Quantcast
Channel: Tipps & Wissen – rettungsdienst.de
Viewing all 473 articles
Browse latest View live

Naloxon: Wirkung in Sekundenschnelle

$
0
0

Naloxon-Ampulle_580Bremen (rd_de) – Die Ursachen einer Opiat-Intoxikation sind vielfältig. Vor allem in Großstädten wird der Rettungsdienst häufig mit Drogenintoxikationen konfrontiert. Wird eine vigilanzgeminderte Person (GCS < 12) aufgefunden, bei der zusätzlich Miosis, Bradypnoe oder Hinweise auf einen Drogenkonsum vorliegen, kann die Diagnose „Opiat-Intoxikation“ mit relativ hoher Sensitivität gestellt werden.

In der Regel wird dann Naloxon als kompetitiver Opiat-Antagonist appliziert. Das heißt, er besetzt und blockiert Opiat-Rezeptoren, an die dann keine Opiate mehr binden und einen Effekt auslösen können. Naloxon hebt damit zentralnervöse Dämpfungszustände vollständig oder teilweise auf, die durch natürliche und synthetische Opiate verursacht wurden.

Naloxon: Indikationen für den Rettungsdienst

So ergeben sich für den Rettungsdienst folgende Indikationen zum Einsatz von Naloxon:

•    Therapie einer Opiat-Überdosierung, zum Beispiel bei Patienten, die erstmals Fentanyl-Pflaster (Schmerzpflaster) verordnet bekommen haben,
•    Therapie einer Atemdepression im Rahmen von Opiat-Drogenintoxikationen,
•    Diagnosefindung bei Verdacht auf Opiat-Überdosierung oder -intoxikation und
•    Therapie der Atemdepression und anderer zentralnervöser Dämpfungszustände beim Neugeborenen, wenn die Mutter Opiate erhalten hat.

Naloxon: Wirkung innerhalb von 60 Sekunden

Die Wirkung von Naloxon tritt innerhalb von 60 Sekunden ein. Daher sollte vorsichtig titriert werden. Die Halbwertszeit ist im Vergleich zu denen der Opiate mit 60 bis 90 Minuten relativ kurz. Es muss also mit einem Rebound-Phänomen der Intoxikationssymptomatik nach Abklingen der Naloxon-Wirkung gerechnet werden. Da Naloxon mancherorts als Drogennotfallprophylaxe Ersthelfern in die Hand gegeben wird, führen Kritiker dieser Projekte unter anderem diesen Aspekt als Gegenargument ins Feld.

Naloxon wird klassischerweise intravenös verabreicht, kann aber auch intramuskulär oder subkutan appliziert werden. Mit entsprechendem Applikator ist auch eine nasale Gabe möglich. Dies bietet sich vor allem bei Drogenabhängigen an, weil hier meist ein desolater Venenstatus vorliegt. Außerdem muss dann nicht mit Nadeln hantiert werden, was die potentielle Infektionsgefahr durch Nadelstichverletzungen minimiert.

Drogenintoxikation und Sucht_100Alles, was Sie über Drogennotfälle wissen müssen, finden Sie in unserem eDossier „Drogenintoxikation und Sucht“

Häufige Nebenwirkungen einer Naloxon-Gabe sind Übelkeit und Erbrechen sowie Blutdruckanstieg. Bei Patienten mit bekanntem Bluthochdruck muss dieser daher engmaschig kontrolliert werden. Ein großes Problem ist die nahezu schlagartige Aufhebung des „Kicks“ bei Heroinabhängigen. Das führt meist zu einem Erwachen des Patienten. Dieser ist aber erfahrungsgemäß meist höchst unkooperativ.

Auch ein akutes Entzugssyndrom kann mit Naloxon sowohl bei Abhängigen wie auch bei therapeutisch auf Opiate eingestellten Schmerzpatienten ausgelöst werden. Letztere entwickeln unter Naloxon dann auch akute und starke Schmerzen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern, allergische Reaktionen, Entwicklung eines Tremors und epileptische Anfälle.

Naloxon: Lungenödem als Nebenwirkung

Selten, aber gefürchtet ist die Ausbildung eines naloxoninduzierten Lungenödems (NLÖ). Dabei kommt es zu einer fulminanten Verschlechterung des alveolären Gasaustauschs. In den meisten Fällen kann das Lungenödem zwar erfolgreich intensivmedizinisch behandelt werden. Es sind jedoch auch letal verlaufende Fälle bekannt.

Die Ausbildung eines NLÖ scheint dosisunabhängig zu sein. Es existieren keine Daten zu einer „sicheren“ Naloxon-Dosis. Es sollte jedoch fraktioniert (0,1 bis 0,2 mg) verabreicht werden. Bei den in der Literatur beschriebenen Fälle eines NLÖ wurden Dosen zwischen 0,04 und 0,4 mg verabreicht. Die genaue Pathogenese des NLÖ ist unklar.

(Text: Jürgen Auerhammer, Anästhesist, Notarzt; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 27.02.2018) [1789]


Schmerzpflaster: Risiko einer Intoxikation

$
0
0

ABDA-Arzneimittelpflaster_500Bremen (rd_de) – Schmerzpflaster können Wirkstoffe wie Fentanyl beinhalten. Werden sie unsachgemäß angewandt, besteht die Gefahr einer Opiat-Intoxikation. Der Rettungsdienst erfährt von dem Pflaster zum Teil erst im Rahmen der Untersuchung des Patienten.

Schmerzpflaster: Risiko einer Intoxikation

Neben oraler, subkutaner, intramuskulärer und intravenöser Opiat-Applikation findet die transdermale Anwendung als Schmerzpflaster immer häufiger Anwendung. Transdermales Fentanyl (Durogesic) ist seit 1995, Buprenorphin (Temgesic, Transtec) seit 2001 in Deutschland zugelassen. Die Pflaster enthalten eine große Menge an Substanz, die bei korrekter Anwendung über mehrere Tage abgegeben wird.

Bei Schmerzpflastern ist es wichtig, den Patienten vorab genau über die Handhabung aufzuklären: In der Literatur ist ein Fall beschrieben, bei dem sich ein Patient insgesamt fünf (!) Fentanyl-Pflaster auf die jeweils schmerzenden Körperregionen geklebt hatte.

Was einige Patienten nicht bedenken: Durch Zerschneiden derartiger Pflaster (Anpassung der Dosis) wird die Diffusionsmembran der Pflaster zerstört. Die Folge ist eine unkontrollierte Resorption mit entsprechender Intoxikationsgefahr.

Auch ein spontaner Gebrauch dieser Pflaster durch Partner des Patienten – Motto: „Mir hilft es auch…“ – führte in der Vergangenheit schon zu Intoxikationen. Ein weiterer Fallbericht beschreibt die nächtliche Translokation eines Opiatpflasters vom Patienten auf den im selben Bett liegenden Partner.

eDossier als Download: Herausforderung Drogenintoxikation – Rettungseinsatz nach dem Konsum von Crystal Meth oder Legal Highs.

Opiat-Intoxikation: Zeichen erkennen

Eine Opiat-Intoxikation führt letztlich zu einer vitalen Gefährdung durch…

•    …Atemdepression bis zum Atemstillstand,
•    …Aspiration und
•    …Hypothermie.

Die Therapie im Rettungsdienst besteht folglich aus:

•    Sicherung der Oxygenierung (Maskenbeatmung),
•    Sicherung der Atemwege (Intubation) und
•    Antagonisierung der Opiat-Wirkung mit Naloxon.

Opiate: Was ist das?

Opiate sind natürliche und synthetisch hergestellte Substanzen, die vor allem eine starke Analgesie bewirken. Deshalb werden sie nicht zuletzt im Rettungsdienst bzw. in der Notfallmedizin eingesetzt.

Opiate haben aber auch einen sedierenden, angstlösenden, euphorisierenden und hustenstillenden Effekt. Ferner bewirken sie Miosis, Obstipation, Erbrechen, Bradykardie und Atemdepression. Je nach Dosis liegt mitunter eine so genannte Kommandoatmung vor.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommen Opiate unterschiedlicher Potenz bei Schmerzen, die mit nichtsteroidalen Medikamenten nicht mehr beherrschbar sind, zum Einsatz.

(Text: Jürgen Auerhammer, Anästhesist, Notarzt; Symbolfoto: ABDA 2014; zuletzt aktualisiert: 28.02.2018) [1691]

Mehr zum Thema Schmerzpflaster:

10 Fakten zum anaphylaktischen Notfall

$
0
0

Anaphylaktischer-Notfall_580Bremen (rd_de) – Eine Anaphylaxie wird von diversen Faktoren beeinflusst. Viele gehen vom Patienten aus. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um altersbedingte Faktoren oder Vorerkrankungen, unter anderem Asthma. Das Wesentliche, was ein Rettungsdienst-Mitarbeiter zum anaphylaktischen Notfall wissen muss, haben wir hier in 10 Punkten zusammengefasst.

Eine Anaphylaxie kann eine Reihe von Zeichen und Symptomen hervorrufen. Keines davon ist spezifisch für das Vorliegen einer Unverträglichkeitsreaktion. Typische Kombinationen legen allerdings den Verdacht nahe, dass es sich um eine Unverträglichkeit handelt. Wenn also alle drei nachfolgend genannten Kriterien vorliegen, ist eine Anaphylaxie sehr wahrscheinlich:

•    plötzlicher Beginn und schnelle Verschlechterung der Symptome,
•    lebensbedrohliche Atemwegs- und/oder Atmungs- und/oder Kreislaufprobleme,
•    Veränderungen von Haut und/oder Schleimhaut, zum Beispiel Flush, Urtikaria, Angioödem.

Anaphylaktischer Notfall: Die 10-Punkte-Liste

1. Allem voran steht auch bei Patienten mit Verdacht auf eine Anaphylaxie die Beurteilung und Behandlung nach der ABCDE-Regel. Lebensbedrohliche Symptome wie eine Verlegung des Atemwegs müssen sofort behandelt werden. Zur Erinnerung: A – Airway (Atemweg), B – Breathing (Atmung), C – Circulation (Kreislauf), D – Disability (neurologisches Defizit), E – Exposure (Exposition, Umfeld).

2. Das Basismonitoring umfasst Puls- und Blutdruckmessung, Ableitung eines EKG und Ermittlung des Sauerstoffgehalts im Blut (SpO2). Liegen Zeichen eines Schocks vor, sollten zwei bis drei großlumige Zugänge gelegt und vom Rettungsdienst-Mitarbeiter eine kristalloide Infusionslösung verabreicht werden.

3. Der Patient sollte beruhigt werden. Sofern es die Situation erfordert, ist ein Notarzt nachzufordern. Wie üblich, ist der Betroffene vor Wärmeverlust zu schützen.

4. Ursachen bzw. Symptome für Atemwegsstörungen sind häufig Stridor, Schwellung von Zunge, Rachen und/oder Kehlkopf sowie heisere Stimme.

5. Eine Atemstörung zeigt sich durch ein pfeifendes Atemgeräusch, zunehmende Ermüdung, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit aufgrund der Hypoxie und Atemstillstand.

6. Zu den typischen Kreislaufstörungen gehören blasse, feuchte Haut als Zeichen eines Schocks, gesteigerte Pulsfrequenz, Blutdruckabfall, veränderter Bewusstseinszustand, myokardiale Ischämie und Herz-Kreislauf-Stillstand.

7. Die Lagerung hat der Situation angepasst zu erfolgen, bei Kreislaufproblemen zum Beispiel in Flachlage auf dem Rücken, sonst Oberkörperhochlagerung (30 – 45 Grad)

8. Nach Möglichkeit ist die Allergenzufuhr umgehend zu stoppen. Eine mögliche Schwellung zum Beispiel infolge eines Insektenstichs sollte gekühlt werden.

9. Alle Patienten mit einer Anaphylaxie benötigen früh eine hoch dosierte Sauerstoffgabe (10 – 15 l/min über Maske).

10. Adrenalin ist das wichtigste Medikament zur Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion. Der Wirkstoff wird in diesem Fall intramuskulär (i.m.) appliziert.

Hinweise für Ersthelfer:

Wespenstich-im-MundFür Ersthelfer gilt nach einem Insektenstich: Ist der Stachel zu sehen, ihn vorsichtig mit einer Pinzette entfernen. Danach kann die Körperstelle rund um den Stich mit kalten Umschlägen gekühlt werden, damit die Schwellung schneller abklingt. Menschen, die über ihre Allergie auf Insektengift Bescheid wissen, haben oft eigene Notfallmedikamente dabei. Als Ersthelfer kann man ihnen bei der Einnahme helfen. Das Lutschen von Eis hilft, das Zuschwellen der Atemwege zu vermeiden. Sollten Allgemeinsymptome wie Atemnot oder Kreislaufprobleme auftreten, unbedingt den Notruf 112 wählen.

Quelle: ÖRK

(zuletzt aktualisiert: 05.03.2018; Symbolfoto: Markus Brändli) [4356]

Rettungswagen: Ohne Gurtsicherung droht Strafe!

$
0
0

Gurtsicherung_580Bremen (rd_de) – Die Straßenverkehrsordnung besagt in Paragraph 21a, dass die vorgeschriebenen Sicherheitsgurte während der Fahrt angelegt sein müssen. Das gilt auch für den Rettungsdienst. Dabei ist beim Anschnallen des Patienten höchste Sorgfalt geboten.

Neben den Fuß-, Becken- und Brustgurten sind die oft vernachlässigten Schultergurte gerade auch vorgeschriebene Sicherheitsgurte, die angelegt werden müssen.

Die Patientensicherung spielt im Rettungsdienst aber nicht nur im Rettungswagen eine entscheidende Rolle. Bereits beim Transport des Patienten aus der Wohnung mittels Tragestuhl oder Schaufeltrage beginnt die Pflicht, Patienten mit entsprechenden Gurten zu sichern.

Jeder Mitarbeiter im Rettungsdienst ist angehalten, die Herstellervorgaben für die eingesetzten Medizinprodukte zu kennen und einzuhalten. Hierzu gehören auch Patiententrage und -tragestuhl. Wird bei der Sicherung der Patienten von den Herstellervorgaben abgewichen, kann dies schon als grob fahrlässig gewertet werden.

Zwar sind Rettungsdienst-Mitarbeiter normalerweise nach den Grundsätzen der Amtshaftung von Schadensersatzansprüchen befreit. Dies gilt aber nicht, wenn sie grob fahrlässig handeln.

Dieser Umstand gilt umso mehr beim Transport von Kindern. Es empfiehlt sich deshalb immer, junge Patienten mit speziellen Kinderrückhaltesystemen zu sichern.

Anders als bei erwachsenen Beifahrern ist der Fahrzeugführer dafür verantwortlich, dass der Patient bei Fahrtbeginn ordnungsgemäß gesichert wird. Hier hat der Rettungsdienst-Mitarbeiter schon aus seinem Obhutsverhältnis heraus eine Garantenpflicht. Darüber zu wachen, dass der Patient auch während des Transports weiterhin angeschnallt bleibt, ist im Patientenraum die Aufgabe des betreuenden Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäters.

