt geht von jährlich 4,6 Fällen auf 100.000 Einwohner aus, die Hochrechnung der in der Studie erhobenen Daten ergibt einen mehr als doppelt so hohen Wert (11,9 Fälle).

„Anhand unserer Daten müssen wir von einer Dunkelziffer von über 200 Menschen ausgehen, die in Berlin und Brandenburg jedes Jahr verstorben sind, weil eine akute Aortendissektion zu spät erkannt oder falsch behandelt wurde“, sagt Stephan Kurz.

Aortendissektion: Rettungsdienst und Notarzt sensibilisieren

Das DHZB hat deshalb bereits 2015 das Konzept eines „Aortentelefons“ ausgearbeitet: Eine medizinische Hotline, die allen Berliner und Brandenburger Ärzten rund um die Uhr koordinierend und beratend zur Seite steht. So soll die Zeit vom Ereignis bis zur OP nicht nur entscheidend verkürzt, sondern auch besser genutzt werden.

Im DHZB steht unter einer einheitlichen Nummer rund um die Uhr ein Facharzt für Anästhesie oder Herzchirurgie als Ansprechpartner für das Personal der regionalen Rettungsstellen zu Verfügung. Hierzu wurden Standardverfahren zur bildgebenden Diagnostik und Medikation erarbeitet und mit Rettungsdiensten, Notärzten und den Rettungsstellen der Kliniken in Berlin und Brandenburg abgestimmt. „Dabei ging es uns auch darum, die Kolleginnen und Kollegen weiter für eine Erkrankung zu sensibilisieren, die weit seltener, aber deshalb nicht weniger schwerwiegend ist als ein Herzinfarkt.“

(19.07.2017; Symbolfoto: Markus Brändli) [1451]

Praktikum an Lehrrettungswachen

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Praktikum LehrrettungswacheBremen (rd_de) – Bei der 520-stündigen Ausbildung zum Rettungssanitäter ist auch ein Praktikum an einer Rettungswache vorgesehen. Nicht überall ist vorgeschrieben, dass dieses Praktikum an einer Lehrrettungswache zu erfolgen hat. Doch es ist wünschenswert. Weshalb, lesen Sie hier.

Angehende Rettungssanitäter (RS) kommen an einem Wachenpraktikum nicht vorbei. Mindestens 160 Stunden müssen nachgewiesen werden, davon möglichst die Hälfte an einer Wache mit Notarztdienst. Insgesamt soll der Praktikant Erfahrungen sowohl auf einem Krankentransportwagen (KTW) als auch Rettungswagen (RTW) oder Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) sammeln. Diese Erfahrungen sind wichtig für seine Ausbildung.

Download Praktikum im Rettungsdienst: Die Ausbildung ist zu Ende, der Einsatz kann kommen. Rettungsdienst hat aber viel mit Erfahrung zu tun. Zum Glück gibt’s Tipps, die den Einstieg erleichtern.

Fragen an ein Praktikum im Rettungsdienst:

• Welche Voraussetzungen muss eine Lehrrettungswache erfüllen?
• Wie und wo finde ich einen Praktikumsplatz?
• Wie erkenne ich eine gute Lehrrettungswache?
• Welche Rolle spielt der Lehrrettungsassistent bzw. Praxisanleiter?
• Welche technische und räumliche Ausstattung muss die Wache besitzen?
• Gibt es ein Abschlussgespräch?

Praktikum an einer Lehrrettungswache: die Voraussetzungen

Lehrrettungswachen sind personell und materiell darauf ausgerichtet, Berufsanfängern das erforderliche praktische Wissen zu vermitteln. Von diesen Besonderheiten abgesehen, handelt es sich um „normale“ Rettungswachen, an denen zumindest ein Rettungswagen im 24-Stunden-Betrieb vorgehalten werden muss.

Die Entscheidung, ob sich eine Wache „Lehrrettungswache“ nennen darf, trifft die zuständige Behörde. In manchen Ländern wird die Zulassung zum Beispiel vom Innen- oder Sozialministerium geregelt. In anderen liegt die Zuständigkeit bei den Bezirksregierungen oder Landkreisen bzw. kreisfreien Kommunen. Durch das Notfallsanitätergesetz haben sich die Kriterien für Lehrrettungswachen verschärft.

Praktikumsplatz: Wie und wo finden?

Obwohl ein Praktikum im Rahmen der Ausbildung vorgeschrieben ist, heißt das nicht, dass die ausbildende Rettungsdienstschule oder der entsendende Verband automatisch Praktikumsplätze an Rettungswachen vermittelt. Für angehende Notfallsanitäter ist dies vorgeschrieben, für Rettungssanitäter hingegen nicht. Es spricht insofern für die Lehranstalt, wenn sie dem RS-Schüler Wachen benennt, mit denen sie regelmäßig kooperiert und die bevorzugt Praktikanten dieser Schule aufnehmen. Dadurch dürfte sichergestellt sein, dass die Lehrrettungswache über den Wissensstand des neuen Praktikanten orientiert ist.

