Bremen (rd.de) – Die Gründe, warum Menschen mit einem Tracheostoma und anschließend einer Trachealkanüle versorgt werden, sind sehr unterschiedlich. Vertraut ist den meisten dieser Patienten aber das gemeinsame Problem, dass sie ihr Tracheostoma absaugen lassen müssen. Leiden die Betroffenen unter akuter, massiver Atemnot, muss mitunter der Rettungsdienst das Tracheostoma absaugen.
Dem Rettungsteam fehlt es in der Regel an Routine sowie den erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnissen, um ein Tracheostoma absaugen zu können. Dabei können solche Situationen nicht nur im Rahmen eines akuten Notfalls, sondern auch anlässlich eines qualifizierten Krankentransports entstehen. Insofern sollten sowohl Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter als auch Rettungssanitäter in der Lage sein, Tracheostoma absaugen zu können.
Hier unsere Praxistipps für alle Rettungsdienst-Mitarbeiter, die in die Situation geraten, ein Tracheostoma absaugen zu müssen:
- Will man über die Trachealkanüle oder das Tracheostoma absaugen, sollte das Rettungsfachpersonal an seinen Eigenschutz denken. Das heißt, sowohl Schutzbrille als auch Mundschutz und Einmalhandschuhe tragen.
- Ausgelöst durch einen Hustenreiz beim Tracheostoma-Absaugen, kann Sekret über die Trachealkanüle oder das kanülenlose Tracheostoma abgehustet werden. Es wird dann unter Umständen wie ein Geschoss über einige Meter in die Umgebung geschleudert. Insofern sollte sich das Rettungsteam beim Tracheostoma-Absaugen oder Hantieren an der Kanüle immer etwas seitlich vom Patienten stellen.
- Für das eigentliche Tracheostoma-Absaugen sind mindestens zwei Katheter erforderlich. Mit ein und demselben Absaugkatheter zunächst das Sekret aus dem Mund und dann aus der Nase oder neben der Trachealkanüle am Tracheostoma abzusaugen, ist aus hygienischen Gründen unzulässig.
- Einige Trachealkanülen besitzen eine so genannte „Seele“. Hierbei handelt es sich um ein zusätzliches kleines Röhrchen, das in die eigentliche Trachealkanüle eingeführt wird. Die Seele dient dazu, die Kanüle einfacher sauber zu halten: Sie wird herausgezogen, außerhalb der Trachealkanüle zum Beispiel mit Wasser gereinigt und anschließend wieder eingesetzt. Die eigentliche Trachealkanüle bleibt dabei im Tracheostoma.
- Meist sind tracheotomierte Patienten und deren Angehörige im Umgang mit der Trachealkanüle gut geschult. Sie sind daher „Profis“, wenn man ein Tracheostoma absaugen will. Insofern sollten sie – wenn möglich – in die rettungsdienstliche Versorgung mit einbezogen werden. Ihre Meinung und Erfahrung sollte das Rettungsteam beim Vorgehen berücksichtigen.
Tracheostoma absaugen: Hintergründe
Unter anderem werden Patienten tracheotomiert, die eine akute Obstruktion der oberen Atemwege aufweisen. Aber auch eine Verletzung oder ein Tumor in den oberen
Atemwegen machen oft eine Tracheotomie unumgänglich. Dies trifft vor allem auf Menschen zu, die beispielsweise an einem Zungengrundkarzinom operiert wurden oder deren kompletter Kehlkopf auf Grund eines Kehlkopfkarzinoms operativ entfernt werden musste. Nach abgeschlossener klinischer Therapie werden sie mit einer Trachealkanüle zurück in die häusliche Umgebung oder eine stationäre Pflegeeinrichtung entlassen.
Die Luft, die durch eine Trachealkanüle eingeatmet wird, kann in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft sehr trocken sein. Diese trockene Atemluft reizt die Schleimhäute der Trachea sowie der Bronchien und trocknet diese aus. In der Folge wird das Atemwegssekret zähflüssig, sodass es zu einer vermehrten Borkenbildung kommen kann. Dieser zähe Schleim kann in Verbindung mit den Borken so ausgeprägt sein, dass das Lumen der Kanüle schrumpft und die Luftzufuhr stark eingeschränkt wird. In solchen Fällen muss man das Tracheostoma absaugen bzw. die Kanüle säubern.
(Text und Fotos: Herbert Mannel, Rettungsassistent, Krankenpfleger, Ausbilder, Einsatzleiter Rettungsdienst und KIT; zuletzt aktualisiert: 22.01.2016)