Und wie steht es mit einer Anschnallpflicht für das Rettungsfachpersonal? Für den Fahrer von Krankenkraftwagen besteht jederzeit die Pflicht, die Sicherheitsgurte anzulegen, auch bei Inanspruchnahme von Sonderrechten (Paragraph 35 Straßenverkehrsordnung). Dasselbe gilt grundsätzlich auch für alle Personen im Patientenraum, also Rettungsassistent bzw. Notfallsanitäter, Notarzt und Praktikant. Lediglich für erforderliche Behandlungen des Patienten während der Fahrt sieht die Straßenverkehrsordnung eine Ausnahme vor (Paragraph 21a Abs.1 Nr. 5).

Darüber hinaus hat der Fahrer auch über die Zahl von Mitfahrern zu wachen. Die Mitfahrt ist nur so vielen Personen zu gestatten, wie im Krankenkraftwagen zugelassene Sitzplätze vorhanden sind. Stehen also nur drei, mit Sicherheitsgurten versehene Patientenbegleitsitze zur Verfügung, dürfen auch nur drei betreuende Personen im Patientenraum mitfahren. Stehplätze sind im Rettungs- und Krankenwagen nicht vorgesehen. Insofern liegt die korrekte Transportsicherung der Patienten im eigenen Interesse (nicht nur) des Fahrers.

Insofern ist klar zu empfehlen: Nicht nur bei widrigen Wetterlagen oder längeren Fahrten, sondern auch auf Kurzstrecken müssen alle vorhandenen Gurte und Rückhaltesysteme benutzt werden – sowohl für den Patienten, als auch vom Rettungsfachpersonal.

(Text: Bernd Spengler, Rettungssanitäter, Fachanwalt für Arbeitsrecht; Johannes Treutlein, Rettungssanitäter und Rechtsanwalt; Symbolfoto: Markus Brändli; 09.03.2018) [2101]

Anamnese: Englisch-Basics für Retter

$
0
0

Bremen (rd_de) – Wenn der Rettungsdienst an einen Patienten gerät der kein Deutsch spricht, kann sich die Anamnese als schwierig gestalten. Englisch-Basics können einem in dieser Situation weiterhelfen. Hier unsere kleine Übersetzungshilfe für Rettungsfachkräfte.

Ob in einem Hotel, im Bahnhof oder auf dem Flughafen – überall ist es möglich, auf Patienten zu treffen, die kein Deutsch sprechen bzw. verstehen. In solchen Situationen können Grundkenntnisse der englischen Sprache von großem Vorteil sein.

Anamnese: Englisch hilft bei Sprachproblemen

Begrüßung/Vorstellung des Rettungsteams

  • Hallo, mein Name ist … Hello, my name is …
  • Ich bin Rettungsassistent, und das ist mein Kollege… I am a paramedic and this is my colleague…
  • Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. We are here to help you.
  • Wie ist Ihr Name? What is your name?
  • Können Sie uns sagen, was passiert ist? Can you tell us what happend?
  • Warum haben Sie uns gerufen? Why did you call us?
  • Welches Problem ließ Sie heute einen Rettungswagen rufen? What problem made you call for an ambulance today?
  • Warum haben Sie den Rettungsdienst gerufen? Why did you call EMS?

SAMPLER-Anamnese (Englisch)

  • Zeichen und Symptome Signs and symptoms
  • Atemnot shortness of breath [oder] difficulty of breathing [oder] breathlessness
  • Brustschmerz chest pain
  • Kopfschmerz headache
  • Fieber fever
  • Schwindel dizzyness
  • Übelkeit nausea [oder] sickness
  • Erbrechen vomiting
  • Durchfall diarrhoea
  • Allergien Allergies
  • Haben Sie irgendwelche bekannten Allergien? Do you have any known allergies?
  • Sind Sie von einem Insekt gestochen worden? Have you been stung by an insect?
  • Haben Sie irgendwelche Allergien gegen Medikamente? Do you have any allergies to medication?
  • Medikamente Medications
  • Welche Medikamente nehmen Sie? What medications are you taking?
  • Persönliche Krankengeschichte Pertinent past medical history

Erfahren Sie alles über den Rettungsdienst in Großbritannien und Irland in unserem eDossier

>>> Sofort herunterladbar für nur 2,50 Euro <<<
> im Rettungs-Magazin Shop! <

  • Haben Sie bekannte Erkrankungen? Do you have known diseases?
  • Hatten Sie schon einmal eine schwere Erkrankung? Have you ever had a serious illness?
  • Haben Sie einmal eine schwere Verletzung erlitten? Have you ever suffered a serious injury?
  • Hatten Sie größere Operationen in der Vergangenheit? Have you had major surgery in the past?
  • Besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft? Is there the possibility of a pregnancy?
  • Haben Sie Menstruationsbeschwerden? Do you have menstrual problems?
  • Letzte Nahrungsaufnahme Last oral intake
  • Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen oder getrunken? When did you last eat or drink something?
  • Was haben Sie zuletzt gegessen oder getrunken? What did you last eat or drink?
  • Wie viel haben Sie zuletzt gegessen oder getrunken? How much did you last eat or drink?
  • Ereignisse Events
  • Was haben Sie gemacht, als die Beschwerden begannen? What were you doing when the symptoms started?
  • Risikofaktoren Risk factors
  • Hat jemand aus Ihrer Familie eine schwere Erkrankung wie beispielsweise Diabetes? Has anyone in your family a serious illness such as diabetes?
  • Rauchen Sie? Do you smoke?

Vitalzeichenkontrolle

  • Puls pulse
  • Lassen Sie mich bitte Ihren Puls messen. Let me take your pulse.
  • Blutdruck blood pressure
  • Lassen Sie mich bitte Ihren Blutdruck messen. Let me take your blood pressure.
  • Blutzucker blood sugar
  • Ich werde jetzt Ihren Blutzucker messen. I am going to measure your blood sugar.
  • Atemfrequenz respiratory rate
  • Haut skin
  • Haut ist… skin is…
  • …blass …pale
  • …zyanotisch …cyanotic
  • Die Haut ist feucht. The skin is clammy.
  • Die Haut ist kühl. The skin is cool.

(Text: Thomas Semmel, Dozent im Rettungsdienst, ERC ALS-Instruktor, PHTLS-Instruktor; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 12.03.2018) [2172]

Reizgas: Zahl der Rettungseinsätze scheint zuzunehmen

$
0
0

Reizgas, CS-Gas, PfeffersprayZirndorf/Bremen (rd_de) – Reizgas (Pfefferspray, CS-Gas) scheint immer häufiger im Spiel zu sein, wenn Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst wegen undefinierbaren Gasgeruchs in öffentliche Gebäude gerufen werden. Offizielle Statistiken, wie viele Sprays mit Reizgas im Umlauf sind, gibt es nicht. Medienberichte vermitteln allerdings den Eindruck, dass der Absatz der problemlos im Internet zu beziehenden Aerosole im Laufe des letzten Jahres rapide zugenommen hat.

Ein Einsatz im vergangenen Jahr (13.03.2017) in Zirndorf bei Fürth sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Vermeintlicher Gasgeruch hatte an einer Realschule für einen umfangreichen Einsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei gesorgt.

Gegen 9 Uhr verständigte der Schulleiter die Feuerwehr. Gemeldet wurde laut Polizei ein nicht näher zu definierender Geruch, der in zwei Treppenhäusern der Schule festgestellt worden war.

Nachdem mehrere Schüler über Atemwegsreizungen klagten, wurde der Schulbetrieb vorübergehend eingestellt und das Schulgebäude geräumt. Bezüglich eines zunächst angenommenen Gasalarms konnte schnell Entwarnung gegeben werden, teilte die Polizei mit. Die Schule ist nicht an das Gasnetz angeschlossen.

Einsatzkräfte der Feuerwehr überprüften auch die übrigen Räumlichkeiten der Schule. Hierbei konnten keine weiteren Atemluftverunreinigungen festgestellt werden. Die beiden betroffenen Treppenhäuser wurden von der Feuerwehr gelüftet. Der Schulbetrieb konnte schließlich gegen 10 Uhr wieder fortgesetzt werden.

Etwa 80 Schüler, die über Atemwegsbeschwerden klagten, wurden vom Rettungsdienst vor Ort betreut. 20 Schüler mussten im Anschluss zur weiteren medizinischen Überprüfung in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei geht davon aus, dass eine unbekannte Person in den beiden Treppenhäusern ein derzeit nicht näher bestimmbares Reizgas freisetzte. Die Polizeiinspektion Zirndorf nahm Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung auf.

Großeinsätze aufgrund von Reizgas:

Pfefferspray: Wirkung und Gefahren

In den unscheinbaren Spraydosen mit Pfefferspray befindet sich Oleoresin Capsicum, eine Mixtur aus dem Harzöl von Paprika, Chili und Cayenne-Pfeffer. Wird ein Mensch von einem solchen Sprühstrahl getroffen, erleidet er eine Reizung der Schleimhäute und Atemwege. Weitere Begleiterscheinungen können Orientierungslosigkeit, Panik und Schock sein. Gelangt Oleoresin Capsicum beispielsweise in die Augen, verspürt der Betroffene einen stechenden Schmerz. Die Bindehäute röten sich, und die umliegende Haut schwillt an. Schlagartig setzt massiver Tränenfluss ein.

Die Tageszeitung „Welt“ hatte 2016 in einem Beitrag erläutert, wie scharf Pfefferspray ist. Gemessen wird Schärfe demnach in Scoville-Einheiten. Der Schärfegrad von Tabasco-Sauce beträgt demnach 1.500 Einheiten. Pfefferspray, wie es für jedermann im (Online-)Handel erhältlich ist, weist im Gegensatz dazu 2,5 Millionen Scoville auf und wird als Sprühstrahl in deutlich größerer Menge von einer Person aufgenommen als wenige Tropfen Tabasco-Sauce.

CS-Gas: Die Substanz im Tränengas

Ein weiteres Reizgas, das juristisch gesehen – genau wie Pfefferspray – nur in einer tatsächlichen Notwehr-Situation eingesetzt werden darf, ist CS-Gas. CS steht für 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril und kommt hauptsächlich als Tränengas zum Einsatz. Auch hier ist eine klassische Wirkung die Reizung der Schleimhäute und Atemwege.

Die Folgen eines Reizgas-Angriffs sind für Patienten sehr unangenehm. In der Regel müssen die Betroffenen zumindest vor Ort vom Rettungsdienst, zum Teil aber auch kurzfristig in einer Klinik versorgt werden. Die Wirkung des Stoffs kann bis zu einer Stunde anhalten. Meist wird versucht, die Augen mit Wasser auszuspülen, um dem Patienten so etwas Linderung zu verschaffen.

Schwerwiegende gesundheitliche Schäden sind gleichwohl nicht auszuschließen. Denkbar sind Hornhautschädigungen am Auge, langwierige Entzündungen und vorübergehende Erblindung. Asthmatikern drohen massive Atemprobleme bis hin zum Atemstillstand.

(Text: Lars Schmitz-Eggen; Symbolfoto: Dan Race/fotolia.com; 19.09.2017) [2235]

10 Tipps: Kommunikation mit Patienten

$
0
0

Übung Weilheim bei Fa. Fischer, angenommene Lage: Massenkarambolage auf A8Bremen (rd_de) – Die Kommunikation mit Patienten macht einen wesentlichen Teil der Behandlung aus. Eine gelungene Kommunikation entscheidet darüber, welche Informationen der Behandelnde vom Patienten bekommen kann und wie der Patient seine eigene Behandlung erlebt. Der Deutsche Ethikrat hat 2016 empfohlen, eine bessere Arzt-Patienten-Kommunikation sicherzustellen. 10 Tipps zur Kommunikation mit Patienten.

 Kommunikation im Rettungsdienst

Was für den behandelnden Arzt gilt, gilt auch für Rettungsdienstmitarbeiter im Umgang mit Patienten. Auch hier spielt die gelungene Kommunikation eine wesentliche Rolle für den Behandlungserfolg. Nur über die aktive Kommunikation mit dem Patienten, das vertrauensvolle Gespräch, kann der Helfer beispielsweise Informationen über Symptome erhalten, erfahren, wie die Schmerzwahrnehmung ist und wie er auf verabreichte Medikamente reagiert. Darüber hinaus kann der Rettungsdienstmitarbeiter mit einer erfolgreichen Kommunikation dem Verunfallten Sicherheit geben. Hierfür muss er im Gespräch mit dem Patienten in eine vertrauensvolle Beziehung  zu ihm treten, ihn über die Behandlung aufklären und so Ängste abbauen.

10 Tipps für eine gelungene Kommunikation mit Patienten

Im folgendem haben wir 10 Tipps zusammengestellt, die zu einer gelungenen Kommunikation zwischen Patient und Rettungsdienstmitarbeiter führen:

  1. Versuchen Sie, sich in die Situation des Patienten zu versetzten. Er hat aller Wahrscheinlichkeit nach Schmerzen, Angst und fühlt sich Ihnen womöglich ausgeliefert.
  2. Der Zugang zum Patienten und sein Vertrauen sind wichtig. Wenn Sie merken, dass Sie einen „schlechten Tag“ haben, lassen sie ihrem Kollegen den Kontakt mit dem Patienten aufbauen.
  3. Konzentration und Eile spielen in vielen Fällen eine sehr wichtige Rolle. Vergessen Sie aber nicht, dass Sie es immer mit einem Menschen zu tun haben. Dieser ist kein Gegenstand, sondern hat emotionale Bedürfnisse.
  4. Wenn der Patient ansprechbar ist, möchte er aller Wahrscheinlichkeit nach auch darüber informiert werden, welche Verdachtsdiagnose gestellte wurde und wie die weiteren Schritte aussehen.
  5. Überfallen Sie den Patienten nicht mit Fragen. Strahlen Sie Ruhe aus, stellen Sie sich vor.
  6. Stellen Sie offene Fragen. Diese animieren den Patienten zum Reden. Fragen mit Ja/Nein-Antworten sind meistens weniger informativ. Ausnahme: der Patient hat Atembeschwerden.
  7. Lassen Sie den Patienten unbedingt ausreden. Sollte er zu ausschweifend oder konfus reden, unterbrechen Sie ihn kurz und versuchen Sie das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.
  8. Sprechen Sie umgangssprachlich mit ihrem Patienten. In den meisten Fällen hat er nicht das Wissen oder die nötige Verfassung, um medizinischen Fachbegriffen zu folgen.
  9. Verwenden Sie keine Suggestivfragen, da sie dem Patienten so Antworten in den Mund legen. Sie wollen authentische Informationen.
  10. Versuchen sie das Thema „kommunikative Kompetenz“ auch ihren Kollegen näher zu bringen und zusammen mit diesen zu üben.
Auch das Zuhören kann eine wichtige Funktion in der Behandlung des Patienten haben- Symbolfoto: Markus Brändli

Auch das Zuhören kann eine wichtige Funktion in der Behandlung des Patienten haben. Symbolfoto: Markus Brändli

(Text: Sebastian Sachs, Sozial- und Verhaltenswissenschaftler, Rettungsassistent, freiberuflicher Dozent und ehemaliger Leiter einer Rettungsdienstschule, www.rettungsdienstausbildung.info; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 15.03.2018) [2189]

Akutes Abdomen: Lokalisation des Schmerzes

$
0
0

Lokalisation_580Bremen (rd_de) – Im Rahmen eines Akuten Abdomens ist die möglichst genaue Lokalisation des Schmerzes ein wichtiger Punkt bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung. Um hieraus richtige Schlussfolgerungen ziehen zu können, sind zumindest grobe anatomische Kenntnisse der Bauchorgane und deren Lage erforderlich.