In der Regel bekommen die Schüler von der Rettungsdienstschule aber nur eine mehr oder minder umfangreiche Liste mit Adressen von Lehrrettungswachen. Es bleibt dann den Schülern überlassen, sich selbst um einen freien Platz zu kümmern. Ob die Bewerbung um einen Praktikumsplatz an den Kreis- bzw. Ortsverband der Hilfsorganisation oder die Wache geschickt werden muss, ist unterschiedlich geregelt.

Download Krankenhaus-Praktikum: Jeder im Rettungsdienst muss ein Krankenhaus-Praktikum absolvieren. Hier lesen Sie, wie’s ein Erfolg wird.

Praktikum an einer Lehrrettungswache: Wie man eine gute Lehrrettungswache erkennt

Abgesehen von subjektiven Faktoren, nach denen man sich für oder gegen bestimmte Lehrrettungswachen entscheidet (zum Beispiel Nähe zum Heimatort), gibt es auch objektiv wichtige Gründe, auf die jeder achten sollte.

Die „Gemeinsamen Grundsätze der ausbildenden Hilfsorganisationen (ASB, DRK, JUH, MHD) für die Ausbildung von Praktikanten an Lehrrettungswachen“ liefern wichtige Anhaltspunkte. Neben den genannten Organisationen richten sich heute auch viele Rettungsdienste in privater oder kommunaler Trägerschaft nach diesen Empfehlungen.

Ein wichtiges Kriterium stellen die personellen Voraussetzungen dar. So sollte jede Lehrrettungswache über einen Arzt mit Rettungsdiensterfahrung verfügen. Der Arzt muss nicht permanent auf der Wache anwesend sein. Seine Aufgabe ist es vielmehr, für eine einheitliche Lehre auf Grundlage der allgemein anerkannten Ausbildungsvorschriften an der Wache zu sorgen. Dadurch wird sichergestellt, dass dem Praktikanten bestimmte Maßnahmen von mehreren Personen nicht widersprüchlich erklärt werden und er in die Lage versetzt wird, seine Kenntnisse später auch in anderen Rettungsdienstbezirken anzuwenden.

Praktikum an einer Lehrrettungswachen: Technische und räumliche Ausstattung

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wahl der Lehrrettungswache ist die technische und räumliche Ausstattung. Die Vorhaltung eines, in den öffentlichen Rettungsdienst eingebundenen RTW ist vorgeschrieben. Je Rettungswagen und Schicht sollte nur ein Praktikant eingeplant sein. Werden zusätzlich auch KTW und Notarzteinsatzfahrzeug vorgehalten, erweitert das die Möglichkeiten, praktische Erfahrungen auf verschiedenen Rettungsmitteln zu sammeln.

Download Skills-Training: Die wichtigsten Fertigkeiten (Skills), die Notfallsanitäter kennen und beherrschen müssen.

Von den Fahrzeugen abgesehen, muss ein Raum vorhanden sein, der für Unterrichtszwecke geeignet ist. Er muss eine ausreichende Größe haben, um zum Beispiel auch mit Übungsphantomen zu arbeiten. Ferner sind Unterrichtsmittel vorzuhalten. Hierzu gehören vor allem Geräte, mit denen eine Herz-Lungen-Wiederbelebung für Erwachsene sowie Säuglinge simuliert werden kann. Auch Intubations- und Infusionstrainer sind wünschenswert.

Nachschlagewerke und andere Literaturquellen, beispielsweise digitale Datenbanken oder Internetzugang, sind wichtig. Hierdurch kann sich der Auszubildende in der einsatzfreien Zeit fortbilden und Einsätze nachbereiten. Die „Wachenbibliothek“ sollte die gängigen Lehrbücher und Fachzeitschriften ebenso wie thematische Fachbücher (Anatomie, Physiologie, spezielle Krankheitslehre usw.) umfassen und auf dem aktuellen Stand sein.

Wünschenswert am Ende des Praktikums: das Abschlussgespräch

Bevor das Praktikum beginnt, werden dem Auszubildenden der Ablauf seines Praktikums, Lernziele und besondere Regelungen an der Wache erklärt. Hierzu zählt zum Beispiel das System des Dienstplans.

Am Ende des Praktikums sollte ein Abschlussgespräch stattfinden. Es wird von dem Auszubildenden zum Beispiel mit dem Wach- oder Rettungsdienstleiter geführt. Sinn dieses Gespräches ist es, festzustellen, ob der Praktikant die Ausbildung an der Rettungswache erfolgreich absolviert hat. Eine Prüfung findet nicht statt. Die folgt im Anschluss während des Abschlusslehrgangs (40 Stunden) an der Rettungsdienstschule.

(Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 11.04.2018)[2622]

Anamnese: Rezeptfreie Medikamente nicht vergessen!

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Rezeptfreie Medikamente_580Bremen (rd_de) – Wer sich das Angebot von Internetapotheken anschaut, findet eine breite Palette an rezeptfreien Medikamenten. Zu den frei verkäuflichen Präparaten gehören zum Beispiel auch Blutdrucksenker sowie Schmerz- und Beruhigungsmittel. Die angebotene Beratung beim Kauf wird vielfach nicht wahrgenommen. Zeigen sich Inkompatibilitäten oder gefährliche Nebenwirkungen, tritt der Rettungsdienst auf den Plan.

Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter lernen, Patienten grundsätzlich nach dem ABCDE-Schema zu beurteilen und zu behandeln. Hierzu gehört auch eine Kurzanamnese gemäß der SAMPLER-Regel. Das „M“ steht dabei für die Frage nach der Medikation. Hierbei wird unterschieden zwischen:

  • Dauermedikation,
  • Bedarfsmedikamenten und
  • vorübergehender Medikation.

Wichtig ist, dass sich der Rettungsdienst nicht nur nach Medikamenten erkundigt, die von einem Arzt verschrieben worden sind. Rezeptfreie Medikamente dürfen nicht vergessen werden! Grundsätzlich gilt: Rezeptfreie Medikamente können – genauso wie rezeptpflichtige Präparate – einen Hinweis auf die Erkrankung bzw. das aktuelle gesundheitliche Problem des Patienten geben.

Weiterhin sollte auch nach Nahrungsergänzungsmitteln, rezeptfreien Getränken und Tees gefragt werden. Deren Inhaltstoffe können zu Inkompatibilitäten mit anderen, vom Patienten eingenommenen Wirkstoffen führen. Sie können aber auch der Auslöser für anaphylaktische Reaktionen sein.

Rezeptfreie Medikamente: Gefahr für Kinder

Nicht immer erhalten Kinder die Medikamente, die für sie geeignet sind. Dies gilt sowohl für rezeptpflichtige als auch für rezeptfreie Medikamente. Mögliche Folgen sind Intoxikationen.

Bei den meisten Vergiftungen im Kindesalter handelt es sich um Unfälle. Medikamente stellen hierbei die zweithäufigste Vergiftungsursache im Kindesalter dar. Medikamente, die normalerweise für einen Erwachsenen verschrieben wurden, sind dann zur Behandlung von kindlichen Beschwerden eingesetzt worden. Deshalb sollte bei der Anamnese-Erhebung immer danach gefragt werden, ob das verabreichte Medikament für den betreffenden Patienten (hier: das Kind) verordnet wurde.

Diphenhydramin, Dimenhydrinat und Doxylamin sind auch in rezeptfreien Medikamenten für Kinder enthalten. Diese Präparate werden als Schlafmittel, Antiemetika oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen als Husten- oder Erkältungsmittel eingesetzt. Die Präparate tragen so harmlose Namen wie „Halbmond“ oder „Sediat“. Doxylamin befindet sich zum Beispiel auch in dem Erkältungssirup „Wick MediNait“.

Neben der antihistaminischen und antiallergischen Wirkung kommt es durch diese Wirkstoffe zu zentralnervösen und anticholinergen Effekten. Die allergische Symptomatik wird durch die Blockade der peripheren Histamin-1-Rezeptoren hervorgerufen. Über eine Blockade der zerebralen Histamin-1-Rezeptoren kommt es möglicherweise zu zentralvenösen Symptomen. In therapeutischer Dosierung tritt bereits eine über 24 Stunden anhaltende Sedierung ein. Diese führt bei älteren Kindern unter anderem zu Benommenheit. Leichte Vergiftungen äußern sich in Form von:

  • Desorientiertheit,
  • Angst,
  • Halluzinationen,
  • weiten Pupillen,
  • Schwindel,
  • Muskelzittern,
  • leichter Tachykardie,
  • leichter Hypertension und
  • erhöhter Temperatur.

Bei einer schweren Vergiftung kommt es zu Bewusstseinsveränderungen bis hin zum Koma, Krampfanfällen, Blutdruckabfall oder -anstieg, Herzrhythmusstörungen, einer respiratorischen Insuffizienz und womöglich Atemstillstand.

(Text: Thomas Semmel, Dozent im Rettungsdienst, ERC Educator und ALS-Instruktor; Symbolfoto: ABDA; zuletzt aktualisiert: 02.01.2018) [1660]


Schmerzpflaster: Risiko einer Intoxikation

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ABDA-Arzneimittelpflaster_500Bremen (rd_de) – Schmerzpflaster können Wirkstoffe wie Fentanyl beinhalten. Werden sie unsachgemäß angewandt, besteht die Gefahr einer Opiat-Intoxikation. Der Rettungsdienst erfährt von dem Pflaster zum Teil erst im Rahmen der Untersuchung des Patienten.

