Bremen (rd.de) – An einer Blutvergiftung – medizinisch als Sepsis bezeichnet – erkranken jährlich in Deutschland zirka 160.000 Menschen. 60.000 Patienten sterben daran – mehr als an einem akuten Koronarsyndrom oder Schlaganfall. Alarmierend: Im Rettungsdienst spielt die „Blutvergiftung“ dennoch kaum eine Rolle. Eine Sepsis muss schnellstmöglich behandelt werden. Mit jeder Stunde, in der die intravenöse Antibiotikagabe ausbleibt, nimmt die Sterblichkeit des Patienten um sieben Prozent zu.
Manche Autoren beschreiben die Sepsis (Blutvergiftung) als eine Art Chamäleon, da sie mit einer großen Zahl an unterschiedlichen Beschwerden einhergeht. Diese Beschwerden können insbesondere bei Kindern oder älteren Menschen wenig ausgeprägt sein.
Sepsis: Definition
Am besten lässt sich die Sepsis (Blutvergiftung) als eine generalisierte Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion definieren. Die Diagnose „Sepsis“ gilt als gestellt, wenn bei dem Patienten gesichert oder vermutlich eine Infektion vorliegt und mindestens zwei der folgenden vier Kriterien erfüllt sind:
Sepsis: Symptome
- Trauma
- Verbrennungen/Verbrühungen
- Infektionen
- Pankreatitis
Eine schwere Sepsis (Blutvergiftung) liegt vor, wenn es zusätzlich noch zu einer akuten Organfehlfunktion von einem oder mehreren Organsystemen gekommen ist. Bleibt eine Hypotonie bei Patienten mit schwerer Sepsis trotz adäquater Volumentherapie bestehen, nennt sich der Zustand septischer Schock.
Beim 10. Oldenburger Notfallsymposium im Oktober 2015 erklärte Prof. Dr. Weyland wie die Behandlung einer Sepsis durch den Rettungsdienst in Oldenburg erfolgt: „Hier gibt es bereits seit mehreren Jahren auf den Notarzteinsatzfahrzeugen nicht nur ein hochwirksames Antibiotikum, sondern auch Blutkulturfläschchen, um einige der Keime vorher zu isolieren, damit sie später bestimmt werden können. So kann die Antibiotikatherapie im Verlauf der Behandlung an den speziellen Keim angepasst werden.“ Ähnliche Sepsis-Kits seien in Deutschland bisher eher selten.
Wie Patienten mit einer Sepsis zu behandeln sind, was es mit dem „Sepsis-Kit“ der Uni-Klinik Jena auf sich hat und welche Ziele die Surviving Sepsis Campaign verfolgt, können Sie unserem eDossier „Sepsis: Symptome einer Blutvergiftung“ entnehmen.
(Text: Thomas Semmel, Dozent im Rettungsdienst, ERC ALS-Instruktor, PHTLS-Instruktor; zuletzt aktualisiert: 18.01.2016)
eDossier „Sepsis: Symptome einer Blutvergiftung“
• Umfang: 7 Seiten
• Dateigröße: ca. 1,4 MB/PDF-Format
• Ein Beitrag aus Rettungs-Magazin 4/2015