Verlassen sich die Rettungskräfte nur auf die Lokalisation der Beschwerden, ohne auch andere „bauchfremde“ Ursachen in Betracht zu ziehen, können sie leicht in die Irre geführt werden. Ein Schmerz im Mittelbauch kann beispielsweise nicht nur Hinweis auf eine akute Pankreatitis sein, sondern auch bei einer Aortendissektion auftreten.

Drei der folgenden vier Punkte sollten bei akuten Bauchschmerzen vom Rettungsdienst immer abgearbeitet werden. Sinnvollerweise auch in der angegebenen Reihenfolge:

1. Inspektion des Abdomens

Hier interessieren insbesondere Zeichen wie Hämatome als Hinweis auf eine Einblutung, zum Beispiel bei einem stumpfen Bauchtrauma. Aber auch ein stark aufgeblähtes bzw. gespanntes Abdomen kann wertvolle Hinweise liefern.

2. Auskultation

Für die richtige Interpretation ist eine gewisse klinische Erfahrung nötig. Die Darmgeräusche können komplett fehlen, zum Beispiel bei einem paralytischen Darmverschluss, „hochgestellt“ sein – infolge eines mechanischen Darmverschlusses – oder sehr lebhaft sein, beispielsweise aufgrund eines Magen-Darm-Infekts.

Bild1_eDossier2016_Einkaufsberater Stethoskope_neu_100Auskultation und kein Stethoskop zur Hand? Lesen Sie unsere 15 Tipps, wenn Sie ein Stethoskop kaufen wollen! (eDossier)

 

3. Perkussion und Palpation

Erst als dritter Schritt sollten die Perkussion (Beklopfen) und Palpation des Bauches erfolgen. Beim Perkutieren kann eine Dämpfung zum Beispiel bei Aszites oder eine starke Blähung des Abdomens auffallen. Durch die gezielte Palpation der vier Quadranten kann sowohl ein punktueller Druckschmerz als auch eine Abwehrspannung ertastet werden.

Da die Palpation mitunter sehr schmerzhaft sein kann, sollte sie als letztes erfolgen. So wird eine mögliche reflektorische Abwehrspannung erst am Schluss der Untersuchung provoziert und der Patient nicht von Anfang an in eine schmerzbedingte Anspannung versetzt.

Als optionaler (vierter) Untersuchungsschritt kann im Einzelfall noch die rektaldigitale Untersuchung ergänzt werden. Diese macht in der präklinischen Diagnostik aber nur selten Sinn. Zum Beispiel bei einem handfesten Verdacht auf eine obere gastrointestinale Blutung, um nach Teerstuhl zu suchen. Manchmal kann dies im Zweifelsfall differenzialdiagnostisch helfen, den richtigen therapeutischen Weg einzuschlagen.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 14.09.2017) [2182]


Unterlassene Hilfeleistung: Strafe fürs Wegschauen

$
0
0

Bremen (rd_de) – Viele Menschen scheinen keine Erste Hilfe leisten zu wollen, weil sie rechtliche Konsequenzen befürchten. Zu Recht? Unterlassene Hilfeleistung: Strafe droht nur demjenigen, der bewusst wegschaut. Hier die klassischen Argumente von Erste-Hilfe-Muffeln – und was man ihnen erwidern kann.

Inhalt
Unterlassene Hilfeleistung: Wann droht eine Strafe?
Was fällt unter unterlassene Hilfeleistung?
Strafe bei Fahrlässigkeit?

Unterlassene Hilfeleistung: Wann droht eine Strafe?

Unterlassene Hilfeleistung: Strafe droht grundsätzlich jedem, der bei einem Unglücksfall nicht unverzüglich die ihm bestmögliche und seinen Fähigkeiten entsprechende Hilfe leistet. So steht es im Strafgesetzbuch (StGB). Der Laie nennt das unterlassene Hilfeleistung (StGB § 323c, „Pflicht zur Hilfeleistung“). Hiervon befreien einen auch nicht körperliche Einschränkungen, Behinderungen oder Altersgebrechlichkeit. Selbst wenn weitere Maßnahmen dem Helfer zum Beispiel wegen Eigengefährdung nicht möglich sind – einen Notruf abzusetzen bzw. die Unglücksstelle abzusichern, ist jedem zumutbar.

Strafgesetzbuch (StGB), § 323c Unterlassene Hilfeleistung:

„Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft“.

Des Weiteren wird man Maßnahmen wie Blutstillung, stabile Seitenlage und Herz-Lungen-Wiederbelebung von einem gesunden Ersthelfer verlangen dürfen. Das gilt umso mehr, wenn er Führerscheininhaber ist.

Was fällt unter unterlassene Hilfeleistung?

Ausnahmen kennt das Gesetz nur wenige. Hierzu zählen die Eigengefährdung (brennendes Haus, reißendes Gewässer) oder die Verletzung anderer wichtiger Pflichten durch die unmittelbare Hilfeleistung. Wie verhält es sich also mit den klassischen Argumenten, die Erste-Hilfe-Muffel vorbringen?

  • Klassiker: Frau auf einsamer Landstraße. Die Autofahrerin ist allein unterwegs und kommt nachts auf einen Unfall zu. Muss sie helfen, obwohl sie Angst vor einer Sittlichkeitstat hat? Der Fall ist zwar eher konstruiert. Dennoch würde auch hier zumindest immer noch die Pflicht, den Unfallort abzusichern und einen Notruf abzusetzen, bestehen. Spätestens wenn ein weiterer Verkehrsteilnehmer stoppt, wäre ihr dies zuzumuten.
  • Klassiker: Grundschullehrerin ist mit Schulklasse unterwegs. Dies ist ein Beispiel für die „Verletzung anderer wichtiger Pflichten“. Sie dürfte ihre Klasse an einer vierspurigen Schnellstraße nicht unbeaufsichtigt zurücklassen, um einem verunglückten Autofahrer Erste Hilfe zu leisten. Ein wichtiger Geschäftstermin oder der gebuchte Flug zählen hingegen nicht zu den „wichtigen Pflichten“.

Unterlassene Hilfeleistung: Strafe bei Fahrlässigkeit?

Merke: Jeden trifft die Pflicht, zu helfen und die erlernten Maßnahmen einzusetzen. Strafbar macht sich, wer eine Hilfeleistung unterlässt und dabei billigend in Kauf nimmt, dass einer verletzten oder erkrankten Person keine Hilfe zuteilwird.

Ergreift der Ersthelfer mit der gebotenen Sorgfalt und seinen Fähigkeiten entsprechende Maßnahmen, entfällt eine Strafbarkeit wegen fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Tötung. Der Ersthelfer befindet sich in einer akuten Ausnahmesituation und ist kein medizinischer Profi. Insofern trifft ihn nicht einmal dann ein Schuldvorwurf, wenn sich der Gesundheitszustand durch eine falsche Maßnahme wider Erwarten verschlechtert.

  • Klassiker: der auseinanderfallende Schädel nach der Helmabnahme beim Motorradfahrer. Ein solcher Fall ist sehr unwahrscheinlich. Abgesehen davon haben viele Unfallopfer ohne fremde Hilfe oft keine Überlebenschance. Der Ersthelfer wird also auch in diesem Fall nicht belangt. Es gilt die Vermutung, dass der Verletzte, der seinen Willen nicht äußern konnte, jeglichem Versuch der Hilfeleistung in seinem Interesse zugestimmt hätte.
  • Klassiker: die Angst vor einer Sachbeschädigung. Diese Ausrede gehört eher zu den unrühmlichen Begründungen. Das Zerschneiden von Kleidung oder das Einschlagen von Fenstern sind immer im Rahmen des „rechtfertigenden Notstandes“ (Paragraph 34 StGB) zulässig. Bei der Rechtsgüterabwägung überwiegt „Leben und Gesundheit“ im Verhältnis zu einer „Sache“.

Ideal für Ersthelfer: Erste-Hilfe-Rucksack

  • Perfekt für unterwegs
  • Gut ausgewähltes Sortiment
  • Haltbarkeitsdatum von 20 Jahren

>>Gleich hier bestellen!<<

 

  • Klassiker: der Ersthelfer kann auf Schadenersatz oder gar Schmerzensgeld in Anspruch genommen werden. Auch diese Behauptung ist falsch: Nur wenn die Hilfeleistung grob fahrlässig, unsachgemäß durchgeführt wurde, entstünde ein Schadenersatzanspruch. Von einer solchen groben Fahrlässigkeit gehen die Gerichte aber nur dann aus, wenn der Ersthelfer einfachste, jedem einleuchtende Überlegungen bei der Ersten Hilfe nicht anstellt. Hierzu zählt zum Beispiel der Versuch, eine blutende Kopfplatzwunde dadurch zu behandeln, dass eine Abbindung am Hals angelegt wird.
  • Klassiker: „Zum Schluss dankt mir das keiner und ich habe noch meine Kleidung ruiniert.“ Auch das stimmt so nicht. Der Ersthelfer kann den Ersatz seiner Schäden und Aufwendungen vom Unfallopfer verlangen. Im Übrigen gilt aber auch: Wer in der Freizeit, zu Hause oder im Urlaub Erste Hilfe leistet, ist über die gesetzliche Unfallversicherung gegen alle Personen- und Sachschäden versichert. Also auch wer sich bei der Hilfeleistung selbst verletzt, erhält kostenlose Heilbehandlung, Verletztengeld oder sogar Verletztenrente.

Deshalb gilt grundsätzlich: Kein Ersthelfer muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn er seinen Fähigkeiten entsprechend die bestmögliche Hilfe leistet und so handelt, wie er es gelernt hat. Selbst wenn ihm Fehler unterlaufen, besteht kein Risiko.

Rechtlich am gefährlichsten ist eindeutig das „Wegschauen“. Dem Gesetzgeber kommt es gerade darauf an, dass anderen Erste Hilfe geleistet wird. Bestraft wird also das sozialschädliche Verhalten, nicht der unbeabsichtigte Fehler.

(Text: Bernd Spengler, Rettungssanitäter, Rechtsanwalt u.a. mit Schwerpunkt Rettungsdienst, Fachanwalt für Arbeitsrecht, und Johannes Treutlein, Rechtsreferendar, BRK-Mitarbeiter; Symbolfoto: Johanniter-Unfall-Hilfe; zuletzt aktualisiert: 20.03.2018) [2752]

Erste Hilfe: Notruf-Ortung über das Smartphone

$
0
0

Erste Hilfe, Ersthelfer, Leitstelle, Notruf, RettungsdienstBremen (rd_de) – Tritt ein medizinischer Notfall ein, gilt in den meisten Ländern Europas: den Notruf 112 wählen. Häufig sind Ersthelfer aber in ihnen unbekannten Gebieten unterwegs und können nicht genau beschreiben, wo der Einsatzort sich befindet. Die Anrufer nehmen an, die Leitstelle könne sie genau orten. Doch dies ist ein Irrtum. Hier unsere Tipps, wie Sie in dieser Situation Ihre Position mit Ihrem Smartphone bestimmen können.

Inhalt:

Ortung über den Mobilfunksender
Ersthelfer muss GPS-Koordinaten selbst durchgeben
Erste Hilfe durch kostenlose GPS-Apps
DGzRS: Sicherer Törn mit SafeTrx
(Noch) Keine einheitliche Notruf App vom Bund
Leitstelle Freiburg mit eigener Lösung
AML: Die Zukunft heißt „Advanced Mobile Location“
Stichwort: Datenschutz

Ein Mountainbiker stürzt im Wald und bleibt regungslos liegen. Zufällig beobachtet ein Spaziergänger den Vorfall und setzt über die 112 einen Notruf ab. Doch als der Disponent ihn nach der Einsatzstelle fragt, muss der Spaziergänger passen. Der Mann weiß nicht, wo er sich befindet.

Situationen wie diese ereignen sich häufig. Was also tun, wenn der Standort nicht ermittelt werden kann?

Mehr zum Thema Notruf

Notruf: Ortung über den Mobilfunksender

Zunächst ist es der Leitstelle möglich, die Funkzelle des Anrufers auszumachen. Die „Verordnung über Notruf Verbindungen“ (NotrufV) nimmt den Mobilfunk-Anbieter bei einem Notruf in die Pflicht, der Leitstelle den Mobilfunksender mitzuteilen, über den der Ersthelfer oder die verletzte Person anruft.

Diese Ortung via GSM (Global System for Mobile Communications) ist allerdings häufig ungenau. Grund: Außerorts kann die Funkzelle eines Mobilfunksenders mehrere Quadratkilometer betragen. Zur Erinnerung: Ein Quadratkilometer entspricht der Größe von etwa 140 Fußballfeldern! Weiterhin verfügen noch nicht alle Leitstellen über die Möglichkeiten, diese Daten direkt abzurufen.

Notruf: Ersthelfer muss GPS-Koordinaten selbst durchgeben

Gesetzlich nicht festgelegt, aber wesentlich genauer ist das Global Positioning System (GPS). Zudem ist in nahezu allen neueren Mobiltelefonen ein GPS-Empfänger verbaut, mit dessen Hilfe ein Ersthelfer der Leitstelle seinen Standort auf wenige Meter genau mitteilen kann.

Noch genauer kann eine Position bestimmt werden, wenn sich in der Nähe mehrere öffentliche WLAN-Spots befinden. Dann kann das Smartphone anhand der Signalstärke der verfügbaren kabellosen Netze und zusammen mit den GPS-Koordinaten eine so genannte „hybride Lokalisierung“ berechnen.

Wer Erste Hilfe leistet beziehungsweise sich in einer Notsituation befindet, muss seinen Standort jedoch selbst ermitteln und der Leitstelle durchgeben. Auch die Polizei kann lediglich eine GSM-Ortung beim Netzanbieter beantragen.

Erste Hilfe durch kostenlose GPS-Apps

Auf dem Markt existiert eine Vielzahl kostenloser Apps für diesen Zweck. Beispielhaft erwähnt werden hier die App „Einfach hier“ (iOS) oder die App „Standort“ (Android). Beim iPhone ist es ferner möglich, sich die GPS-Koordinaten über den integrierten Kompass anzeigen zu lassen.