Schmerzpflaster: Risiko einer Intoxikation

Neben oraler, subkutaner, intramuskulärer und intravenöser Opiat-Applikation findet die transdermale Anwendung als Schmerzpflaster immer häufiger Anwendung. Transdermales Fentanyl (Durogesic) ist seit 1995, Buprenorphin (Temgesic, Transtec) seit 2001 in Deutschland zugelassen. Die Pflaster enthalten eine große Menge an Substanz, die bei korrekter Anwendung über mehrere Tage abgegeben wird.

Bei Schmerzpflastern ist es wichtig, den Patienten vorab genau über die Handhabung aufzuklären: In der Literatur ist ein Fall beschrieben, bei dem sich ein Patient insgesamt fünf (!) Fentanyl-Pflaster auf die jeweils schmerzenden Körperregionen geklebt hatte.

Was einige Patienten nicht bedenken: Durch Zerschneiden derartiger Pflaster (Anpassung der Dosis) wird die Diffusionsmembran der Pflaster zerstört. Die Folge ist eine unkontrollierte Resorption mit entsprechender Intoxikationsgefahr.

Auch ein spontaner Gebrauch dieser Pflaster durch Partner des Patienten – Motto: „Mir hilft es auch…“ – führte in der Vergangenheit schon zu Intoxikationen. Ein weiterer Fallbericht beschreibt die nächtliche Translokation eines Opiatpflasters vom Patienten auf den im selben Bett liegenden Partner.

eDossier als Download: Herausforderung Drogenintoxikation – Rettungseinsatz nach dem Konsum von Crystal Meth oder Legal Highs.

Opiat-Intoxikation: Zeichen erkennen

Eine Opiat-Intoxikation führt letztlich zu einer vitalen Gefährdung durch…

•    …Atemdepression bis zum Atemstillstand,
•    …Aspiration und
•    …Hypothermie.

Die Therapie im Rettungsdienst besteht folglich aus:

•    Sicherung der Oxygenierung (Maskenbeatmung),
•    Sicherung der Atemwege (Intubation) und
•    Antagonisierung der Opiat-Wirkung mit Naloxon.

Opiate: Was ist das?

Opiate sind natürliche und synthetisch hergestellte Substanzen, die vor allem eine starke Analgesie bewirken. Deshalb werden sie nicht zuletzt im Rettungsdienst bzw. in der Notfallmedizin eingesetzt.

Opiate haben aber auch einen sedierenden, angstlösenden, euphorisierenden und hustenstillenden Effekt. Ferner bewirken sie Miosis, Obstipation, Erbrechen, Bradykardie und Atemdepression. Je nach Dosis liegt mitunter eine so genannte Kommandoatmung vor.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommen Opiate unterschiedlicher Potenz bei Schmerzen, die mit nichtsteroidalen Medikamenten nicht mehr beherrschbar sind, zum Einsatz.

(Text: Jürgen Auerhammer, Anästhesist, Notarzt; Symbolfoto: ABDA 2014; zuletzt aktualisiert: 28.02.2018) [1691]

Mehr zum Thema Schmerzpflaster:

Sanitätsdienst: 5 Alternativen zur Fußstreife

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Sanis auf Inline-Skates_580Bremen (rd_de) – Der durchschnittliche Sanitätsdienst besteht in der Regel aus Warten. Von Zeit zu Zeit wird der Notfallrucksack oder das Paramedic Bag geschultert, weil es auf Streife geht. Das kann dann einen mehr oder weniger langen Fußmarsch bedeuten. Bei großräumigen Veranstaltungen wird der Einsatzleiter seine Kräfte von Anfang an dezentral postieren – wohlwissend, dass er damit seinen Mitarbeiter-Pool in der zentralen Sanitätsstation ausdünnt. Dass es Alternativen zur traditionellen Fußstreife gibt, zeigen wir hier.

Ein Problem der besonderen Art ergibt sich, wenn die Veranstaltung nicht an einem Standort stattfindet, sondern sich räumlich verändert. Radrennen, Inline-Skate-Events und Laufveranstaltungen jeder Art sind hierfür typische Beispiele. Dann muss der Sanitätsdienst zusehen, wie er schritthalten kann.

Motorradstreife1. Motorräder

Motorräder sind schnell und wendig. Sie verfügen über eine hohe Zuladungsmöglichkeit. Im Fußgängerbereichen kommen sie vergleichsweise gut voran. Und zudem erfordern sie vom Helfer, der mit dem Motorrad unterwegs ist, einen geringen Grad an Fitness.

Gerade bei Lauf- und Radveranstaltungen, die zum Teil durch stille Parks und einsame Waldgebiete führen, erscheinen Motorräder aber oftmals als zu laut. Außerdem dürften sich einige Teilnehmer durch die Abgase belästigt fühlen.

2. E-Bikes/Pedelecs

Bei Pedelecs wird die Motorunterstützung nur bei Tretbewegungen freigegeben. Sie dürfen bis zu 25 km/h schnell sein. In der EU gelten sie als Fahrräder und sind dadurch zulassungsfrei. Im Gegensatz dazu wird beim E-Bike ähnlich wie beispielsweise beim Mofa die Motorleistung ausschließlich über einen Drehgriff geregelt.

Als „Light-Version“ zu Motorrädern können Fahrräder mit Elektromotor – so genannte E-Bikes oder Pedelecs – gesehen werden. Auch sie sind wendig, noch dazu schmal und gut im direkten Umfeld von Fußgängern einsetzbar. Zudem sind sie relativ schnell und setzen vom Helfer kaum Zusatzqualifikation voraus.

Nachteile dieser Gefährte: Ganz ohne Einweisung in die Technik geht’s nicht. Die Zulademöglichkeiten sind deutlich geringer als bei einem Motorrad, und sie sind nur bedingt geländegängig. Fällt die Wahl auf ein E-Bike, sind Führerschein und Zulassung erforderlich.

Fahrradstreife_5803. Fahrräder

Fahrräder im Rahmen eines Sanitätsdienstes einzusetzen, ist nun keine ganz neue Idee. Das heißt aber nicht, dass jeder Einsatzleiter diese Möglichkeit der Fortbewegung für seine Sanitätskräfte im Blick hat. Dabei weisen Fahrräder einige Vorteile auf: günstig in der Anschaffung und im Unterhalt, emissionsfrei, kaum Schutzausrüstung erforderlich, wendig und schmal.

Womit Fahrräder im Sanitätsdienst freilich nicht dienen können: Im wirklich dichten Gedränge kommen Fahrradstreifen kaum voran; die Mitnahmemöglichkeit von Ausrüstungsteilen ist sehr eingeschränkt; die Fahrer sollten leidlich fit sein; in der Regel sind die Räder nur mäßig fürs Gelände geeignet. Und die Diebstahlgefahr sollte auch nicht außer Acht gelassen werden.

Sanis mit Segway4. Segways

Ein Aspekt, der im Rettungs- und Sanitätsdienst eine größere Rolle spielt, ist der Aufmerksamkeitsfaktor. Und der dürfte einem mit dem Segway als Fortbewegungsmittel gesichert sein. Die einachsigen, motorbetriebenen Gefährte wurden bereits bei einigen Sanitätsdiensten eingesetzt und konnten offenbar – unter den jeweiligen individuellen Bedingungen – überzeugen.

Segways sind überraschend schnell, erfordern kaum Schutzausrüstung und keine Fitness von den Einsatzkräften. Zudem bieten sie ausreichend Platz, um notfallmedizinisches Equipment unterzubringen.

Doch auch diese Einachser weisen Nachteile auf. Insgesamt sind sie teuer – sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt; Geländegängigkeit ist kaum vorhanden, und ohne intensive Einweisung sollte keiner unbegleitet auf ein Segway steigen.

Reiterstaffel_5805. Pferde

Mit Pferden zum Sanitätsdienst? Warum nicht, wenn die Möglichkeit besteht! Ein normales Pferd erreicht locker 30 km/h im Galopp. Geländegängigkeit steht zudem außer Frage. Und bedingt können Sanitäter hoch zu Ross auch im Fußgängerbereich eingesetzt werden.

Unabdingbar sind allerdings neben hohem reiterlichem Können eine große Stressresistenz bei Ross und Reiter. Zudem ist die Verletzungsgefahr nicht zu unterschätzen. Ohne ausreichende Fitness wird diese Fortbewegungsmöglichkeit nicht infrage kommen. Und die Möglichkeiten, Equipment mitzunehmen, sind eingeschränkt.

Fazit

Es gibt durchaus Alternativen zur klassischen Fußstreife. Je nach Veranstaltung und Örtlichkeit, haben diese alternativen Fortbewegungsmittel unschlagbare Vorteile. Sie sind zum Teil deutlich schneller, können unter Umständen mehr an Ausrüstung mitnehmen und besitzen womöglich einen hohen/höheren Aufmerksamkeitsfaktor.

Doch auch Fußstreifen bieten Vorzüge, die kein Motorrad oder Segway erreicht: Sanitäter per Pedes können auch in der dichtesten Menschenmenge eingesetzt werden. Bei Distanzen bis zu zirka 500 Metern sind sie immens schnell vor Ort. Und je nach körperlicher Konstitution können sich Geländegängigkeit sowie „Materialzuladung“ durchaus sehen lassen. Und nicht zuletzt stellen sie die einzige Möglichkeit der hier genannten Alternativen dar, um einen Patienten über eine begrenzte Strecke fortzubewegen.