Anleitung für iPhone:

Eigentlich als Datenkrake in Verruf geraten, hat WhatsApp einen großen Vorteil: Mehr als 35 Millionen Menschen nutzen Medienberichten zufolge den Nachrichtendienst in Deutschland. Daher setzen einige Leitstellen die App auch ein, um Ersthelfer oder Hilfsbedürftige zu orten, die einen Notruf abgesetzt haben. Zum Beispiel die Leitstellen Düsseldorf und Brandenburg. Der Disponent hat dort ein Gerät zur Verfügung, auf dem WhatsApp installiert ist. Geht ein Notruf bei ihm ein, leitet er das Unfallopfer oder den Ersthelfer an, sein Smartphone richtig einzustellen und die Standortkoordinaten zu senden.

Anleitung für WhatsApp:

Es gibt sogar eine App speziell für Waldgebiete: „Hilfe im Wald“. Diese zeigt nicht nur die eigene GPS-Position an, sondern zusätzlich die in der Nähe befindlichen Rettungspunkte. Rettungspunkte sind Anfahrtsstellen für Rettungsfahrzeuge. Sie sind in vielen Wäldern Deutschlands vorhanden und durch Schilder mit einer speziellen Nummer markiert (wir berichteten). Allerdings weicht das optische Design der Schilder regional stark ab. In einigen Bundesländern sind zudem bislang keine Rettungspunkte vorhanden.

Anleitung für Hilfe im Wald

Ähnlich wie die Rettungspunkte, existiert im Schwarzwald seit August 2017 ein Netz von Wegepunkten für Wanderer. Die Punkte sind auf den öffentlichen Schildern für die Wanderrouten zu sehen. Telefoniert ein Ersthelfer mit der Leitstelle, kann er einen Wegepunkt durchgeben. Der Disponent findet den Punkt samt Koordinaten in seinem System und kann dann den Rettungsdienst zu der Stelle leiten.

DGzRS: Sicherer Törn mit SafeTrx

Die Kreuzpeilung von Funkgeräten in Seenot geratener Personen ist in Zeiten von GPS-Plottern auf den meisten Schiffen selten geworden. Derweil verfügen kleinere Boote oder Wassersportler wie zum Beispiel Surfer, Kayakfahrer, Kiter oder auch Wattwanderer und Angler nicht über diese Geräte. Um diese Lücke zu schließen, gibt es seit Jahresbeginn 2017 die App „SafeTrx“ von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die App ist kostenlos und für iOS sowie Android verfügbar.

Wie funktioniert die Software? Antke Reemts von der DGzRS: „SafeTrx ist eine App, mit der wir die Position von Menschen bestimmen können, die in Seenot geraten sind. Nutzer der App, also zum Beispiel Wassersportler, können im ‚Routenplan-Modus‘ eine Strecke vorgeben, die sie zurücklegen möchten. Unterwegs sendet die App dann regelmäßig GPS-Positionen an uns. Ist mal keine Mobilfunkanbindung vorhanden, werden die Daten auf dem Gerät gespeichert und bei der nächsten Netzverfügbarkeit gesendet.“

Monitoring Konsole des MRCC Bremen für SafeTrx. Für jeden Wegpunkt lassen sich die Koordinaten aufrufen. (Live-Bildausschnitt) Foto: DGzRS

Erreicht der Nutzer sein Ziel nicht in der vorher festgelegten Zeit, wird er selbst erinnert. Er kann dann eine neue Ankunftszeit angeben. Macht er dies nicht, wird 15 Minuten später eine SMS an eine Person geschickt, dessen Nummer der Nutzer für den Notfall hinterlegt hat. Dieser Notfall-Kontakt meldet sich dann beim Nutzer. Erreicht der Kontakt den Nutzer nicht, kann er daraufhin die Seenotleitung informieren.

„Wir können dann die festgelegte Route sowie die gesendeten GPS-Positionen nachvollziehen und uns auf die Suche machen“, so Reemts weiter. „Mithilfe der App kann man selbstverständlich auch selbst einen Notruf absetzen. Mit der Notruf-Funktion werden zeitgleich die GPS-Koordinaten sowie Kurs und Geschwindigkeit an die Seenotleitung übermittelt.“

Theoretisch funktioniert SafeTrx auch für Notfälle auf Binnengewässern oder bei Spaziergängen im Wald. Ein Notruf, der über die App bei der Seenotleitung ankommt, wird dann samt der Koordinaten an die zuständige Behörde beziehungsweise Leitstelle weitergeleitet.

Die App hat sich bereits als zuverlässig erwiesen. „Wir konnten mit SafeTrx einen Havaristen mit einem Motorschaden auf der Ostsee orten und sogar eine Suchaktion verhindern: Ein Augenzeuge hatte einen Kayakfahrer gesehen, der auf einer Sandbank festsaß, und setzte einen Notruf ab. Die Seenotleitung stellte daraufhin fest, dass der Wassersportler die App nutzte. Der Disponent konnte ihn direkt anrufen und feststellen, dass alles in Ordnung ist“, berichtet Antke Reemts. „Außerdem kann man die App überall auf der Welt nutzen.“

Anleitung SafeTrx

(Noch) Keine einheitliche Notruf App vom Bund

Eine für alle Situationen ideale und vor allem einheitliche Lösung existiert bislang nicht. Eine App für den „barrierefreien Notruf“, wie ursprünglich von SPD und CDU im Koalitionsvertrag 2013 vereinbart, fehlt bis heute. Insbesondere Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen sind auf Grund dessen bislang auf kostenpflichtige Notruf-Apps angewiesen.

Allerdings ist eine Notruf-App vom Bund in einer Erprobungsphase. Laut Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sollen ausgewählte Leitstellen einen Prototyp der Notruf-App bis Frühjahr 2018 testen. Die Software soll für alle gängigen Smartphone-Plattformen verfügbar und in jeder Leitstelle Deutschlands einsetzbar sein.

Mehr zu den Themen eCall, Notruf Apps und GPS-Ortung für Erste Hilfe

Leitstelle Freiburg mit eigener Lösung

Grundsätzlich besteht der Nachteil einer App – einfach gesagt – darin, dass viele Nutzer sie nicht installiert haben. Für den Notruf setzt die Integrierte Leitstelle Freiburg daher auf eine hauseigene Lösung: Ist ein Ersthelfer während des Notrufs nicht in der Lage, seinen Standort exakt zu bestimmen, kann die Leitstelle ihm eine SMS schicken.

„Wenn der Notrufende auf den Link in der SMS klickt, öffnet sich der Webbrowser und versucht über die eingebaute Geolocation-Funktion – eventuell nach vorheriger Zustimmung beziehungsweise Sicherheitsabfrage – die aktuelle Position zu ermitteln“, erläutert Henning Schmidtpott, Disponent und Systemadministrator der Leitstelle sowie Entwickler des Systems. „Es ist lediglich ein handelsübliches Smartphone notwendig, und es muss keine App installiert werden“, so Schmidtpott weiter.

Bei zirka 110.000 Notrufen, die jährlich in der Leitstelle Freiburg eingehen, hat die Methode sich bewährt. Schmidtpott: „Wir konnten einen Fahrradfahrer lokalisieren, der in Freiburg gestürzt war. Er war auf dem Dreisamuferweg unterwegs und wusste nicht, auf welcher Höhe er sich befand. Die Straße zieht sich durch die komplette Stadt. Durch die Positionsbestimmung konnten wir ihn in kürzester Zeit auf 12 Meter genau verorten.“

Außerdem ist dem Disponent noch der Notruf einer Wandergruppe in Erinnerung. Einer der Wanderer hatte einen medizinischen Notfall erlitten, und die Gruppe war weit von jeglicher Straße entfernt. „Mit unserem System gaben die Ersthelfer ihren Standort durch, und wir konnten die nötige Hilfe alarmieren.“

Gürtel aus Leder mit „Star of Life“ für nur 19,90 Euro

Schwarzer Gürtel aus hochwertigem Rindleder mit „Star of Life„. Bestens geeignet für Dienst und Freizeit!

Egal, ob festlich oder leger – dieser Ledergürtel passt immer und überall. Sieht garantiert super aus zu jeder Jeans oder anderen Freizeithose.

Doch auch hier gibt es Grenzen. „Die Datenübermittlung funktioniert nur, wenn eine Internetverbindung vorhanden ist und Notrufende in ihrem Smartphone die Geolokationsdienste aktiviert haben. Wenn die GPS-Funktion deaktiviert ist, muss sie im Notfall dann erst in den Einstellungen aktiviert werden. Für einige Smartphone-Nutzer ist dies eine unüberwindbare Hürde. In jedem Fall kostet es aber Zeit“, betont der Systemadministrator der Leitstelle.

In der Integrierten Leitstelle Allgäu denkt man ebenfalls über ein GPS-basiertes Ortungssystem nach. Aus den knapp 92.000 Rettungsdiensteinsätzen im Jahr 2014 waren über 7.000 der Bergrettung und Wasserrettung zuzuschreiben. Einsätze, in denen die Lokalisierung der Patienten sich häufig schwierig gestaltet. Marco Arhelger, Leiter der Leitstelle: „Wir sind noch in der Markterkundung für ein geeignetes System. Ende 2017 wollen wir aber auch dementsprechend ausgerüstet sein.“

Nicht nur Rettungsleitstellen nutzen die technischen Möglichkeiten. Auch Leitstellen der Polizei rüsten auf. Die Polizei Bayern beispielsweise verfügt seit Anfang 2017 über ein ähnliches System wie die Leitstelle Freiburg.

AML: Die Zukunft heißt „Advanced Mobile Location“

Bei der Björn-Steiger-Stiftung hofft man indes auf eine ganz andere Technologie: AML (Advanced Mobile Location). „AML ist momentan auf nahezu allen Android-Geräten implementiert“, erläutert Manolito Leyeza, Projektmanager für Notruf-Informationssysteme bei der Björn-Steiger-Stiftung. Die Funktionsweise ist simpel. „Das Handy erkennt, dass jemand die nationale Notruf Nummer wählt. Automatisch werden daraufhin alle Standort-Funktionen aktiviert. Noch während ein Erste-Hilfe-Leistender oder eine verletzte Person mit dem Disponenten spricht, sammelt sein Gerät für etwa 20 Sekunden alle Informationen über GPS-Koordinaten, Mobilfunkzellen und umliegende WLAN-Netze. Dann werden die gesammelten Daten an eine zentrale Stelle einer Notrufzentrale geschickt“, erklärt Leyeza.

Die Daten können per SMS oder als Datenpaket an die jeweilige Stelle (etwa den Server einer zentralen Leitstelle) verschickt werden. Anhand der Mobilfunknummer des Anrufers kann dann der Disponent auf diese Daten zugreifen und somit seinen Standort – ohne dessen Zutun – ermitteln.

„Und AML ist dabei auch noch sehr kostengünstig und einfach umsetzbar“, so der Projektmanager weiter. „Litauen beispielsweise hat das System für das gesamte Land innerhalb von vier Monaten in seine Leitstellen integrieren können. Kostenpunkt: 50.000 Euro!“

Sogar in Sachen Datenschutz kann die Software punkten, die Google zusammen mit Smartphone-Herstellern entwickelt hat. Die über AML gesendeten Daten gehen nur an die Leitstelle und werden nicht auf dem Gerät gespeichert oder gar an Dritte übertragen.

Zudem sei AML dafür konzipiert, um Zusatzfunktionen erweitert zu werden. Leyeza: „Man könnte zum Beispiel Dinge wie einen elektronischen Notfallpass ohne Weiteres implementieren.“

Der Ortungsdienst für den Notruf wird bereits unter anderem in Großbritannien, Litauen, Estland und einigen österreichischen Bundesländern verwendet.

In Deutschland ist man hingegen noch nicht soweit. „Die Leitstellen in Deutschland sind noch nicht einmal dazu verpflichtet, ein System zu haben, womit sie GSM-Daten erfassen können“, kommentiert Manolito Leyeza. „Im Gesetz ist nur geregelt, dass eine Leitstelle telefonisch und per Fax erreichbar sein muss. Ich sehe es daher in allernächster Zukunft noch nicht, dass über AML im Bundestag diskutiert wird.“

„Dabei wäre datenschutzmäßig alles auf der sicheren Seite, wenn man die Verwendung von AML in der Notruf-Verordnung festlegen würde“, appelliert der Projektmanager für Notruf-Informationssysteme. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Stichwort: Datenschutz

Transportscheine, Notfallprotokolle oder sonstige Einsatzdokumente wie ärztliche Verordnungen einer Krankenfahrt oder elektronische Datenerfassungsgeräte dürfen deshalb nicht ungeschützt auf dem Armaturenbrett oder sonst für Dritte offen les- und einsehbar oder gar zugänglich im Einsatzfahrzeug liegen.

Einsatzberichte und andere Dokumente mit Patientenangaben sind stets vor den Blicken Dritter zu schützen und an einem angemessenen Ort zu verwahren. Daran ist zu denken, wenn ein Rettungswagen beispielsweise an einer belebten Straße abgestellt wird und Passanten neugierig ins Wageninnere schauen. Oder Angehörige eines Patienten im RTW mitfahren und die Dokumente der vorherigen Transporte zu Gesicht bekommen.

Sofern mit Datenfunk gearbeitet wird, sollte der letzte Einsatzplan auf dem Display geschützt werden. Ist das Display von außen einsehbar, sollte entweder die Displayanzeige abgedeckt oder deaktiviert werden.

(Text und Screenshots: Nils Sander, rettungsdienst.de; 31.08.2017; Symbolfoto: Falko Siewert/DRK ) [1203]

Was tun bei Verbrennungen?

$
0
0

VerbrennungenBremen (rd_de) – Unfälle mit Verbrennungen und Verbrühungen stellen für den Rettungsdienst eine besondere Herausforderung dar. Deshalb ist es nicht nur für den Laien, sondern auch für Rettungsdienst-Mitarbeiter wichtig zu wissen, was zu tun ist, um Patienten mit Verbrennungen sachgerecht zu behandeln.

Verbrennungen entstehen durch Einwirkung von extremer Hitze auf die Haut. Hieraus resultieren Schäden in unterschiedlicher Tiefe. Diese führen zum teilweisen oder vollständigen Absterben der Haut. Will man eine solche Verbrennung behandeln, ist es unter anderem wichtig, den Grad der Schädigung abzuschätzen.