(Text: Helmut Stark, Rettungsassistent, Einsatzleiter Rettungsdienst, freier Journalist; 14.08.2017) [1717]

10 Tipps für Fortbildungen im Rettungsdienst

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Fortbildung_580Bremen (rd_de) – Fortbildungen im Rettungsdienst erinnern oft eher an ein trauriges Laienschauspiel als an eine zeitgemäße Trainingsveranstaltung. Woran liegt’s? Hier 10 Tipps, wie aus öder Pflicht eine interessante Kür werden kann.

1. Atmosphäre

Es kann keine produktive Lernatmosphäre geschaffen werden, wenn sich 40 Leute in einen kleinen Besprechungsraum zwängen. Das heißt, die Teilnehmeranzahl muss vorher bekannt sein, der Raum mit ausreichend Stühlen bereitgestellt werden. Kaffee und Wasser sind einfache Mittel, dass es mit der Zwischenmenschlichkeit klappt. Wer daran spart, sorgt schon am Anfang für Unmut.

2. Auftreten

Kennen sich der Dozent und die Kursteilnehmer persönlich, kann das ein Vorteil sein, wird aber oft zum Nachteil. Der Dozent muss seine Rolle neu definieren und behaupten. Er sollte souverän auftreten, aber zu Fehlern stehen. Tritt er hingegen zu herrschaftlich auf, wird die Gruppe motiviert, Fehler zu suchen. Die Fortbildung gerät dann schnell zu einem Machtkampf.

Bild1_eDossier2017_UebungenRettungsdienst: Übungen richtig planen, durchführen, auswertenjetzt als eDossier hier herunterladen!

 

3. Dozent

Der Dozent muss für seine Sache brennen, aber auch den Blickwinkel der Kollegen verstehen. Klassische Fehler des Dozenten sind, sich mit den Teilnehmern zu verbünden oder die oberflächliche „Kein Bock“-Mentalität zu bestätigen. Dies geschieht zum Beispiel, wenn der Dozent einräumt, eigentlich auch keinen Sinn in dieser oder jener Maßnahme zu sehen.

4. Geschäftsleitung

Der Impuls, die Struktur der Fortbildungen im eigenen Haus zu verbessern, muss in der Hierarchie von oben kommen und ehrlich sein. Aber: Pseudo-Initiativen mit dem Ziel, eine moderne Außendarstellung hinzubekommen, werden von den Mitarbeitern schnell durchschaut und dürften scheitern. Kommen Veränderungsinitiativen aus Reihen der Rettungskräfte, sollten diese ernsthaft geprüft und nicht mit klassischen Gewohnheitsargumenten („das haben wir noch nie gemacht…“) abgeräumt werden.

5. Methodik

Der Versuch, mit Moderationskärtchen im Sitzkreis zu arbeiten, führt im Rettungsdienst erfahrungsgemäß nicht zum Ziel. Dieser sehr moderative und pädagogische Ansatz ist bei dieser Zielgruppe selten erfolgreich. Dazu gehört auch die mentale Gängelung in Form von angedrohten Prüfungen für irgendwelche Rezertifizierungen.

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6. Motivation

Der größte Fehler des Dozenten ist es, die Kollegen belehren und dominieren zu wollen. Dem Dozenten muss es klar sein, dass er im Normalfall auf eine unmotivierte Gruppe stoßen wird. Er darf dann aber nicht der Versuchung verfallen, das Verhalten der Teilnehmer zu spiegeln oder zu versuchen, dominant den Stoff durchzuprügeln.

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7. Organisation

Besonders in Zeiten des größer werdenden Personalmangels kann die hausinterne Fortbildung zu einem Aushängeschild des Rettungsdienstes werden. Das kann auf gute Fachkräfte attraktiv wirken. Voraussetzung: Die Fortbildung ist gut organisiert. Wenn aber der Ausbildungsleiter immer zu spät kommt und im Thema nicht sattelfest ist, der Beamer wieder mal nicht funktioniert und der Patientensimulator in Reparatur ist, werden alle froh sein, wenn nach zwei Stunden Schluss ist.

8. Teilnehmer

Die Motivation der Teilnehmer darf nicht die Aussicht auf das Nichtbestehen einer Rezertifizierung sein. Vielmehr muss der Dozent die einzelnen Persönlichkeiten der Gruppe erspüren: Wen gilt es zu motivieren? Wer muss in seiner Motivation gefördert und eingebunden werden? Wer ist gut in Theorie, wer in der Praxis? Wer ist ein Vorbild für andere Kollegen? Wen muss man in seiner Destruktivität ausbremsen und versuchen, seine Interessen zu treffen, um ihn damit „umzudrehen“?