Grad der Verbrennung:

  • 1. Grades: Rötung (oberflächliche Epithelschädigung ohne Zelltod)
  • 2 a Grades: Blasenbildung, roter Untergrund, stark schmerzhaft (Schädigung der Epidermis und oberflächlicher Anteile der Dermis mit Sequestrierung)
  • 2 b Grades: Blasenbildung, heller Untergrund, schmerzhaft (weitgehende Schädigung der Dermis unter Erhalt der Haarfollikel und Drüsenanhängsel)
  • 3. Grades: Epidermisfetzen, Gewebe nach Reinigung weiß, keine Schmerzen (vollständige Zerstörung von Epidermis und Dermis)
  • 4. Grades: Verkohlung (Zerstörung weitgehender Schichten mit Unterhautfettgewebe, eventuell Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken)

Unabhängig vom Lebensalter des Betroffenen erfolgt die Einteilung einer Brandverletzung nach Ausmaß und Tiefe der verbrannten Körperoberfläche (KOF). Zur Bestimmung der betroffenen Fläche können beim erwachsenen Patienten entweder die Neunerregel nach Wallace oder die Handflächenregel angewandt werden.

Als Faustformel gilt: Die Handfläche des Brandopfers entspricht etwa einem Prozent seiner KOF.

Bei Kindern bis zum neunten Lebensjahr muss differenzierter vorgegangen werden. Hier wird zwischen Säugling (< zwölf Monate), Kleinkind (1 – 5 Jahre) und Schulkind (6 – 9 Jahre) unterschieden. Aufgrund der verschiedenen Proportionen ist je nach betroffener Körperregion ein unterschiedlicher Prozentsatz der KOF von der Verbrennung betroffen. So wird beim Säugling der Kopf beispielsweise mit 21 Prozent gewertet. Beim Kleinkind sind es hingegen 19 Prozent, während es bei einem Schulkind nur noch 15 Prozent der KOF sind.

Was tun bei Verbrennungen?

Die Kühlung mit Wasser wird heute als Akuttherapie gewertet, um Verbrennungen behandeln zu können. Sie gilt als Maßnahme der Ersten Hilfe und sollte daher vom Rettungsdienst nicht mehr praktiziert werden.

  • Kühlungsmaßnahmen sollten von Ersthelfern nur vorgenommen werden, wenn weniger als 30 Prozent KOF betroffen sind.
  • Die Kühlung sollte mit etwa 20 °C warmem Wasser erfolgen und nicht länger als zehn Minuten durchgeführt werden. Andernfalls droht die Gefahr einer Unterkühlung.
  • Ideal zum Kühlen geeignet ist Leitungswasser. Andere trinkbare Flüssigkeiten bergen die Gefahr in sich, Infektionen hervorzurufen.

Für den Rettungsdienst stehen die Wundversorgung und der Wärmeerhalt des Patienten im Vordergrund. Wichtig ist es, Kombinationstraumen abzuklären. Auch wenn thermische Schäden die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollten, können Begleitverletzungen eine größere Dringlichkeit besitzen. Bei Verdacht auf ein Inhalationstrauma muss 100-prozentiger Sauerstoff verabreicht werden. Die Frage, ob Indikationen für eine Intubation erfüllt sind, muss frühzeitig gestellt werden. Eine prophylaktische Intubation gilt es aber zu vermeiden.

Wie sollten Verbrennungen behandelt werden? Foto: Markus Brändli

Wie sollten Verbrennungen behandelt werden?

Einsatzberichte zum Thema Verbrennung:

(Text: Dr. Ingo Blank, Chirurg und Notarzt, Ausbilder in Erster Hilfe; Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 22.03.2018) [2271]

Bauchaortenaneurysma und Mesenterialinfarkt: Symptome frühzeitig erkennen

$
0
0

Bauchaortenaneurysma_580Bremen (rd_de) – Bauchaortenaneurysma, Mesenterialinfarkt und das seltenere Leriche-Syndrom stellen Notfälle dar, die zunächst vielfach als unklares Abdomen interpretiert werden. Dadurch vergeht mitunter viel Zeit, ehe die lebensgefährliche Situation erkannt und behandelt wird.

Bauchaortenaneurysma

Von einer Aortendissektion ist die Rede bei einem lebensgefährlichen Einriss der Gefäßwand mit der daraus folgenden Ausbildung eines zusätzlichen falschen Gefäßlumens. Zu den besonders gefährdeten Personen zählen Patienten mit Arteriosklerose oder Bluthochdruck. Akute Auslöser sind Blutdruckentgleisungen und Traumata. Leitsymptom ist der plötzlich, heftig einschießende, stechende Schmerz.

Rupturiert ein Bauchaortenaneurysma komplett, kommt es rasch zur Ausbildung eines schweren Volumenmangelschocks mit einem häufig tödlichen Ausgang. Bei Verdacht auf eine Aortendissektion muss neben der symptomatischen Therapie und Kreislaufstabilisierung umgehend – am besten nach entsprechender Voranmeldung – der Transport in eine geeignete Klinik erfolgen. Ziel bei der Kreislaufstabilisierung sollte ein Blutdruck im niedrig normalen Bereich sein, um die Blutung nicht durch „unnötig hohe“ Blutdruckwerte zu verstärken.

Skills-Training fuer Notfallsanitaeter_Titel_100

Skills-Training für Notfallsanitäter

Die wichtigsten Fertigkeiten (Skills), die Notfallsanitäter kennen und beherrschen müssen, finden Sie in diesem eDossier.
Dazu zählen beispielsweise ein intraossärer Zugang und Umgang mit einem Perfusor sowie Kenntnisse über gängige Beatmungsformen.

 

Mesenterialinfarkt

Bei einem Mesenterialinfarkt kommt es meist im Rahmen eines Vorhofflimmerns zu einer Minderperfusion von Darmabschnitten. Nachfolgend tritt eine Infarzierung auf. Im weiteren Verlauf nekrotisiert das Gewebe.

Bei dem phasenhaften Krankheitsverlauf treten zunächst stärkste Bauchschmerzen kolikartigen Charakters auf, gefolgt von einer vorübergehenden Besserung der Beschwerden. Im weiteren Verlauf verstärken sich die Schmerzen wieder. Es tritt eine rasch zunehmende Peritonitis auf und ein paralytischer Ileus entsteht.

Leriche-Syndrom

Bei einem Leriche-Syndrom handelt es sich um einen Verschluss der Aorta abdominalis unterhalb des Abganges der Nierenarterien.

Wie bei einer arteriellen Embolie klagen die Patienten beim Leriche-Syndrom über teils massive Schmerzen, Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen in den Extremitäten. Zusätzlich können blasse Extremitäten, fehlende Fußpulse und Schockzeichen auffallen.

Besteht der Verdacht auf ein (sehr seltenes) Leriche-Syndrom, ist eine adäquate Analgesie, Schockbekämpfung und Kreislaufstabilisierung mit anschließend schnellstmöglichem Kliniktransport vorrangiges Ziel.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 21.09.2017) [2286]

Deutsche Luftrettung im Aufwind

$
0
0

Bremen (rd_de) – Wer steht an der Spitze, was die deutsche Luftrettung angeht? Von den Einsatzzahlen her der ADAC. In 2017 absolvierten die gelben „Christoph“-Hubschrauber 54.491 Einsätze (2016: 54.444). Die DRF Luftrettung kam im selben Zeitraum auf  36.283 Einsätze (2016: 35.846). Das Innenministerium des Bundes meldet für 2017 15.571 Einsätze (2016: 16.573). Die Johanniter Luftrettung kommt 2017 auf über 2.700 Einsätze. 

Luftrettung in Deutschland

Insgesamt stehen aktuell über 80 Rettungshubschrauber für die deutsche Luftrettung zur Verfügung. Sie dienen als Zubringer für den Notarzt, schnelles Transportmittel für Erkrankte beziehungsweise Verletzte sowie für den schonenden Transfer von Intensivpatienten zwischen zwei Kliniken. Die unterschiedlichen Betreiber wie ADAC, DRF und Bundesinnenministerium sowie einige private Betreiber decken heute nahezu flächendeckend das Bundesgebiet ab. Doch der Weg bis zum ersten offiziellen Rettungshubschrauber gestaltete sich holprig und lang. Die Realisierung basierte auf Modellversuchen, die bis in die 1960er Jahre zurückreichen.

eBook: Alarm für den Rettungshubschrauber

Spannende Reportagen aus der Luftrettung. 

In diesem eBook finden Sie Beiträge von Experten auf dem Gebiet der Luftrettung, die Ihnen einen spannenden Einblick in das einzigartige System vermitteln. Mit der kostenlosen Kindle App für alle Geräte: Apple, Android und PC verfügbar!
>>Gleich hier bestellen!<<

Die ADAC Luftrettung ist mit mehr als 50 Hubschraubern an 37 Stationen eine der größten zivilen Luftrettungsorganisationen in Europa. Als Nummer zwei in Deutschland setzte die DRF Luftrettung 2017 an 31 Stationen in Deutschland und Österreich Hubschrauber für die Notfallrettung und den Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken ein. Der dritte große Anbieter ist das Bundesinnenministerium, das unter anderem in Hamburg (Christoph 29), Hannover (Christoph 4), Köln (Christoph 3) und Frankfurt (Christoph 2) Maschinen stellt. Hinzu kommt die Johanniter Unfall-Hilfe, die mit Kooperationspartnern Rettungshubschrauber in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern unterhält.

Meilensteine der deutschen Luftrettung

Die Bundeswehr stellte seit 1959 mit ihrer Luftrettungs- und Verbindungsstaffel den offiziellen Such- und Rettungsdienst (SAR) in Deutschland sicher (mehr siehe unten). Am 16. Mai 1960 startete die Bundeswehr zum ersten Luftrettungseinsatz in Deutschland. Seine Feuertaufe erhielt der SAR-Dienst der Bundeswehr zwei Jahre später, als die große Sturmflut über Hamburg hereinbrach. Damals konnten in Deutschland erstmals unzählige Menschen von Dächern oder Bäumen mittels Hubschraubern vor dem Ertrinken gerettet werden.

1970 wurde der erste ADAC-Rettungshubschrauber in Dienst gestellt. Minister Leber enthüllte den Namen „Christoph 1“. Foto: ADAC

Mit der Indienststellung des ersten ständig einsatzbereiten ADAC-Rettungshubschraubers „Christoph 1“ am 1. November 1970 in München begann ein neues Zeitalter im deutschen Rettungswesen. 

Lange Zeit war die Bundeswehr eine tragende Säule in der zivilen Luftrettung. Erst in den 1990er-Jahren begann die Bundeswehr, sich unter anderem aus Kostengründen aus der zivilen Luftrettung zurückzuziehen. Die ADAC Luftrettung und DRF-Hubschrauber übernahmen die vakanten Aufgaben.

(Text: Ann-Christin Westphal; zuletzt aktualisiert am: 27.03.2018) [1247]

Luftrettung: SAR-Dienst der Bundeswehr

Köln (rd_de) – Die Bundeswehr stellt im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums den SAR-Dienst in Deutschland sicher. Dessen Aufgaben sind die Ortung von überfälligen, vermissten oder abgestürzten Luftfahrzeugen sowie die Rettung deren Besatzungen und möglicher Passagiere.

Sofern SAR-Aufgaben oder militärische Aufträge dem nicht entgegenstehen und ausreichend Kapazitäten vorhanden sind, kann im Rahmen der Amtshilfe auch bei zivilen Notfällen zu Lande und zu Wasser geholfen werden.

In Deutschland existieren zwei SAR-Bereiche mit eigenen Leitstellen. Diese befinden sich in Münster (Nordrhein-Westfalen) sowie Glücksburg (Schleswig-Holstein) und werden vom Heer bzw. der Marine betrieben. Wie im zivilen Rettungswesen, obliegt diesen Leitstellen die Einsatzleitung der Such- und Rettungsmaßnahmen für ihr jeweiliges Zuständigkeitsgebiet. Das heißt, Glücksburg ist für die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg, die deutschen Hoheitsgewässer und Inseln sowie das Gebiet des deutschen Festlandsockels zuständig. Dieses Gebiet reicht bis in die zentrale Nordsee und trifft hier auf die britische, dänische und niederländische Wirtschaftszone.

Im Bereich der Leitstelle Glücksburg existieren SAR-Kommandos auf Helgoland und in Warnemünde, die in Abhängigkeit von der Maschinenverfügbarkeit zwischen Montag und Freitag besetzt sind. Ansonsten wird ein SAR-Hubschrauber vom Standort des Marinefliegergeschwaders 5 (Nordholz) eingesetzt. Ab Windstärke 8 wird nach Möglichkeit ein Hubschrauber nach Helgoland verlegt.

Die SAR-Leitstelle Münster betreut hingegen das gesamte deutsche Festland, ohne Schleswig-Holstein und Hamburg. In ihrem Bereich bestehen mit Holzdorf, Niederstetten und Nörvenich drei SAR-Kommandos. Es handelt sich um SAR-Hubschrauber des Heeres, die vom Transporthubschrauberregiment 30 (Niederstetten) besetzt werden.

Sowohl die SAR-Leitstellen als auch die SAR-Hubschrauber stellen Einrichtungen und Mittel ersten Grades dar. Das heißt, ihre Besatzungen sind in ständiger Bereitschaft. Zum Einsatz kommen bei den Marinefliegern (noch) Hubschrauber vom Typ Westland Sea King MK 41. Sie sollen demnächst durch Maschinen vom Typ NH-90 „Sealion“ ersetzt werden.

Beim Heer werden nach wie vor Bell UH-1D eingesetzt. Hier befindet sich das Nachfolgemuster zurzeit noch in der Erprobungsphase.

(Text: Thorsten Mette, Rettungsassistent beim Militär und seit 2010 in der taktischen Verwundeten-Versorgung im In-und Ausland tätig; Symbolfoto: Bundeswehr; 17.08.2017) [1150]


Alten- und Pflegeheime: So stellt sich der Rettungsdienst auf eine MANV-Lage ein

$
0
0

Bremen (rd_de) – Kliniken sowie Alten- und Pflegeheime verfügen in der Regel über einen Brandschutzplan, der landläufig auch Feuerwehrplan genannt wird. Es handelt sich dabei um einen Gebäudegrundriss, der unter anderem Angriffswege, Löscheinrichtungen und Gefahrenschwerpunkte zeigt. Für Kräfte des Rettungsdienstes ist dieser Plan nur zum Teil hilfreich. Deshalb müssen sie andere Möglichkeiten suchen, um sich auf große Einsatzlagen in diesen Einrichtungen einzustellen.

Kritische Infrastruktur

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe definiert als Kritische Infrastruktur, „Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden“.

Gefühlt vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Pflegeheim oder eine Klinik von einem Feuer heimgesucht wird. Ferner sind diese Einrichtungen besonders bei Hochwasserlagen oder von Infektionswellen betroffen. Bei derartigen Einsätzen sind immer wieder auch Tote zu beklagen.

Der Verlauf ist meist deshalb so dramatisch, weil es sich bei den Betroffenen in der Regel um Menschen handelt, die nur eingeschränkt mobil oder gar bettlägerig sind. Sie sind bei Rettungsaktionen daher auf fremde Hilfe angewiesen. Nur mit deren Unterstützung können sie den Gefahrenbereich rechtzeitig verlassen und Sammelräume aufsuchen.

Dasselbe gilt für besonders gesicherte Abteilungen, zum Beispiel Stationen für Forensik. Sie sind zusätzlich gesichert und können nicht so einfach verlassen oder betreten werden. Das heißt, auch diese Bewohner gelangen nur mit fremder Hilfe zu den Notausgängen oder Sammelplätzen.

FeuerwehrplanEvakuierung in Kliniken und Pflegeeinrichtungen: Dieser Trainerguide unterstützt bei der praxistauglichen Alarm- und Einsatzplanung für die Evakuierung von Kliniken und Pflegeeinrichtungen.

Gefährdungsanalyse erstellen

Soll zum Beispiel für ein Alten- oder Pflegeheim ein Einsatzplan erarbeitet werden, der ähnlich einem Feuerwehrplan funktioniert, primär aber für Rettungskräfte gedacht ist, muss zunächst eine Gefährdungsanalyse durchgeführt werden. Nur mit deren Hilfe kann eine verlässliche Bewertung des Objekts vorgenommen werden.

Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse ist durch die jeweilige Alarm- und Einsatzzentrale das Objekt zu beplanen. Der Plan wird für die Alarm- und Ausrückeordnung zugrundegelegt. Sind die Resultate der Begehung und die gewonnenen Erkenntnisse im Alarmplan eingearbeitet, ist dieser nochmals mit allen Beteiligten durchzusprechen, bevor er im Rahmen einer Übung auf seine Effektivität überprüft wird.

Hiermit wird Phase zwei erreicht. Zur Planbesprechung müssen neben den Vertretern der zuständigen Behörden auch die örtlichen Führungskräfte des Brand- und Katastrophenschutzes eingeladen werden.

Auf unangekündigte Übungen sollte in Hinblick auf die Patienten bzw. Bewohner verzichtet werden. Vorab sind der Zeitraum, Umfang und Zweck der Übung bekanntzugeben. Als Patientendarsteller kommen nur Personen der beteiligten Einheiten infrage.

Bevor eine Großübung durchgeführt wird, ist es zweckmäßig, zunächst alle Maßnahmen im kleineren Umfang zu testen. So können die gewonnenen Erkenntnisse in die Vollübung mit aufgenommen werden. Bei der ersten Übung geht es dann nicht darum, wie viel Zeit ein Fahrzeug vom Standort zur Einsatzstelle benötigt. Vielmehr steht die Bewältigung der angenommenen Situation im Fokus.

Klink- und Pflegepersonal aktiv einbeziehen

Bei dieser Übung ist auch das Klink- und Pflegepersonal aktiv mit einzubinden. Die Mitarbeiter kennen die Patienten und sind für sie als Bezugspersonen wichtig. Das Pflegepersonal ist über das Krankheitsbild informiert und weiß zum Beispiel, ob ein Patient an einer ansteckenden Krankheit leidet, speziell gelagert werden muss oder psychische Erkrankungen vorliegen. Darüber hinaus verfügen sie über die erforderliche Ortskenntnis und Zutrittsberechtigungen, um externen Einsatzkräften zu helfen.

Die gesamte Übung muss von Beobachtern begleitet werden. Sie müssen als solche gekennzeichnet und über das Übungsziel informiert sein. Ihnen werden bestimmte Abschnitte zugewiesen, sodass sie gemäß ihrer Kompetenz beispielsweise die Maßnahmen der Brandbekämpfung, Menschenrettung, Kommunikation oder taktische Organisation beurteilen können.

Die Beobachtungen werden anhand eines einheitlichen Schemas dokumentiert, zum Beispiel mit Hilfe eines Bewertungsbogens. So ist gewährleistet, dass die Übungsergebnisse anschließend ausgewertet und verglichen werden können.

Die Übungsleitung kann nicht gleichzeitig die Einsatzleitung übernehmen. Deshalb muss sie räumlich getrennt von der Einsatzleitung untergebracht werden und fortwährend über den Stand und Verlauf der Übung informiert sein. Es obliegt ausschließlich der Leitung, die Übung jederzeit zu unterbrechen oder unter bestimmten Umständen vorzeitig zu beenden. Dies kann der Fall sein, wenn sich für die Beteiligten eine unvorhergesehene Gefährdung ergibt oder außerplanmäßig größere Sachschäden drohen.

FeuerwehrplanDownload Serie Übungen: Erfahren Sie, wie Übungsziele definiert, Szenarien entwickelt, Übungslevels bestimmt, die Sicherheit berücksichtigt und die „Botschaft“ formuliert werden.

Übung auswerten

Für die Beteiligten ist es wichtig, ein objektives und nachvollziehbares Feedback zu erhalten. Nur so können Fehler erkannt und bei künftigen Einsätzen vermieden werden. Den beteiligten Einsatzkräften sollten bereits bei Übungsende erste Erkenntnisse mitgeteilt werden. Hierbei ist sehr sensibel vorzugehen. So dürfen keine Einzelpersonen öffentlich negativ kritisiert werden.

Stattdessen ist es ratsam, allgemeine Verbesserungspotentiale darzulegen. Dies steigert die Motivation zu weiteren Übungen, da die Teilnehmer sofort Verbesserungsvorschläge bekommen und jeder seine durchgeführten Maßnahmen reflektieren kann. Allen Beteiligten muss zudem die Möglichkeit gegeben werden, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse den Beobachtern mitzuteilen.

Wünschenswert ist es, die Übung mit denselben Kräften möglichst gleich im Anschluss noch einmal durchzuführen. So kann jeder Teilnehmer die gewonnenen Erkenntnisse umsetzen und im zweiten Durchgang die alten Fehler vermeiden.

Erkenntnisse in Einsatzpläne übernehmen

Die Erkenntnisse der Übungsbeobachter bilden die Basis für den nächsten Schritt: Die gewonnenen Erkenntnisse müssen zeitnah in den Einsatzplänen aufgenommen werden. Im Abstand von ein bis zwei Jahren sind die Pläne sodann auf ihre Funktionalität und Praktikabilität hin zu überprüfen. Im Rahmen dessen muss auch kontrolliert werden, ob hinterlegte Telefonnummern noch aktuell sind und Dienststellen erreicht werden können.

Die Überprüfung muss nicht immer im Rahmen einer Übung erfolgen. Zum Teil genügt es, wenn einzelne Aspekte wie zum Beispiel die Erreichbarkeit wichtiger Personen anlässlich einer Dienstbesprechung überprüft werden. Auch dadurch werden alle Beteiligten regelmäßig an die Bedeutung des Katastrophenschutzes erinnert und sensibilisiert.

Dynamische Einsatzsimulation

Eine denkbare Option kann es sein, solch einen Fall im Vorfeld als dynamische Einsatzsimulation durchzuspielen. Eine dynamische Einsatzsimulation richtet sich primär an Führungskräfte und findet üblicherweise nicht im Freien als Vollübung, sondern in einem Raum statt. Patienten existieren deshalb auch nur in Form laminierter Karten. Aufkleber auf den Karten verdecken den medizinischen Zustand des Betroffenen und dessen Entwicklung über einen gewissen Zeitraum. Dieser erstreckt sich über fünf Phasen à 15 bis 20 Minuten.

Ein Set an Kladden und Aufklebern simuliert die Rettungsmittel – RTW, NEF, aber auch GW-SAN. Ferner wird differenziert zwischen tragbarem Material und Material, was im Schrank bleibt.

Countdown-Zähler stellen die Einsatzkräfte dar. Im regulären Fall wird im Verhältnis 1:1 geübt. Das bedeutet, ein Spieler hat eine Uhr und „spielt“ somit eine Einsatzkraft. Bei erfahrenen Gruppen kann man auch in einem 2:1-Verhältnis arbeiten. Dann bedient ein Spieler zwei Uhren und simuliert entsprechend zwei Einsatzkräfte.

Die Uhr dient aber nicht nur der Darstellung der Einsatzkräfte, sondern auch dem Zeitmanagement. Soll zum Beispiel ein Zugang gelegt werden, ist der Spieler an eine vordefinierte Zeit gebunden. Diese Zeit wird auf dem Countdown-Zähler eingegeben. Bis dass dieser klingelt, kann die Einsatzkraft keine weiteren Maßnahmen ausführen.

Mit der Simulation können auch die Themen „Vorsichtung“ und „Sichtung“ trainiert werden. Durch die verschiedenen Verletzungen und den dynamischen Verlauf der Patienten (sie reagieren auf die Maßnahmen) ist es erforderlich, regelmäßig eine Priorisierung vorzunehmen.

Damit möglichst viele mit diesem System üben können, bietet die DRK-Landesschule Nordrhein in Ahrweiler eine Trainerschulung für diese dynamische MANV-Simulationen an.

(Text und Foto: Uwe Kippnich, Dozent im Rettungsdienst, Krankenpfleger, OrgL, Örtlicher Einsatzleiter, EU-Team-Leader; 28.03.2018)[2617]

Herzrhythmusstörungen – was Sie wissen sollten

$
0
0

Frankfurt/Main (rd_de) – Allein in Deutschland werden jedes Jahr über 400.000 Patienten aufgrund von Herzrhythmusstörungen in Kliniken eingeliefert. Laut dem „Herzbericht 2016“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie steigt gerade bei der Herzrhythmusstörung die Sterblichkeit weiter an. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Etwa 1,8 Millionen Menschen leiden darunter in Deutschland. Hier die wichtigsten Fakten zu Herzrhythmusstörungen.

Das Herz:

Es befördert das Blut durch unseren Kreislauf und versorgt damit die Organe unseres Körpers mit Sauerstoff, Nährstoffen und anderen lebensnotwendigen Substanzen. Das Herz ist ein Hohlmuskel, der sich regelmäßig 60- bis 90-mal pro Minute (100.000-mal pro Tag) zusammenzieht und wieder erschlafft. Dabei werden 4 – 6 Liter Blut pro Minute (rund 7.000 Liter am Tag) durch die Blutgefäße gepumpt.

Vorhofflimmern:

Blutgerinnsel im linken Vorhof.

Blutgerinnsel im linken Vorhof.

Häufigste Herzrhythmusstörung, etwa 1,8 Million Betroffene in Deutschland, in Europa etwa 9 Millionen, verursacht 30.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland.

Das Herz gerät dabei völlig aus dem Takt; es rast mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute, selten sogar noch schneller. Oft sind Herzstolpern und Herzrasen verbunden mit innerer Unruhe, Angstgefühlen, Abgeschlagenheit, einer Neigung zu schwitzen, Atemnot und einer Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Herzfrequenz:

Normale Herzschlagfolge: 60 – 90 Schläge pro Minute. Bei seelischer oder körperlicher Belastung: 160 bis 180 Schläge pro Minute, Anstieg normal. Nachts sinkt die Herzfrequenz auf 45 – 55 Schläge pro Minute. Als untere Grenze zum krankhaften Befund gelten etwa 40 Schläge pro Minute. Als krankhaft gilt, wenn es zu einem schlagartigen Umspringen von normaler Herzschlagfolge auf sehr hohe/sehr niedrige Herzfrequenz kommt.

Das Risiko, von Vorhofflimmern betroffen zu werden, steigt mit dem Alter. Die Häufigkeit liegt bei Menschen unter 50 Jahren deutlich unter 1%, bei den über 60-Jährigen liegt sie bei 4-6% und bei den über 80-Jährigen bei 9-16%.

Akuter Herzinfarkt:

Ein akuter Herzinfarkt kann durch die entstandene Gewebeschädigung am Herzen eine Ursache für Herzrhythmusstörungen sein. Wenngleich die Sterblichkeit bei Herzrhythmusstörungen weiter zunimmt, geht das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, weiter zurück. Zwischen den Jahren 1990 und 2013 ist laut „Herzbericht 2015“ ein Rückgang um rund 40 Prozent festzustellen.

Dazu tragen unter anderem verbesserte therapeutische Maßnahmen wie beispielsweise ein Notfall-Kathetereingriff bei. Ebenso konnte die Zeit im Rettungswagen bis zum Erreichen des Krankenhauses verkürzt und das Notarztsystem in den letzten Jahren ausgebaut werden.

Herzschrittmacher:

Er gibt bei starker Verlangsamung des Herzschlags regelmäßig elektrische Impulse ab und erregt dadurch das Herz so, dass es sich zusammenzuzieht. Der erste Herzschrittmacher wurde im Jahre 1958 implantiert. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 108.193 Herzschrittmacher implantiert (stationär).

Defibrillator:

Mit Hilfe eines Defibrillators wird Kammerflimmern durch elektrische Schocks beendet. Bei Herzrasen und zu langsamen Herzschlagfolgen gibt er die rettenden Impulse. Bei implantierten Defibrillatoren wird ein Langzeit-EKG aufgezeichnet, das kontinuierlich auch alle Herzrhythmusstörungen seines Trägers registriert. Neuere Geräte können sich selbst überwachen. Der erste Defibrillator wurde im Jahre 1980 implantiert. Implantationen (stationär) in Deutschland: 58.677 ICD im Jahr 2014.

Katheterablation:

Hierbei werden Herzzellen mithilfe der Kathetertechnik gezielt durch Hochfrequenzstrom oder Kälte so verödet, dass Herzrhythmusstörungen nicht mehr entstehen können. Weltweit wird dieses Verfahren jährlich bei mehr als 100.000 Patienten durchgeführt.

Reizleitungssystem des Herzens.

Reizleitungssystem des Herzens.

Plötzlicher Herztod:

In Deutschland wird die Zahl der Menschen, die einem plötzlichen Herztod erliegen, je nach Definition mit 65.000 bis 200.000 (pro Jahr) angegeben. In etwa 80% der Fälle wird der Herz-Kreislauf-Stillstand durch eine sehr schnelle Herzrhythmusstörung (Kammertachykardie, Kammerflattern, Kammerflimmern) hervorgerufen. Von 100 Menschen, die einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden, werden lediglich acht erfolgreich wiederbelebt. In 75% der Fälle liegt dem Plötzlichen Herztod eine koronare Herzkrankheit zugrunde, die durch Verengungen in den Herzkranzgefäßen charakterisiert ist.

Erste Hilfe:

  1. Vergewissern Sie sich, dass die betroffene Person bewusstlos ist, indem sie nicht auf lautes Zurufen, auf Zwicken oder Kneifen reagiert und nicht normal atmet. Wichtig: Schnappen und Röcheln gelten nicht als normale Atmung!
  2. Rufen Sie als nächstes den Rettungsdienst über die Nummer 112.

    Den Rettungsdienst über die Nummer 112 verständigen.

  3. Danach beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung. Verschwenden Sie keine Zeit damit, nach dem Puls zu suchen!
  4. Legen Sie die betroffene Person auf den Rücken auf eine harte Unterlage (am besten auf den Boden).
  5. Greifen Sie mit einer Hand an die Stirn der bewusstlosen Person und heben mit der anderen das Kinn leicht an. Prüfen Sie, ob Speisereste oder etwas anderes im Mund sind und die Atemwege blockieren. Entfernen Sie Fremdkörper.