9. Themen

Generell sollte bei der Auswahl der Themen auf die Verwertbarkeit im praktischen Alltag der Kollegen geachtet werden. Hier muss der Dozent seine eigenen Vorlieben hinter den thematischen Gesamterfolg der Fortbildung zurückstellen. Praxisnahe Elemente zu nutzen, ist besonders bei destruktiven Kollegen oft erfolgversprechend.

10. Ziele

Die Einheitlichkeit von Auftreten, Sprachregelungen und Lehraussagen sind Schlüsselfaktoren für die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz bei den Teilnehmern. Deshalb muss neben der materiellen und personellen Ausstattung klar definiert werden, was erreicht werden soll, welche inhaltlichen Ziele verfolgt werden und wie das Personal angesprochen wird. Denn die motiviertesten Teilnehmer bringen nichts, wenn das Dozententeam gelangweilt und visionslos ist.

(Text: Jan C. Behmann, freier Journalist, Lehrrettungsassistent; Symbolfoto: Markus Brändli; 16.02.2018) [1730]

Port-Systeme und wie Retter sie nutzen können

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Portkatheter_580Bremen (rd_de) – Mitarbeiter im Rettungsdienst sehen sich gelegentlich mit Patienten konfrontiert, die ein Port-System besitzen. Solche Systeme werden immer dann implantiert, wenn abzusehen ist, dass ein Patient aufgrund seiner Erkrankung häufiger einen venösen Zugang benötigen wird. Werden ein paar Besonderheiten berücksichtigt, kann auch der Rettungsdienst das Port-System in einer Notfallsituation nutzen.

Die Verweildauer eines peripher-venösen Zugangs, wie er im Rettungsdienst Standard ist, beträgt maximal 72 Stunden. Wird der Zugang länger benötigt, bietet sich ein venöses, subkutan implantiertes Port-System an. Es dient als zuverlässiger und dauerhafter Zugang zum zentralvenösen Gefäßsystem. Das Portsystem besteht aus einem Port-Körper mit einer oder zwei voneinander unabhängigen Kammern. Jede Portkammer verfügt über einen röntgendichten Katheter und ein selbstverschließendes Septum. Über das Portsystem können unter anderem Medikamente in die Venen verabreicht und Blut entnommen werden.

Port-Katheter: 10 Tipps für den Rettungsdienst

Soll der Port im Rahmen der rettungsdienstlichen Versorgung eingesetzt werden, sind folgende Details zu beachten:

  • Für eine Port-Punktion dürfen nur Spezialnadeln mit „Löffelschliff“ verwendet werden. Alle anderen Nadeln würden die Silikon-Membran beschädigen.
  • Portnadeln gibt es in verschiedenen Stärken und Längen. Der Rettungsdienst hat sie in der Regel nicht an Bord. Oftmals besitzen jedoch die Patienten einen kleinen Vorrat an derartigen Nadeln.
  • Vor der Punktion muss die Punktionsstelle desinfiziert und der Katheterverlauf inspiziert werden. Scheint das System undicht zu sein oder gibt es Hinweise auf eine Entzündung an der Punktionsstelle, darf nicht punktiert werden.
  • Der Patient sollte für die Punktion eine bequeme Position einnehmen. Der Oberkörper ist möglichst flach zu lagern.
  • Auf aseptische Bedingungen achten. Das heißt zum Beispiel, die Punktionsstelle vor dem Eingriff desinfizieren und sterile Handschuhe tragen.
  • Um die Punktion durchzuführen, das Portgehäuse zwischen Daumen und Zeigefinger fixieren. Es bildet sich eine Wölbung, in deren Zentrum die zu punktierende Membran liegt. Der Patient sollte tief einatmen und die Luft anhalten. Dadurch wird der Brustkorb stabilisiert.
  • Portnadel mit 0,9% NaCl-Lösung entlüften, rechtwinklig zur Membran einführen und langsam vorschieben. Auf Widerstand achten! Bei zu starkem Druck kann die Spitze der Portnadel verbiegen und die Membran beschädigt werden.
  • NaCl und Heparin in der Kammer sowie im Schlauch müssen mit einer 10-ml-Spritze (nicht kleiner, sonst wird der Druck zu groß!) abgesogen werden. Andernfalls gelingt mögliches Heparin in den Körperkreislauf.
  • Nach der Punktion die Nadel bis zur Klinikübergabe im Port belassen. Wird sie gezogen, muss das System mit NaCl gespült werden.
  • Auf mögliche Komplikationen bei der Behandlung achten. Druckstellen, lokale Infektionen, Paravasate oder eine Okklusion sind denkbar. Entsprechende Beobachtungen bei der Klinikübergabe dem Arzt mitteilen.