    Der bewusstlosen Person wird das Kinn leicht angehoben.

    Der bewusstlosen Person wird das Kinn leicht angehoben.

  6. Führen Sie sofort die Herzdruckmassage durch. Dazu knien Sie sich neben die bewusstlose Person. Legen Sie einen Handballen in der Mitte zwischen den Brustwarzen auf das Brustbein. Dann legen Sie den Handballen der anderen Hand auf Ihre erste Hand und strecken die Ellbogen durch. Jetzt drücken Sie mit Unterstützung durch Ihr eigenes Gewicht das Brustbein mindestens 5 cm tief ein und lassen dann den Druck wieder nach, so dass das Brustbein wieder in seine Ausgangslage zu rückkehren kann. Darauf folgt die nächste Herzdruckmassage. Das Tempo ist optimal, wenn Sie das Brustbein pro Minute mindestens 100-mal eindrücken.
    Das Brustbein pro Minute mindestens 100-mal eindrücken.

    Das Brustbein pro Minute mindestens 100-mal eindrücken.

    Das sind fast zwei Kompressionen pro Sekunde. Setzen Sie die Herzdruckmassage fort, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sind mehrere Helfer anwesend, wechseln Sie sich alle 2 bis 3 Minuten ab, denn Herzdruckmassage ist anstrengend.

    Das Brustbein wird mindestens 5 cm tief eingedrückt.

    Das Brustbein wird mindestens 5 cm tief eingedrückt.

  7. Wenn Sie in Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgebildet sind und die Mund-zu-Mund-Beatmung sicher beherrschen: Beginnen Sie ebenso mit der Herzdruckmassage. Nach 30-maligem Drücken werden dann zwei Atemspenden gegeben. Wiederholen Sie diese beiden Schritte aus 30-mal Herzdruckmassage und 2-mal Atemspenden so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.

(Informationen, Grafiken und Fotos: Deutsche Herz-Stiftung; Titelfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 29.03.2018, [2406]) 


PSNV für Rettungsfachkräfte: eine Todesnachricht überbringen

$
0
0

Bremen (rd_de) – Der Tod eines jungen Menschen birgt immer eine besondere Tragik in sich. Notärzte, Rettungsfachkräfte und Mitarbeiter von PSNV-Teams müssen deshalb wissen, wie sie eine Todesnachricht überbringen, wenn ein Kind verstorben ist. Was es zu berücksichtigen und vermeiden gilt, erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Der Tod eines jungen Menschen hinterlässt die Hinterbliebenen, aber auch die Helfer hilflos und oft sprachlos. Kommt die Nachricht, dass das eigene Kind von einem Unfall oder einem „Großschadensereignis“ betroffen sein könnte, konzentrieren sich die Familien meist auf wenige wichtige Fragen:

•    Lebt mein Kind?
•    Ist es verletzt und wenn ja, wie schwer?

Die Angehörigen brauchen dann möglichst rasch genaue, sachliche Informationen über das Geschehen. Wer eine Todesnachricht überbringen muss, sollte die Information so schnell und deutlich wie möglich mitteilen.

Hinterbliebene sind auch unter Schock in der Regel klar im Denken und Aufnehmen. Sie wissen, was sie wollen, und spüren instinktiv, wie viel sie verkraften können. In dieser ohnehin traumatischen Situation wird ihre Hilflosigkeit verstärkt, wenn wohlmeinende Helfer sie entmündigen und ihnen vorschreiben, was zu tun ist oder wie sie sich zu verhalten haben.

Die meisten Eltern haben zunächst nur einen Wunsch: das Kind so schnell wie möglich zu sehen, es vielleicht in den Arm zu nehmen, einfach bei ihm zu sein. Diese Möglichkeit sollte jeder Hinterbliebene sobald als möglich haben, auch wenn der Verstorbene schwer verletzt ist. Es gibt hier nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel Brandopfer.

Genauso ist zu respektieren, wenn die Angehörigen es sich nicht zutrauen, den Toten nochmals anzuschauen. Der Begleitende kann Hilfsangebote machen. Beispiel: „Ich begleite Sie, damit Sie nicht alleine sind.“ Er sollte aber keinesfalls einen klar geäußerten Wunsch beeinflussen.

Die meisten wissen, dass es keine lindernden Worte für Eltern gibt, deren Kind gerade gestorben ist. Trotzdem kann das Verlangen, etwas Tröstliches sagen zu wollen, übermächtig werden, schon allein um das schreckliche Schweigen zu brechen. Doch in der akuten Situation gibt es keine Worte des Trostes, die gut tun. Sie helfen lediglich dem Begleiter in seiner eigenen Hilflosigkeit.

Todesnachricht überbringen – das ist zu berücksichtigen:

•    Informieren Sie die Angehörigen so schnell wie möglich.
•    Sprechen Sie klar und deutlich. Wiederholen Sie die Information, falls notwendig. Versuchen Sie, behutsam Blickkontakt herzustellen.
•    Sagen Sie die Wahrheit, auch wenn sie schwer ist und es Ihnen schwerfällt.
•    Nennen Sie den Verstorbenen beim Namen, denn er ist als Person präsent.
•    Geben Sie den Hinterbliebenen die Möglichkeit, den Verstorbenen anzusehen.
•    Versuchen Sie genau hinzuhören und zu spüren, was die Trauernden/Traumatisierten brauchen und wollen.
•    Denken Sie an praktische Hilfsangebote, delegieren Sie wenn möglich.
•    Vergessen Sie nie, die Geschwisterkinder mit zu betreuen.
•    Achten Sie die Grenzen der Betroffenen.
•    Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen und holen Sie sich Hilfe, wenn Sie diese brauchen.

Todesnachricht überbringen – das ist zu vermeiden:

•    Vermeiden Sie leere Worte und falsche Tröstungsversuche.
•    Bestimmen Sie nicht, was für die Trauernden/Traumatisierten gut ist, denn Sie wissen es nicht.
•    Vermeiden Sie das Wort „müssen“.
•    Vermeiden Sie jede Form von Schuldzuweisung.
•    Urteilen Sie nie über Reaktionen oder Verhaltensweisen der Hinterbliebenen.
•    Verfallen Sie nicht aus Hilflosigkeit in Aktionismus.
•    Überlassen Sie die Angehörigen nach der traumatischen Situation nicht sich selbst, sondern sorgen Sie für ein stabilisierendes Umfeld.
•    Lassen Sie nicht bei Betroffenen das Gefühl entstehen, abgeschoben und abgewiesen zu werden.
•    Vermeiden Sie scheinbare Hektik, schauen Sie nicht auf die Uhr.
•    Vermeiden Sie eine allzu starke Identifikation mit den Hinterbliebenen, indem Sie Ihre Aufgabe abschließen.

Text: Hanne Shah, 1. Vorsitzende des Arbeitskreises trauernde Eltern und Geschwister in Baden-Württemberg (ATEG-BW ist Regionalstelle von VEID/Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland); Beate Bahnert, Pressesprecherin des Bundesverbandes Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland; Symbolfoto: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 03.04.2018 [2831]

Akute Appendizitis: Zeichen und Diagnostik

$
0
0

Appendizitis_580Bremen (rd_de) – Eine akute Appendizitis ist eine Entzündung des Blinddarms. Die Erkrankung tritt mit einer Häufigkeit von 100 pro 100.000 Einwohner im Jahr auf – und keinesfalls nur bei Kindern, wie mancher glaubt.

Rund sieben Prozent der Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Blinddarmentzündung.

Der allgemein bekannte Schmerz im rechten Unterbauch ist eigentlich erst die zweite Beschwerdephase. Meist beginnt die Symptomatik einer akuten Appendizitis mit Schmerzen im Epigastrium und in der Region um den Bauchnabel. Erst danach verlagern sie sich in Richtung des Blinddarms. Begleitend leiden die Patienten unter Übelkeit, Unwohlsein und Erbrechen. Zusätzlich treten die allgemeinen Symptome eines Infektes wie Fieber, Verschlechterung des Allgemeinzustands und Tachykardie auf.

Titel_RM_eDossier2015_Antiemetika_100Übelkeit? Erbrechen? Alles Wichtige zu diesen Symptomen in unserem eDossier „Rettungsdienst: Welches Medikament gegen Übelkeit?“

Allgemein bekannt ist der McBurney-Punkt im rechten Unterbauch, an dem sich der typische Loslassschmerz provozieren lässt. Der Lanz-Punkt liegt im linken Unterbauch und kann bei Druckschmerzhaftigkeit ebenfalls auf die Erkrankung hinweisen.

Bei Kindern denken viele bei dieser Symptomkonstellation sofort an eine akute Appendizitis. Aber auch bei älteren Patienten kommt dieses Krankheitsbild vor und darf in den differenzialdiagnostischen Überlegungen eines Akuten Abdomens nicht fehlen.

Nach wie vor erfolgt bei einem ausreichend begründeten Verdacht die zeitnahe operative Entfernung des Blinddarmes (Appendektomie). Ein abwartendes Vorgehen mit konservativer Therapie kann begründet sein. Allerdings zeigt sich bei knapp einem Drittel der Patienten bei einer Operation bereits eine Appendix-Perforation. Diese geht mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu zehn Prozent einher.

(Text: Dr. Philipp Prause, Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Chirotherapie; Symbolfoto: Markus Brändli; 06.04.2018) [2396]

Kohlenmonoxid-Melder: Warum ein CO-Messgerät so wertvoll ist

$
0
0

BilderBremen (rd_de) – Immer wieder sorgen Fälle für Schlagzeilen, bei denen Personen eine starke Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten haben. Da das giftige Kohlenmonoxid-Gas sowohl farb- als auch geruchslos ist, sind die eintreffenden Rettungskräfte auf ein CO-Messgerät – auch Kohlenmonoxid-Melder genannt – angewiesen. Andernfalls würden sie umgehend selbst zum Kohlenmonoxid-Opfer.

Tritt Kohlenmonoxid aus, schützt sich die Feuerwehr mit umluftunabhängigen Atemschutzgeräten. Der Rettungsdienst hat diese Möglichkeit in der Regel nicht. Der Rettungsassistent, Notfallsanitäter oder Rettungssanitäter muss insofern frühzeitig an die Gefahr denken – oder sich durch einen Kohlenmonoxid-Melder warnen lassen.

Bei einem Kohlenmonoxid-Melder handelt es sich in der Regel um ein Eingasmessgeräte. Ein solches CO-Messgerät ist klein, robust, ergonomisch und wartungsarm. Die Melder haben die Größe eines Handys und überwachen permanent die Umgebungsluft hinsichtlich einer zu hohen Kohlenstoffmonoxid-Konzentrationen. Sollte der kritische Grenzwert erreicht werden, warnt der Kohlenmonoxid-Melder die Einsatzkräfte mittels optischem und akustischem Alarm sowie Vibration.

 

Download CO-Warngeräte: Mobile CO-Warngeräte im Überblick. Wie sich Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes mit Hilfe der Warngeräte vor den Gefahren des Kohlenmonoxid-Gases schützen können.

 

Kohlenmonoxid-Melder: regelmäßig testen

Eingas-Messgeräte haben bei dauerhaft eingeschaltetem Betrieb eine Standzeit von mindestens 13 Monaten ohne Batteriewechsel und müssen in Deutschland halbjährlich kalibriert werden. Die Hersteller empfehlen zusätzlich einen regelmäßigen Anzeigetest zur Kontrolle der Funktionstüchtigkeit. Dieser kann mit einer Test-Station automatisiert bei Schichtbeginn durchgeführt werden. Während des Tests wird eine definierte Konzentration Kohlenstoffmonoxid auf den Sensor gegeben und so geprüft, ob dieser auf das Gas ordnungsgemäß reagiert und das CO-Messgerät den Alarm korrekt anzeigt. Nur die regelmäßige Überprüfung der Melder garantiert die Sicherheit der Einsatzkräfte.

Die Einsatzkräfte tragen den Kohlenmonoxid-Melder an der Einsatzkleidung oder zum Beispiel am Notfallrucksack. Die Befestigung am Rucksack hat den Vorteil, dass das CO-Messgerät immer mitgeführt werden kann, es die Einsatzkräfte aber nicht zusätzlich behindert.

Der Einsatztoleranzwert für Kohlenstoffmonoxid liegt bei 33 ppm (parts per million). Unterhalb dieses Werts ist die Leistungsfähigkeit der Rettungskräfte bei einem etwa vierstündigen Einsatz nicht beeinträchtigt. Liegt der Wert darüber, müssen sich die Helfer schützen. So ist beispielsweise beim Eingasmessgerät für Kohlenstoffmonoxid Pac 5500 der Voralarm bei 30 ppm und der Hauptalarm bei 60 ppm voreingestellt. Diese Schwellenwerte des Melders lassen sich auch individuell anpassen.

Zum Hintergrund: Kohlenmonoxid wird hauptsächlich über die Atemwege aufgenommen. Die Toxizität besteht darin, dass CO stärker an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin bindet als Sauerstoff und somit den Sauerstofftransport im Blut einschränkt. Die lokale Sauerstoff-Unterversorgung schädigt das Gewebe. Organe mit einem hohen Sauerstoffbedarf wie Herz und Gehirn sind davon besonders betroffen. Speziell Kinder sind gefährdet. Sie haben aufgrund ihres schnelleren Stoffwechsels einen erhöhten Sauerstoffbedarf und nehmen so schneller als Erwachsene schädliche Konzentrationen auf.

Symptome einer CO-Vergiftung:

< 15 – 20% COHb: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Sehstörunge
21- 40% COHb: Verwirrtheit, Synkopen, Brustschmerz, Atemstörungen, Tachykardie, Tachypnoe, Schwäche
41 – 59% COHb: Arrhythmien, Blutdruckabfall, Atemstillstand, Lungenödem, Krampfanfälle, Herz-/Kreislaufstillstand
> 60% COHb: Tod

Der Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) veröffentlichte vor Kurzem das Infoblatt „Einsatz von Kohlenmonoxidwarngeräten bei Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen“.

Das Infoblatt ist an der Praxis orientiert. Es soll Führungskräfte der Hilfeleistungsorganisationen und Feuerwehren bei der Einsatzplanung und Einsatzdurchführung im Zusammenhang mit Kohlenmonoxid-Freisetzungen unterstützen. Übersichtlich und grafisch ansprechend erläutert es wichtige Punkte, die beim Einsatz des Kohlenmonoxid-Melder zu beachten sind und gibt Hinweise für den Eigenschutz und die Gefahrenabwehr.

Das Info-Blatt kann unter folgendem Link kostenfrei herunterladen werden:

Einsatz von Kohlenmonoxidwarngeräten bei Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen

(Text: Leif Brünslow, Rettungssanitäter, BSc. der Sicherheitstechnik; Symbolfotos: Dräger; zuletzt aktualisiert: 09.04.2018)[2570]

Mehr zum Thema Kohlenmonoxid-Melder:

Fachempfehlung zu Einsätzen mit Kohlenmonoxid

SAMPLER-Anamnese: Dem Notfall auf den Grund gehen

$
0
0

SAMPLER_Anamnese erhebenBremen (rd–de) – Dient das ABCDE-Schema der schnellen, strukturierten Beurteilung eines (Notfall-)Patienten, gehen Notfallsanitäter oder Rettungssanitäter mit Hilfe der SAMPLER-Anamnese einen Schritt weiter. Sie versuchen – allein mit Fragen –, den Zustand des Betroffenen auszuloten. Deshalb wird das SAMPLER-Schema auch als Secondary Survey (zweite Übersicht) oder Assessment (Bewertung) bezeichnet.

Das SAMPLER-Schema ist also ein anderer Begriff für eine sehr gründliche Untersuchung des Patienten und stellt insofern die Ergänzung zum ABCDE-Schema dar. Primär wird das SAMPLER-Schema bei internistischen Patienten angewandt. Handelt es sich um einen Trauma-Patienten, kann die reduzierte Form des AMPLE-Algorithmus genutzt werden.

Bei dem Namen SAMPLE handelt es sich um ein so genanntes Akronym, also eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Kriterien bildet. Nebenbei lässt sich der englische Begriff (to sample = abfragen) leicht merken.

Aus Zeitgründen kann eine SAMPLER-Anamnese – anders als das ABCDE-Schema – nicht bei jedem Patienten durchgeführt werden. Mitunter hindern dringende, das heißt lebensrettende Maßnahmen das Rettungsteam daran, das SAMPLER-Schema anzuwenden. Sofern möglich, sollte aber daran gedacht und beispielsweise bei einem bewusstlosen Patienten als Fremdanamnese erhoben werden.

SAMPLER-Schema: S wie Signs and Symptoms (Befunde und Symptome)

Im ersten Schritt werden alle bereits festgestellten Befunde und Symptome zusammengefasst. Hierfür bietet sich wiederum das OPQRST-Schema an. Dabei können die subjektiven Beschwerden des Patienten nochmals genauer erfragt werden.

„Notfall kompakt“Serie Notfall kompakt nennt sich eine beliebte und erfolgreiche Serie im Rettungs-Magazin. In ihr werden alle klassischen Notfälle vorgestellt, mit denen sich Rettungskräfte im Einsatz konfrontiert sehen. Die Serie steht auch in elektronischer Version zur Verfügung. So lässt sich „Notfall kompakt“ als preiswertes Nachschlagewerk zum Beispiel auch auf dem Smartphone lesen.

SAMPLER-Schema: A wie Allergies (Allergien)

Leidet der Betroffene unter ihm bekannten Allergien? Diese relativ simple Frage zielt vor allem auf zwei Punkte ab: 1. muss eine Allergie bei der eventuell nachfolgenden Medikation berücksichtigt werden. 2. könnte die Allergie der (Mit-)Auslöser für den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten sein.

SAMPLER-Schema: M wie Medication (Medikation)

Die Frage nach der Medikation sollte sogfältig geschehen. Zum einen will der Notfallsanitäter erfahren, ob der Patient regelmäßig (verschreibungspflichtige) Medikamente einnimmt. Gerinnungshemmer, Schmerzmittel oder Blutdrucksenker lassen wichtige Rückschlüsse auf Vorerkrankungen zu. Außerdem wird geklärt, ob eventuell vergessen wurde, das Medikament zur vorgeschriebenen Zeit einzunehmen, oder ob es womöglich zu hoch dosiert worden ist. Handelt es sich wiederum um ein Antibiotikum, könnte eine Unverträglichkeitsreaktion die Ursache für den akuten Zustand sein.

Andererseits darf das Rettungsteam nicht nur an klassische Medikamente denken. Auch die Frage nach rezeptfreien Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln (Allergie-Risiko) oder Drogen gehört unter dem Punkt M im Rahmen des SAMPLER-Schemas abgeklärt.

SAMPLER-Schema: Past Medical History (Anamnese)

Der Notfallsanitäter erkundigt sich auch nach der medizinischen Vorgeschichte des Patienten. Das heißt, er möchte zum Beispiel wissen, ob und ggf. welche Vorerkrankungen bekannt sind, ob in letzter Zeit Operationen durchgeführt wurden und ob sich der Betroffene augenblicklich wegen einer akuten Erkrankung in ärztlicher Behandlung befindet.

Im Rahmen dessen sollte nicht vergessen werden, den Patienten zu fragen, ob er die gleichen oder sehr ähnliche Beschwerden wie jetzt auch früher bereits schon einmal hatte.

SAMPLER-Schema: L wie Last Meal (letzte Mahlzeit)

Genaugenommen geht es hier nicht um das letzte Essen, das der Patient eingenommen hat, sondern die letzte Nahrungsaufnahme insgesamt – also auch, wann und was er zum Beispiel getrunken hat. Bestimmte Nahrungsmittel können klassische Symptome auslösen, sodass das Rettungsteam über eine bestimmte Speise womöglich der Ursache von Beschwerden auf die Spur kommt (Koliken zum Beispiel).

Das ist der primäre Grund, weshalb man sich nach der letzten Nahrungsaufnahme erkundigt. Eher sekundär ist diese Information für eine mögliche Narkose. Heute werden Notfallpatienten in der Regel grundsätzlich als nicht-nüchtern behandelt.

Das praktische Schnellerfassungschart für Rettungskräfte

 

Das Rapid Rescue Documentation Chart (RRDC) ist eine handliche Dokumentationshilfe für Rettungskräfte und besteht aus 50 Blättern im handlichen A6-Format.

 

Kaufen Sie ab 100 Stück zum Preis von je 2,00 € und sparen 32

>> Gleich im Rettungs-Magazin Shop bestellen! <<

SAMPLER-Schema: E wie Events Prior to Incident (Ereignisse vor den Notfall)

Welches Ereignis ist dem Notfall unmittelbar vorangegangen? Gab es unter Umständen einen auslösenden Faktor? Kann sich der Patient daran erinnern? All dies ist für die behandelnden Rettungsdienst-Mitarbeiter wichtig zu wissen. So lassen sich womöglich die Ursachen für einen Krampfanfall, Sturz oder Verkehrsunfall ergründen.

SAMPLER-Schema: R wie Risk Factors (Risikofaktoren)

Die Frage nach den Risikofaktoren zielt darauf ab, herauszufinden, ob der Patient einer bestimmten Risikogruppe zuzuordnen ist. Ist er zum Beispiel Diabetiker, Alkoholiker, schwanger, übergewichtig oder hat er einen zu hohen Blutdruck?

Tipp: Manche Erkrankungen sind vererbbar, sodass es Sinn ergibt, sich nach bekannten Krankheiten innerhalb der nächsten Verwandten zu erkundigen.

(Text: Lars Schmitz-Eggen, Rettungsassistent, Chefredakteur Rettungs-Magazin; Symbolfoto: Markus Brändli; 10.04.2018) [1719]

Praktikum an Lehrrettungswachen

$
0
0

Praktikum LehrrettungswacheBremen (rd_de) – Bei der 520-stündigen Ausbildung zum Rettungssanitäter ist auch ein Praktikum an einer Rettungswache vorgesehen. Nicht überall ist vorgeschrieben, dass dieses Praktikum an einer Lehrrettungswache zu erfolgen hat. Doch es ist wünschenswert. Weshalb, lesen Sie hier.

Angehende Rettungssanitäter (RS) kommen an einem Wachenpraktikum nicht vorbei. Mindestens 160 Stunden müssen nachgewiesen werden, davon möglichst die Hälfte an einer Wache mit Notarztdienst. Insgesamt soll der Praktikant Erfahrungen sowohl auf einem Krankentransportwagen (KTW) als auch Rettungswagen (RTW) oder Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) sammeln. Diese Erfahrungen sind wichtig für seine Ausbildung.

Download Praktikum im Rettungsdienst: Die Ausbildung ist zu Ende, der Einsatz kann kommen. Rettungsdienst hat aber viel mit Erfahrung zu tun. Zum Glück gibt’s Tipps, die den Einstieg erleichtern.

Fragen an ein Praktikum im Rettungsdienst:

• Welche Voraussetzungen muss eine Lehrrettungswache erfüllen?
• Wie und wo finde ich einen Praktikumsplatz?
• Wie erkenne ich eine gute Lehrrettungswache?
• Welche Rolle spielt der Lehrrettungsassistent bzw. Praxisanleiter?
• Welche technische und räumliche Ausstattung muss die Wache besitzen?
• Gibt es ein Abschlussgespräch?

Praktikum an einer Lehrrettungswache: die Voraussetzungen

Lehrrettungswachen sind personell und materiell darauf ausgerichtet, Berufsanfängern das erforderliche praktische Wissen zu vermitteln. Von diesen Besonderheiten abgesehen, handelt es sich um „normale“ Rettungswachen, an denen zumindest ein Rettungswagen im 24-Stunden-Betrieb vorgehalten werden muss.

Die Entscheidung, ob sich eine Wache „Lehrrettungswache“ nennen darf, trifft die zuständige Behörde. In manchen Ländern wird die Zulassung zum Beispiel vom Innen- oder Sozialministerium geregelt. In anderen liegt die Zuständigkeit bei den Bezirksregierungen oder Landkreisen bzw. kreisfreien Kommunen. Durch das Notfallsanitätergesetz haben sich die Kriterien für Lehrrettungswachen verschärft.

Praktikumsplatz: Wie und wo finden?

Obwohl ein Praktikum im Rahmen der Ausbildung vorgeschrieben ist, heißt das nicht, dass die ausbildende Rettungsdienstschule oder der entsendende Verband automatisch Praktikumsplätze an Rettungswachen vermittelt. Für angehende Notfallsanitäter ist dies vorgeschrieben, für Rettungssanitäter hingegen nicht. Es spricht insofern für die Lehranstalt, wenn sie dem RS-Schüler Wachen benennt, mit denen sie regelmäßig kooperiert und die bevorzugt Praktikanten dieser Schule aufnehmen. Dadurch dürfte sichergestellt sein, dass die Lehrrettungswache über den Wissensstand des neuen Praktikanten orientiert ist.

In der Regel bekommen die Schüler von der Rettungsdienstschule aber nur eine mehr oder minder umfangreiche Liste mit Adressen von Lehrrettungswachen. Es bleibt dann den Schülern überlassen, sich selbst um einen freien Platz zu kümmern. Ob die Bewerbung um einen Praktikumsplatz an den Kreis- bzw. Ortsverband der Hilfsorganisation oder die Wache geschickt werden muss, ist unterschiedlich geregelt.

Download Krankenhaus-Praktikum: Jeder im Rettungsdienst muss ein Krankenhaus-Praktikum absolvieren. Hier lesen Sie, wie’s ein Erfolg wird.

Praktikum an einer Lehrrettungswache: Wie man eine gute Lehrrettungswache erkennt

Abgesehen von subjektiven Faktoren, nach denen man sich für oder gegen bestimmte Lehrrettungswachen entscheidet (zum Beispiel Nähe zum Heimatort), gibt es auch objektiv wichtige Gründe, auf die jeder achten sollte.

Die „Gemeinsamen Grundsätze der ausbildenden Hilfsorganisationen (ASB, DRK, JUH, MHD) für die Ausbildung von Praktikanten an Lehrrettungswachen“ liefern wichtige Anhaltspunkte. Neben den genannten Organisationen richten sich heute auch viele Rettungsdienste in privater oder kommunaler Trägerschaft nach diesen Empfehlungen.

Ein wichtiges Kriterium stellen die personellen Voraussetzungen dar. So sollte jede Lehrrettungswache über einen Arzt mit Rettungsdiensterfahrung verfügen. Der Arzt muss nicht permanent auf der Wache anwesend sein. Seine Aufgabe ist es vielmehr, für eine einheitliche Lehre auf Grundlage der allgemein anerkannten Ausbildungsvorschriften an der Wache zu sorgen. Dadurch wird sichergestellt, dass dem Praktikanten bestimmte Maßnahmen von mehreren Personen nicht widersprüchlich erklärt werden und er in die Lage versetzt wird, seine Kenntnisse später auch in anderen Rettungsdienstbezirken anzuwenden.

Praktikum an einer Lehrrettungswachen: Technische und räumliche Ausstattung

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wahl der Lehrrettungswache ist die technische und räumliche Ausstattung. Die Vorhaltung eines, in den öffentlichen Rettungsdienst eingebundenen RTW ist vorgeschrieben. Je Rettungswagen und Schicht sollte nur ein Praktikant eingeplant sein. Werden zusätzlich auch KTW und Notarzteinsatzfahrzeug vorgehalten, erweitert das die Möglichkeiten, praktische Erfahrungen auf verschiedenen Rettungsmitteln zu sammeln.

Download Skills-Training: Die wichtigsten Fertigkeiten (Skills), die Notfallsanitäter kennen und beherrschen müssen.

Von den Fahrzeugen abgesehen, muss ein Raum vorhanden sein, der für Unterrichtszwecke geeignet ist. Er muss eine ausreichende Größe haben, um zum Beispiel auch mit Übungsphantomen zu arbeiten. Ferner sind Unterrichtsmittel vorzuhalten. Hierzu gehören vor allem Geräte, mit denen eine Herz-Lungen-Wiederbelebung für Erwachsene sowie Säuglinge simuliert werden kann. Auch Intubations- und Infusionstrainer sind wünschenswert.

Nachschlagewerke und andere Literaturquellen, beispielsweise digitale Datenbanken oder Internetzugang, sind wichtig. Hierdurch kann sich der Auszubildende in der einsatzfreien Zeit fortbilden und Einsätze nachbereiten. Die „Wachenbibliothek“ sollte die gängigen Lehrbücher und Fachzeitschriften ebenso wie thematische Fachbücher (Anatomie, Physiologie, spezielle Krankheitslehre usw.) umfassen und auf dem aktuellen Stand sein.

Wünschenswert am Ende des Praktikums: das Abschlussgespräch

Bevor das Praktikum beginnt, werden dem Auszubildenden der Ablauf seines Praktikums, Lernziele und besondere Regelungen an der Wache erklärt. Hierzu zählt zum Beispiel das System des Dienstplans.

Am Ende des Praktikums sollte ein Abschlussgespräch stattfinden. Es wird von dem Auszubildenden zum Beispiel mit dem Wach- oder Rettungsdienstleiter geführt. Sinn dieses Gespräches ist es, festzustellen, ob der Praktikant die Ausbildung an der Rettungswache erfolgreich absolviert hat. Eine Prüfung findet nicht statt. Die folgt im Anschluss während des Abschlusslehrgangs (40 Stunden) an der Rettungsdienstschule.

(Symbolfotos: Markus Brändli; zuletzt aktualisiert: 11.04.2018)[2622]

Viewing all 473 articles
Browse latest View live


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>