(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Leitender Notarzt; Symbolfoto: Markus Brändli; 19.02.2018) [1738]

Naloxon: Wirkung in Sekundenschnelle

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Naloxon-Ampulle_580Bremen (rd_de) – Die Ursachen einer Opiat-Intoxikation sind vielfältig. Vor allem in Großstädten wird der Rettungsdienst häufig mit Drogenintoxikationen konfrontiert. Wird eine vigilanzgeminderte Person (GCS < 12) aufgefunden, bei der zusätzlich Miosis, Bradypnoe oder Hinweise auf einen Drogenkonsum vorliegen, kann die Diagnose „Opiat-Intoxikation“ mit relativ hoher Sensitivität gestellt werden.

In der Regel wird dann Naloxon als kompetitiver Opiat-Antagonist appliziert. Das heißt, er besetzt und blockiert Opiat-Rezeptoren, an die dann keine Opiate mehr binden und einen Effekt auslösen können. Naloxon hebt damit zentralnervöse Dämpfungszustände vollständig oder teilweise auf, die durch natürliche und synthetische Opiate verursacht wurden.

Naloxon: Indikationen für den Rettungsdienst

So ergeben sich für den Rettungsdienst folgende Indikationen zum Einsatz von Naloxon:

•    Therapie einer Opiat-Überdosierung, zum Beispiel bei Patienten, die erstmals Fentanyl-Pflaster (Schmerzpflaster) verordnet bekommen haben,
•    Therapie einer Atemdepression im Rahmen von Opiat-Drogenintoxikationen,
•    Diagnosefindung bei Verdacht auf Opiat-Überdosierung oder -intoxikation und
•    Therapie der Atemdepression und anderer zentralnervöser Dämpfungszustände beim Neugeborenen, wenn die Mutter Opiate erhalten hat.

Naloxon: Wirkung innerhalb von 60 Sekunden

Die Wirkung von Naloxon tritt innerhalb von 60 Sekunden ein. Daher sollte vorsichtig titriert werden. Die Halbwertszeit ist im Vergleich zu denen der Opiate mit 60 bis 90 Minuten relativ kurz. Es muss also mit einem Rebound-Phänomen der Intoxikationssymptomatik nach Abklingen der Naloxon-Wirkung gerechnet werden. Da Naloxon mancherorts als Drogennotfallprophylaxe Ersthelfern in die Hand gegeben wird, führen Kritiker dieser Projekte unter anderem diesen Aspekt als Gegenargument ins Feld.

Naloxon wird klassischerweise intravenös verabreicht, kann aber auch intramuskulär oder subkutan appliziert werden. Mit entsprechendem Applikator ist auch eine nasale Gabe möglich. Dies bietet sich vor allem bei Drogenabhängigen an, weil hier meist ein desolater Venenstatus vorliegt. Außerdem muss dann nicht mit Nadeln hantiert werden, was die potentielle Infektionsgefahr durch Nadelstichverletzungen minimiert.

Drogenintoxikation und Sucht_100Alles, was Sie über Drogennotfälle wissen müssen, finden Sie in unserem eDossier „Drogenintoxikation und Sucht“

Häufige Nebenwirkungen einer Naloxon-Gabe sind Übelkeit und Erbrechen sowie Blutdruckanstieg. Bei Patienten mit bekanntem Bluthochdruck muss dieser daher engmaschig kontrolliert werden. Ein großes Problem ist die nahezu schlagartige Aufhebung des „Kicks“ bei Heroinabhängigen. Das führt meist zu einem Erwachen des Patienten. Dieser ist aber erfahrungsgemäß meist höchst unkooperativ.

Auch ein akutes Entzugssyndrom kann mit Naloxon sowohl bei Abhängigen wie auch bei therapeutisch auf Opiate eingestellten Schmerzpatienten ausgelöst werden. Letztere entwickeln unter Naloxon dann auch akute und starke Schmerzen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern, allergische Reaktionen, Entwicklung eines Tremors und epileptische Anfälle.

Naloxon: Lungenödem als Nebenwirkung

Selten, aber gefürchtet ist die Ausbildung eines naloxoninduzierten Lungenödems (NLÖ). Dabei kommt es zu einer fulminanten Verschlechterung des alveolären Gasaustauschs. In den meisten Fällen kann das Lungenödem zwar erfolgreich intensivmedizinisch behandelt werden. Es sind jedoch auch letal verlaufende Fälle bekannt.

Die Ausbildung eines NLÖ scheint dosisunabhängig zu sein. Es existieren keine Daten zu einer „sicheren“ Naloxon-Dosis. Es sollte jedoch fraktioniert (0,1 bis 0,2 mg) verabreicht werden. Bei den in der Literatur beschriebenen Fälle eines NLÖ wurden Dosen zwischen 0,04 und 0,4 mg verabreicht. Die genaue Pathogenese des NLÖ ist unklar.

(Text: Jürgen Auerhammer, Anästhesist, Notarzt; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 20.08.2018) [1789]

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